«Theaterspektakel neu erfunden»

Sponsoringprojektleiter Markus Sulzer über die Durchführung des Theater Spektakels und die Rolle der ErlebnisGarten-Pavillons.

Text: Yannik Primus

Sponsoringprojektleiter Markus Sulzer (Bild: Zürcher Kantonalbank)
Sponsoringprojektleiter Markus Sulzer (Bild: Zürcher Kantonalbank)

Vor Kurzem wurde bekannt, dass das Theaterspektakel durchgeführt werden kann. Ist das eine sinnvolle Entscheidung?

Wir waren in ständigem Dialog mit den Verantwortlichen. Insofern hat uns dieser Entscheid nicht überrascht. Wir sind überzeugt davon, dass das ausgearbeitete Konzept den Sicherheitsauflagen gerecht wird. Die grosse Mehrheit der Veranstaltungen ist so angelegt, dass der Abstand eingehalten werden kann. Zusammen mit der Festivalleitung freuen wir uns, dass es gelungen ist, die 41. Ausgabe des Zürcher Theater Spektakels in angepasster Form realisieren zu können. Ein Wehrmutstropfen bleibt jedoch: Die ZKB-Preise können nicht an die Künstlerinnen und Künstler verliehen werden, da die Kriterien für die Nomination und die Vergabe dieses Jahr nicht angewendet werden können.

Findige Dramatiker nutzen aktuell den Coronadiskurs als Storyline für ihre Geschichten - wie zum Beispiel Ferdinand von Schirach in seinem neuen Bestseller «Trotzdem». Ist Corona auch am Theaterspektakel das Hauptthema?

Corona wird nicht den Themenschwerpunkt bilden. Das würde der multithematischen Ausrichtung des Festivals widersprechen. Aber Corona ist auch ein Thema. Etwa durch die Produktion «Virus» des schweizerisch-niederländischen Theaterschaffenden Yan Duyvendak. Ausgehend von einer WHO-Simulation, bei der es um das Training von westafrikanischen Fachleuten im Zusammenhang mit Ebola ging, hatte Duyvendak Anfang 2019 die Idee, deren Pandemieszenarien für ein Theaterstück zu nutzen. Was als spielerische Erfahrung mit einer Fiktion gedacht war, wurde plötzlich zum Training im Umgang mit der Realität. «Virus» ist quasi die Produktion der Stunde.

Dank des neuen Veranstaltungskonzepts sind die Abstandsregeln am diesjährigen Theater Spektakel gewährleistet.
Dank des neuen Veranstaltungskonzepts sind die Abstandsregeln am diesjährigen Theater Spektakel gewährleistet.

Der künstlerische Leiter Matthias von Hartz hat an der Vorstellung des Programms kürzlich gesagt, dass neue Theaterformate eingeführt werden. Wie muss man sich das vorstellen?

Das Zürcher Theater Spektakel musste sich quasi neu erfinden: Die Künstlerinnen und Künstler können aus dem Ausland nicht anreisen. Der eigentliche Festivalbetrieb auf der Landiwiese inklusive dem beliebten Gastroangebot entfällt. Dafür haben die Verantwortlichen in der Tat versucht, mit neuen Formaten die für den Moment gesetzten Grenzen zu überbrücken. Auf der Landiwiese gibt es abends zum Beispiel die 40 Meter lange Multimedia-Installation «More Sweetly Play the Dance» von William Kentridge zu sehen. Oder man hört kollektiv Radio, indem man sich eine Picknickdecke nimmt und gemeinsam Geschichten aus anderen Ecken der Welt hört: Mit «Collective Listenings tot the Radio» haben Musikerinnen und Performer aus Kenia, Namibia, dem Libanon und Amerika neue Audioformate für laue Zürcher Sommerabende entwickelt. Begegnung über die Distanz erlaubt auch der Audiowalk der mexikanischen Gruppe Lagartijas Tiradas al Sol, den die ZKB Förderpreisträger zusammen mit der Schweizer Regisseurin Isabelle Stoffel entwickelt haben: Auf einer Schifffahrt vom Bürkliplatz bis Wollishofen hört das Publikum eine Geschichte, welche die Landschaft Mexikos mit dem Zürcher Seebecken zusammenbringt. Ganz neu sind die Spektakel-Ausflüge in die Quartiere: es gibt Pop-up-Programme von Altstetten bis Schwamendingen. Gezeigt wird Strassenkunst - aber auch das Radioballet «Zerstreuung heute!».

Werden die bestehenden Bauten des ErlebnisGartens fürs Theaterspektakel genutzt?

Angedacht war ursprünglich eine breite Nutzung fürs Publikum und die Mitarbeitenden des Theaterspektakels. Aufgrund der Corona-Situation werden die Bauten des ErlebnisGartens nun zum internen Festivalbüro: Es ist gleichzeitig Lager, Werkstatt und Kantine für die Mitarbeitenden des Zürcher Theater Spektakels.

Was ist Ihr persönliches Programmhighlight?

Mein Favorit ist die Opera Perfomance «Sun & Sea», welche vom 13. bis 24.8. in der Werft gezeigt wird. Die litauische Produktion wurde 2019 an der Biennale Venedig mit dem Goldenen Löwen für den besten nationalen Beitrag ausgezeichnet. Eine vermeintlich banale sommerliche Strandszene kokettiert mit Leichtigkeit, mündet jedoch in fundamentale Gesellschaftskritik.

Für kosten- oder anmeldepflichtige Veranstaltungen müssen die Tickets oder Platzreservationen im Vorfeld via theaterspektakel.ch gebucht werden. Für einige Produktionen (z.B. in der Werft oder Audioformate auf dem Schiff) gilt die Maskenpflicht. Der Vorverkauf startet am 5. August. Aufgrund des limitierten Ticketangebotes entfallen dieses Jahr Vergünstigungen.

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