Erneuerbare Energie und Biodiversität auf unserem Geschäftshaus Steinfels

Die Zürcher Kantonalbank hat 2021die Dachfläche des Geschäftshauses Steinfels an der Josefstrasse in Zürich begrünt und mit einer Photovoltaikanlage (PV-Anlage) ausgerüstet. Sandra Schieferli, Leiterin Real Estate, gibt Auskunft über das Vorgehen, die Erfahrungen und darüber, was es zu beachten gilt bei der Umsetzung einer PV-Anlage kombiniert mit einem Gründach.

Interview: Othmar Köchle / Bilder: ZKB

Steinfels EV
Die ZKB hat Erfahrungen gemacht bei der Begrünung des Flachdachs eines Geschäftshauses im Steinfelsareal (Bild: ZKB)

Sandra Schieferli, die ZKB hat vor rund zwei Jahren das Dach des Geschäftshauses Steinfels begrünt und mit Photovoltaikmodulen bestückt. Hat sich die Investition gelohnt?

Rein ökonomisch hängt die Rentabilität einer Investition in ein Energiegründach von Faktoren wie den Kosten für die Installation, den Einsparungen bei den Energiekosten, dem Energiepreis, der Energieeffizienz des Gebäudes und der Lebensdauer der Anlage ab. Die Tatsache, dass wir den produzierten Strom komplett für den Eigengebrauch nutzen können und nicht zu tiefen Preisen zurück ins Netz einspeisen müssen, verkürzt die Amortisationszeit.

Wir verfolgen mit dem Energiegründach aber letztlich ein ganz anderes Ziel. Wir möchten in erster Linie den CO2-Fussabdruck weiter reduzieren und setzen darum, wo immer es möglich ist, auf erneuerbare Energien. Das erreichen wir mit der PV-Anlage. Zusätzlich leisten wir einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität und zur Hitzeminderung im Siedlungsraum. Wir monitoren unsere naturnah gestalteten Umgebungsflächen und können bezüglich Entwicklung der Artenvielfalt sehr erfreuliche Tendenzen beobachten. Bei einer Umgebungsgestaltung in Regensdorf konnten wir beispielsweise feststellen, dass die Anzahl der Wildbienen-Populationen innert kurzer Frist signifikant gestiegen ist. Zudem haben wir viele positive Rückmeldungen von Mitarbeitenden, Kunden und aus der Bevölkerung. Die Investition hat sich deshalb sicher gelohnt.

Unter welchen Voraussetzungen kann so ein Projekt gelingen?

Grundsätzlich braucht es das Commitment, dass eine solche Anlage trotz finanziellem Mehraufwand realisiert werden kann. Mit der Nachhaltigkeitspolitik der Zürcher Kantonalbank ist dieses Fundament gegeben. Die Bank orientiert sich an den Zielen für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs), dem Klimaübereinkommen von Paris sowie der Treibhausgasneutralität 2050. Für eine erfolgreiche Umsetzung mussten auch verschiedene bauliche und organisatorische Faktoren beachtet werden, die für eine positive ökologische Bilanz eine wichtige Rolle spielen (siehe auch Box: 5 Schlüsselaspekte für die Umsetzung einer PV-Anlage mit Gründach).

Hat sich das Objekt besonders angeboten aufgrund der architektonischen Eigenheiten?

Ursprünglich hätte aufgrund des Zustands der Abdichtung eigentlich nur die Dachhaut erneuert werden müssen. Es hat sich angeboten, im Zuge des baulichen Eingriffs zusätzlich die Wärmedämmung zu verbessern, um die Wärmeverluste zu minimieren. Mit dem Ziel einer weitergehenden Reduktion der Treibhausgasemissionen haben wir den Standort dann auf weiteres Potenzial hin untersucht. Die Analyse der Spezialisten zeigte, dass die Voraussetzungen zur Realisierung einer Pionierlösung in Form eines Energiegründaches gegeben waren. Die architektonischen Eigenheiten wie Südausrichtung und Tragfähigkeit waren ideal.

Welche Faktoren waren dafür entscheidend?

Die Tragfähigkeit der Betondecke war ausreichend, um die zusätzlichen Lasten durch die vorgesehene Vegetation, die Wasserretentionsschicht und die Energieerzeugungstechnologie aufzunehmen. Im Weiteren bot die sehr gute Ausrichtung des Daches beste Voraussetzungen für die Effizienz der Solarpanels und damit eine maximale Energieerzeugung. Und nicht zuletzt war ein sicherer Zugang zum Dach nicht nur für eine einfache Installation wertvoll, sondern auch später für die Durchführung der Wartung und allfälliger Reparaturen.

5 Schlüsselaspekte für die Umsetzung einer PV-Anlage mit Gründach

Planung und Design:

Mit den Spezialisten für PV und Biodiversität müssen die geeignete Art des Gründachs (extensiv oder intensiv) und die passende Technologie für die Energieerzeugung (Solarpanels) gefunden werden. Dabei müssen Faktoren wie die Tragfähigkeit des Daches, die Gewährleistung einer dichten Dachhaut, der Standort, die Ausrichtung und mögliche Schattenwürfe berücksichtigt werden.

Genehmigungen:

Die rechtlichen Anforderungen und benötigten Genehmigungen für die Installation des Energiegründachs müssen mit den zuständigen Behörden geklärt werden.

Auswahl der richtigen Materialien und Komponenten:

Hochwertige Materialien und die bestmögliche Technologie, angepasst an die örtlichen Anforderungen und Klimabedingungen, fördern die Nachhaltigkeit eines Energiegründaches.

