«Wir küssen viele Frösche, um Prinzen zu finden»

Nach einer erfolgreichen Start-up-Phase die langfristige Wachstumsfinanzierung zu sichern: schwierig. An diesem kritischen Punkt setzt der Swisscanto Wachstumsfonds an – und ist äusserst erfolgreich.

Text: Livia Caluori

Investitionen in Start-ups erfordern Geduld. (Symbolbild: Zürcher Kantonalbank)

Nicht nur während der Initialphase ist die Zürcher Kantonalbank eine der aktivsten Förderinnen und Investorinnen für Schweizer Start-ups, sondern auch während der Expansionsphase. Dies namentlich dank des im Dezember 2018 lancierten Swisscanto Wachstumsfonds: Einerseits erlaubt er Investoren den einfachen Zugang zu nichtkotierten Jungunternehmen. Andererseits beteiligt er sich an innovativen Firmen und leistet einen Beitrag zur Schliessung der Lücke der Folgefinanzierung.

Von 1400 Ideen auf zehn Investitionen

Seit zwei Jahren erst ist der Private Equity Fonds auf dem Markt. Seitdem wurden neun Initial- und drei Follow-up-Investitionen in erfolgversprechende Jungunternehmen der Branchen ICT und Health Tech getätigt. Eine weitere Firmeninvestition ist aktuell bis Ende Jahr in Planung, so dass der Fonds dann zirka 35 Prozent seines Fondsvolumens von CHF 180 Millionen investiert haben wird.

Doch bis es zu solchen Investitionen kommt, gibt es viel Vorarbeit zu leisten. «Wir müssen viele Frösche küssen, um Prinzen zu finden», wie es Claudia Petersen, Produktmanagerin AVG (SAPE) der Zürcher Kantonalbank und Leiterin des Advisory Committees, ausdrückt. Denn der Weg zu den eingangs erwähnten Investitionen ist lang – und sehr zeitintensiv. Aus anfänglich 1400 Investitionsopportunitäten in Wachstumsunternehmen werden 120 Vor-Assessments, daraus 40 Assessments, schliesslich ergeben sich 20 Investment-Reports bis hin zu zehn möglichen Investments.

«Für eine positive Transaktionsentscheidung sind vor allem ein kompetentes Kernteam, eine starke Technologie oder ein wettbewerbsfähiges Produktangebot wichtig», sagt Nils Granath, Investment Direktor ICT der Zürcher Kantonalbank. Das Ergebnis dieses vielschichtigen Tuns: «Ein guter Dealflow, um den mich Kolleginnen und Kollegen im Ausland auch schon mal beneiden», sagt Claudia Petersen.

Doch damit ist die Arbeit nicht getan, vielmehr hat sie erst begonnen. Nach erfolgter Selektion und Investition begleiten die verantwortlichen Investment-Manager die Wachstumsunternehmen nämlich bis zum Exit.

«Wir unterstützen die Unternehmen aktiv in ihrer Wertgenerierung – im Regelfall als Verwaltungsrat. In vielen Fällen bringen wir unser Know-how beispielsweise bei der Suche nach herausragenden Führungspersonen und neuen Verwaltungsräten ein. Aber auch bei strategischen Themen, oder punkto Firmenwachstum und Internationalisierung unterstützen wir», sagt Robert Schier, Investment Direktor Health Tech der Zürcher Kantonalbank.

Über den Wachstumsfonds

Der Fokus des Swisscanto Wachstumsfonds liegt auf vielversprechenden Jungunternehmen mit innovativen Technologien und disruptiven Geschäftsmodellen. So beispielsweise die Informations-App Beekeeper – aber auch weitere Unternehmen der Branchen Gesundheit, Datendienstleistungen sowie Umwelt und Energie. Das Ziel des Fonds: Rund 70 Prozent der Investitionen sollen innerhalb der Schweiz getätigt werden. Die restlichen 30 Prozent werden in ausländische Jungunternehmen investiert.

Für das nächste Jahr ist das Swisscanto Wachstumsfonds-Team damit beschäftigt, die solide Deal-Pipeline weiter aufzubauen. Sprich: Auch 2021 will man die Prinzen unter den Fröschen finden, attraktive Investitionen tätigen und damit Unternehmen (darunter auch bestehende Portfolio-Firmen) in ihrer Expansion unterstützen.

Aktuell ist der Fonds für Zeichnungen geschlossen. Eine Neuauflage ist per Ende 2022 geplant.

Exkurs: Investorenanlass via Webcast

Im November fand der erste Investoren-Event des Schweizer Wachstumsfonds via Webcast statt. Ein voller Erfolg: Jene Investoren, die über 70 Prozent des Kapitals repräsentieren, waren vertreten. Das Highlight: Die Präsentationen der Portfolio-Unternehmen Creoptix, Versantis, GetYourGuide, Swissto12 und Beekeeper durch ihre Gründer und CEOs. So hörten die Investoren aus erster Hand, wie sich die Unternehmen in den vergangenen Monaten entwickelt haben, wie sie die Corona-Krise meistern und welche nächsten Meilensteine sie verfolgen.

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