Züri Velo gibt Gas

PubliBike verbessert sein Angebot und will jetzt so richtig in die Spur kommen.

Text: Alexander Wolski

(Bild: Zürcher Kantonalbank)

«Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten», wusste im 14. Jahrhundert die italienische Gelehrte Katharina von Siena. Gleiches gilt 700 Jahre später für das Jungunternehmen PubliBike, das nach einem holprigen Start mit seinem Züri Velo-Angebot jetzt Schritte nach vorne machen will.

Züri Velo ist ein Verleihsystem mit über 2000 Velos und E-Bikes in Zürich und weiteren Schweizer Städten. Als Business-Partner der ersten Stunde engagiert sich die Zürcher Kantonalbank für nachhaltige Mobilität und bietet der Kundschaft verbesserte Konditionen.

Beim Erfolg war bisher noch Luft nach oben. Früher erhielten Kantonalbank Kunden 20% Ermässigung auf alle Tarife, wenn sie die eBanking Mobile App zur Anmeldung nutzten. Die neuen Konditionen sollen jetzt für zusätzlichen Rückenwind sorgen.

Gemischte Meldungen

Wer die Medienberichterstattung verfolgt, liest über PubliBike einerseits Erfolgsmeldungen. So verzeichnet das Züri Velo-Netz seit der Einweihung im April 2018 über zwei Millionen Fahrten. Andererseits gibt es immer wieder kontroverse Schlagzeilen. Etwa sollen sich die kumulierten Verluste auf rund 11 Mio. Franken belaufen. Das Start-up scheint nicht so recht in die Spur zu kommen, so der mediale Tenor.

Doch genaueres Hinschauen lohnt sich. Einer der sich mit jungen Unternehmen auskennt ist Fabian Bamert, Teamleiter der Start-up Finance bei der Zürcher Kantonalbank. Viele Jungunternehmer machten oft die gleichen

Fehler, erzählt er im Gespräch: «Sie versteifen sich gerne auf die ursprüngliche Produktidee, nutzen zu optimistische Zahlen für die Finanzplanung oder gehen zu aggressiv in die Preisgestaltung.»

Fabian Bamert, Teamleiter der Start-up Finance bei der Zürcher Kantonalbank
Fabian Bamert, Teamleiter der Start-up Finance bei der Zürcher Kantonalbank (Bild: Flavio Pinton)

Wahrscheinlich hat auch PubliBike typische Start-up Fehler gemacht – welche das waren, ist aus der Ferne schwer zu sagen. «Mir erschien es recht mutig den Städten das Veloverleihsystem auch längerfristig zum Nulltarif anzubieten», so Fabian Bamert. Der neue CEO Markus Bacher, der seit Anfang 2020 im Amt ist, hat dies erkannt. Für ihn ist klar, dass ein Veloverleihsystem ohne finanzielle Beteiligung der Stadt nicht funktioniert. Die Eigentümerin Schweizerische Post AG setzte Markus Bacher, den ehemaligen Top-Manager und Leiter des Krisenstabs der Post, vor 17 Monaten als CEO von PubliBike ein. Seither merzt er begangene Fehler systematisch aus und nun geht es bergauf.

Warum die Bank bei ihrem Engagement bleibt

«PubliBike hat auch vieles richtig gemacht, so setzten sie seit Beginn auf fixe Verleihstationen im Gegensatz zum Freefloating-System, mit welchen andere Velo- und Scooter-Verleiher die Trottoirs belegen», erklärt der Leiter Start-up Finance. Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg sollen weitere Business-Partnerschaften sein. So vermeldete das Unternehmen jüngst eine Partnerschaft mit Volvo Schweiz: Wer einen vollelektrischen Volvo kauft, erhält ein PubliBike-Abo geschenkt.

Kaum ein Unternehmen habe aus dem Stand Erfolg, weiss Fabian Bamert. Da die Tendenz aber in die richtige Richtung geht, bleibt die Zürcher Kantonalbank als Förderin an Bord. Sie sieht in PubliBike ein Unternehmen, dass für die Stadt einen Impuls mit nachhaltigem Nutzwert bietet. Im Gegenzug offeriert PubliBike der Zürcher Kantonalbank Kundschaft bessere Konditionen.

Der Vertrag von PubliBike mit der Stadt Zürich läuft bis Ende März 2023. Bis zu diesem Zeitpunkt läuft auch das Engagement der Zürcher Kantonalbank. Die Stadt Zürich muss sich bis dahin entscheiden, ob sie den Vertrag mit PubliBike verlängern oder das Veloverleihsystem neu ausschreiben wird.

Durchhalten wird also hoffentlich belohnt.

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