Fachspezialisten für Installation und Wartung:

Spezialisierte und hoch qualifizierte Fachkräfte für die Installation und Wartung der Dachbegrünung und der Energieerzeugungstechnologie stellen die Langlebigkeit der Anlage sicher.

Monitoring und Optimierung:

Die Leistung der PV-Anlage sollte laufend überwacht werden, damit bei Bedarf Optimierungen vorgenommen werden können. Die Effizienz der Anlage kann damit sichergestellt und daneben auch der ökologische Nutzen maximiert werden.

 

Warum wurde das Gebäude nicht bereits von Anfang an so geplant?

Das Gebäude wurde vor 20 Jahren gebaut und wurde damals nur extensiv begrünt. Vor zwei Jahrzehnten waren Themen wie erneuerbare Energien, Biodiversität und Hitzeminderung noch nicht von gleicher Bedeutung wie heute. Auch fehlte es an Wissen und Awareness, die heute im Kontext des Klimawandels selbstverständlich sind.

Mit welchen Folgekosten muss gerechnet werden?

Die Folgekosten für den Unterhalt eines Energiegründaches können je nach Art des Gründaches (Art der PV-Anlage und Art der Begrünung) sowie den örtlichen Gegebenheiten variieren. Eine allgemein gültige Zahl zu nennen, würde dem Energiegründach nicht gerecht. Es müssten alle Eigenheiten sowie technischen Komponenten des Daches aufgezeigt werden. Wichtig ist, dass man die ökonomische Komponente von Anfang an einbezieht und mit den Fachspezialisten eine Gesamtbetrachtung über den ganzen Lifecycle macht. Es gilt zu beachten, dass – wie bei jedem anderen Dach – regelmässige Inspektionen und Wartungen gemacht werden müssen, um sicherzustellen, dass das Gründach ordnungsgemäss funktioniert und eventuelle Probleme frühzeitig erkannt werden können. Zur Wartung zählen die Inspektion und Reinigung der PV-Anlage und die spezifische Pflege der biodiversen Grünfläche.

Selbstverständlich legen wir einen grossen Wert auf Effizienz beim Unterhalt, indem wir darauf abzielen, die entsprechenden Kosten durch eine hochwertige Erstinvestition niedrig zu halten. Den Fokus setzen wir nicht nur auf die finanziellen Kennzahlen, sondern auch auf die CO2-Reduktion und den Schutz der Biodiversität.

Sind nach der Begrünung Unterschiede im Umgebungs- oder auch im Gebäudeklima messbar?

Diesbezüglich haben wir bei unseren Projekten noch keine Messungen vorgenommen. Aber verschiedenste öffentlich zugängliche Studien belegen, dass begrünte Gebäude eine Vielzahl von positiven Auswirkungen auf das Klima haben können. Gebäudebegrünungen, wie beispielsweise Dach- oder auch Fassadenbegrünungen, können dazu beitragen, die Umgebungstemperatur erheblich zu senken. Weiterere Effekte sind die verbesserte Luftqualität und eine Reduktion des Energieverbrauchs für Heizung und Kühlung. Dies kann sich auf die unmittelbare Umgebung des Gebäudes, aber auch auf das Mikroklima innerhalb des Gebäudes auswirken.

Wir möchten in erster Linie den CO2-Fussabdruck weiter reduzieren und leisten einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität und zur Hitzeminderung.»

Sandra Schieferli, Leiterin Real Estate

War der behördliche Prozess für die Begrünung einfach?

Die Stadt Zürich ist gegenüber Dachbegrünungsmassnahmen positiv eingestellt. Schwieriger sind Vertikalbegrünungen: Bei Begrünungen an der Fassade müssen feuerpolizeiliche Massnahmen beachtet werden, was die Planung herausfordernder macht. Der Prozess für PV-Anlagen ist im Allgemeinen eher anspruchsvoll.

Was für Ratschläge können Sie geben, wenn ein Unternehmen das Dach eines bestehenden Geschäftshauses begrünen möchte?

Wichtig ist, dass alle wesentlichen Faktoren analysiert werden. Eine gute Planung ist die halbe Miete. Der Einbezug von Spezialisten für Dachbegrünung sowie von Spezialisten für PV-Anlagen ist unumgänglich, um die Voraussetzungen für die Umsetzung zu schaffen. Der Einsatz nachhaltiger Materialien mit langer Lebensdauer sowie ein gezielter Einsatz funktionaler Pflanzenarten und ein adäquates Wassermanagement sind ebenfalls wichtige Erfolgsfaktoren. Die Umsetzung am Standort Steinfels ist dank Berücksichtigung dieser Faktoren gelungen.

Gibt es weitere Pläne, um den Gebäudebestand der ZKB zu begrünen?

Wir prüfen laufend das Potenzial für die Umsetzung solcher Projekte, insbesondere dann, wenn ohnehin ein Eingriff an der Fassade oder am Dach bevorsteht. Es ist uns ein grosses Anliegen, unsere Liegenschaften bezüglich Nachhaltigkeit stetig zu optimieren und unseren CO2-Fussabdruck weiter zu senken.

Sandra Schieferli

Sandra Schieferli

Sandra Schieferli, lic.oec.publ. Seit Januar 2020 Leiterin Real Estate, verantwortlich für sämtliche betriebsgenutzten Standorte der Zürcher Kantonalbank inkl. physischer Sicherheit, Technik, Flächenmanagement, Portfoliomanagement, Services und Nachhaltigkeit.