Value & Momentum: Konvergenz im 2021?

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Die Rotation hin zu Value-Aktien hält an. Dies beeinflusst nicht nur die Wertentwicklung von Value und Growth, sondern auch den Faktor Momentum. Die Voraussetzungen für ein besonders erfolgreiches Zusammenspiel von Value und Momentum sind gegeben. Wie können sich Anleger:innen positionieren, um von dieser Entwicklung zu profitieren?

Text: Christian Haller

Die im vergangenen Jahr eingesetzte Rotation weg von Growth- hin zu Value-Aktien hat zu Jahresbeginn nochmals kräftig Schub erhalten: In den USA hat die «blaue Welle», d.h. die Mehrheit der Demokraten in beiden Kammern des Kongresses, den Weg für ein 1.9 Billionen US-Dollar (USD) schweres Konjunkturpaket geebnet, welches schon bald mit einem Infrastrukturprogramm im Umfang von rund 2 Billionen USD ergänzt werden soll.

Die Inflationserwartungen sind derweil deutlich gestiegen, und auch die langfristigen Zinsen haben nach oben ausgeschlagen. Dies begünstigt wiederum Value-Aktien, da die «Duration» ihrer Erträge deutlich kürzer ist als jene von Growth-Aktien. Zusammen mit der zyklischen Erholung dürften uns diese Value-Katalysatoren noch eine Weile erhalten bleiben. Davon ausgehend spielt sich im Hintergrund eine äusserst bemerkenswerte Entwicklung ab, auf die es sich besonders als quantitativer Investor lohnt, ein Augenmerk zu richten.

Value versus Momentum

Wenn Value im Scheinwerferlicht steht, durchläuft Momentum in der Regel eine schwierige Zeit und vice versa. Dies bestätigen nicht nur verschiedene Studien, sondern kommt auch in der nachfolgenden Grafik zum Ausdruck. Sie zeigt die Korrelation der beiden Faktoren über die Zeit. Seit rund 10 Jahren bewegt sich die blaue Linie mit wenigen Ausnahmen unterhalb von Null, so dass den beiden Faktoren im Grundsatz eine negative wechselseitige Beziehung zugesprochen wird. Eine Ursache hierfür ist, dass der tiefen Bewertung von Value-Aktien meist eine schwache Wertentwicklung in der Vergangenheit zugrunde liegt. Value-Aktien haben somit in der Regel ein negatives Momentum.

Korrelation Value & Momentum

Quelle: Zürcher Kantonalbank, eigene Berechnungen

Momentum mit Value

An der aktuellen Situation aussergewöhnlich ist, dass wir uns aus einer extremen Positionierung der Märkte in Bezug auf Value (gegenüber Growth) wegbewegen. Noch selten wurde Growth gegenüber Value so stark vorgezogen wie in den vergangenen Jahren. Es erstaunt denn auch nicht, dass der Faktor Momentum bis ins vergangene Jahr hinein von Growth-Aktien dominiert wurde. Entsprechend folgten die beiden Faktoren ihrer typischen Beziehung: Momentum top (flop), Value flop (top). Wer nun das Verhältnis der Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGVs) der momentumstärksten Titel zu den momentumschwächsten Titel über die Zeit beobachtet (siehe Grafik), stellt fest, dass diese Kennzahl in jüngster Zeit scharf nach unten korrigiert hat.

Ratio der Kurs-Gewinn-Verhältnisse

Starke und schwache Momentum-Aktien im Vergleich

Quelle: Zürcher Kantonalbank, eigene Berechnungen

Dies zeigt, dass das Growth-Exposure des Faktors Momentum in den vergangenen Monaten deutlich abgenommen hat. Mit anderen Worten stellen Momentum-Aktien immer mehr auch Value-Aktien dar. Dies liegt daran, dass die betroffenen Aktien trotz ihrer Kurserholung weiterhin sehr attraktiv bewertet sind.

Multifaktorstrategien in der Pole-Position

Im Wissen, dass erst ein Teil der Value-Rotation im Momentumfaktor abgebildet ist und in Erwartung einer anhaltenden Unterstützung für Value-Aktien, könnte in den kommenden Monaten ein seltenes Phänomen auftreten: Value mit positivem Momentum. Noch ist der Gleichschritt zweier an sich negativ korrelierter Faktorprämien nicht ganz erreicht. Es gibt auch keine Gewissheit darüber, ob und wie stark diese «goldene Phase» letztlich ausfallen wird. Wer sich allerdings diese rare Chance auf überdurchschnittlich hohe Alphagenerierung nicht entgehen lassen möchte, befindet sich mit langfristig orientierten Multifaktorstrategien, die in gleichem Mass sowohl auf Value als auch auf Momentum setzen, in einer sehr guten Ausgangslage.
 

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