Kurssturz? Collars bremsen den Fall

Da im Umfeld steigender Zinsen der «Gratis»-Put der Zentralbanken entfällt, nehmen Anleger:innen mit dem Einsatz der Collar-Strategie das Zepter für die Absicherung ihrer Portfolios wieder selbst in die Hand.

Anita Colic, Multi-Asset Solutions

Collar-Strategie sichert vor Kursstürzen an den Börsen.

Der Collar ist eine Absicherungsstrategie, die Investor:innen vor einem starken Kursrutsch schützt. Ein Collar kombiniert den Kauf von Put-Optionen (Absicherung vor fallenden Aktienkursen) mit dem Verkauf von Call-Optionen, um so die Kosten der Puts zu reduzieren. Ob sich eine Collar-Strategie lohnt, bestimmt zum einen das Kosten-Ertrags-Verhältnis beim Abschluss der beiden Optionen und zum anderen die Entwicklung der Aktienmärkte. Abhängig von der aktuellen Marktsituation können die Kosten für den Kauf einer Put-Option mehr oder weniger stark durch die Prämie des Call-Verkaufs kompensiert werden.

«Gratis»-Put Option von den Notenbanken

Im Niedrig- oder Negativzinsumfeld der vergangenen Jahre zeigte ein konservatives Portfolio (75 % Obligationen, 25 % Aktien) in der Regel ein besseres Rendite-Risiko-Verhältnis als ein ausgewogenes Portfolio (60 % Obligationen, 40 % Aktien). Der Grund: Die Zentralbanken übernahmen in Krisen sofort die Rolle als «Retterinnen in Not». Sie stützten die Märkte mit Liquidität und Zinssenkungen. Anleger:innen kamen so in den Genuss eines «Gratis»-Put. Bei dieser Konstellation ergab eine Collar-Strategie meist wenig Sinn.

Nun hat sich das Blatt gewendet: Zentralbanken sahen und sehen sich gezwungen ihren expansiven Kurs zu ändern und die Zinsen selbst bei fallenden Aktienmärkten anzuheben. Der Obligationenteil des Portfolios ist durch die Straffung der Geldpolitik einem hohen Risiko ausgesetzt.

Collar verbessert Rendite-Risiko-Verhältnis

Die Absicherung mit einem Collar ermöglicht an dieser Stelle eine Senkung des Verlustrisikos. So ist es auch vorsichtigen Anleger:innen, welche sonst in ein konservatives Portfolio investieren würden, möglich, ihr Geld in ein Portfolio mit einem höheren Aktienanteil und somit attraktiveren Rendite-Risiko-Verhältnis zu legen.

Collar im Praxistest

Wie sieht es in der Praxis aus? Hierzu haben wir Indizes eines ausgewogenen (LPP 401) und konservativen (LPP 25) Portfolios für unsere Berechnungen herangezogen und die Differenz der rollierenden Sharpe Ratios2 der beiden Indizes ermittelt. Die nachfolgende Grafik zeigt über der 0%-Schwelle eine höhere Attraktivität eines ausgewogenen Portfolios im Verhältnis zu einem konservativen Portfolio an. Ebenfalls abgebildet ist die Entwicklung des 10-jährigen US-Treasury-Satzes. Besonders zu Beginn des laufenden Jahres war ein steiler Zinsanstieg zu verzeichnen, der positiv mit einer höheren Sharpe Ratio des ausgewogenen Portfolios korrelierte. Der signifikante Sharpe-Ratio-Vorteil von mehr als 50 % untermauert damit die aufgestellte These, dass im Umfeld steigender Zinsen das ausgewogene LPP 40-Portfolio aus Rendite-Risiko-Sicht die bessere Wahl ist.

Sharpe-Ratio Vorteil des LPP 40-Portfolios

Quelle: Bloomberg, Zürcher Kantonalbank

Attraktiver Zeitpunkt für Collar-Strategie

Wie zu Beginn erläutert, ist eine Collar-Strategie attraktiv, wenn die Differenz zwischen der zu leistenden Prämie aus dem Kauf einer Put-Option und der zufliessenden Prämie aus dem Verkauf der Call-Option klein ist. Tatsächlich ist im historischen Vergleich der Abschluss einer Collar-Strategie im aktuellen Marktumfeld derzeit besonders attraktiv, wie folgende Grafik zeigt:

Differenz Call zu Put Prämie

Quelle: Bloomberg, Zürcher Kantonalbank, Goldman Sachs

Zur Messung der Attraktivität dient uns der Kauf eines Puts mit einem Ausübungspreis bei 95 % und der Verkauf eines Calls mit einem Ausübungspreis bei 105% auf den S&P 500 Index. Die Optionslaufzeit beträgt jeweils drei Monate. Die Kosten der Collar-Strategie haben wir ins Verhältnis zum Absicherungsvolumen gesetzt. Bei einer Schwelle von über 0 % ist die Put-Option teurer als die Call-Option, wodurch nur eine teilweise Kompensation der Absicherungskosten für die gekauften Put-Optionen möglich ist und vice versa. Die 0 %- Schwelle stellt also den Break-Even dar.

Fazit

Die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und die schwelenden geopolitischen Brandherde schüren Unsicherheiten am Markt. Unter diesen Prämissen ist eine vorausschauende und günstige Absicherung gegen mögliche Verluste erwägenswert. In unseren Protection Lösungen stellen wir dies unseren Kundinnen und Kunden in effizienter Art zur Verfügung.

1 Das Pictet LPP 40- Portfolio enthält 40% Aktien- und 60% Obligationen. Das Pictet LPP 25-Portfolio enthält 25% Aktien und 75% Obligationen.

2 Die Sharpe-Ratio ist ein risikoadjustiertes Performance-Mass, welches die Überrendite gegenüber dem risikofreien Zins im Verhältnis zum eingegangenen Risiko misst.

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Aktien Anlagestrategie