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Gekommen um zu bleiben: Künstliche Intelligenz

Im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) sorgen die Fortschritte für einen Investitionsschub, von dem auch der gesamte US-Aktienmarkt profitiert. Entsprechend gross sind die Erwartungen an die Anwendungsmöglichkeiten von KI. Trotz der starken Performance im Jahr 2025 sehen die Experten der Zürcher Kantonalbank weiterhin Potenzial im Bereich der KI.

Text: Felix Jäger

Drone Point View of City Street Crossing at Night
Den Technologiesektor aus Angst zu meiden, scheint nicht angebracht. (Bild: Getty Images)

Wird ein Text wie dieser in Zukunft von einer Künstlichen Intelligenz anstelle eines Anlage­strategen verfasst? Die Antwort auf diese Frage wird die Aktienmarkt­entwicklungen in den kommenden Jahren massgeblich prägen. Grund dafür ist, dass die KI das Potenzial hat, nicht nur den Technologie­sektor, sondern sehr viele Unternehmen über alle Sektoren hinweg zu unterstützen.

2025 stand der Aktienmarkt ganz im Zeichen der KI-Goldgräber­stimmung. Die Investitionen in KI-Technologien wurden insbesondere in den USA noch einmal deutlich gesteigert. Vor allem bei den fünf börsen­kotierten US-Unternehmen, die im KI-Bereich führend sind, haben die Anlage­investitionen stark zugenommen (vgl. Grafik).

Diese Investitionen stützen die gesamte Wertschöpfung­skette, von den Chip­herstellern und ihren Zulieferern über die Rechenzentren bis zu den sogenannten KI-Hyperscalers, die Cloud-Computing­-Dienste, eine globale Infrastruktur und Plattformen für die Bewältigung von Big Data bereitstellen. Darüber hinaus profitieren auch viele andere Sektoren der Wirtschaft vom Investitions­schub, etwa Industrie­unternehmen, die am Ausbau der Stromnetze beteiligt sind, und Bauunternehmen, welche neue Rechen­zentren aus dem Boden stampfen. Der Investitions­schub im KI-Bereich unterstützt somit die gesamte US-Wirtschafts­leistung.

Stark steigende Anlage­investitionen bei börsen­kotierten KI-Vorreitern

Anlage­investitionen in Mrd. USD, Zahlen 2025/26 sind Schätzungen von Analysten

Quellen: Zürcher Kantonalbank, LSEG Datastream

In dieser Phase eines starken Investitions­schubs, wie er 2025 beobachtet wurde, können Unternehmen aus verschiedenen Wirtschafts­zweigen hohe Gewinne erzielen. Diese können jedoch nur dann langfristig aufrecht­erhalten werden, wenn weiterhin grosse Summen ertrags­bringend in KI investiert werden. Bislang ist kein Abflauen der Investitions­bereitschaft in Sicht – im Gegenteil: Das Wachstum scheint sich eher noch zu verstärken, wie verschiedene grosse Investitions­ankündigungen von KI-Unternehmen im Jahr 2025 gezeigt haben.

KI-Potenzial entfesseln: Die nächsten Monate sind richtungs­weisend

Die Einführung von KI in Unternehmen geht sehr schnell vonstatten. Gemäss einer Umfrage von Deloitte haben im August 2025 bereits 60% der Büro­angestellten in der Schweiz künstliche Intelligenz bei ihrer Arbeit eingesetzt. Dabei ist gemäss der Umfrage die grosse Mehrheit überzeugt, dass KI ihnen ermöglicht, ihre Aufgaben schneller zu bewältigen. Der Eindruck könnte allerdings täuschen: In einem Experiment mit Informatikern zeigte sich, dass sie Aufgaben mit Unterstützung von KI um rund 20 Prozent langsamer erledigten als die Kontroll­gruppe ohne Unterstützung. Das Potenzial von KI im Arbeitsalltag ist zwar vielversprechend, doch bleibt schwer abzuschätzen, wie schnell sich die angestrebten Produktivitäts­gewinne tatsächlich realisieren lassen. Ein passender Vergleich lässt sich mit der Entwicklung des Internets ziehen. Schnell war klar, dass es die Produktivität stark erhöht. Jedoch wusste man zu Beginn noch nicht, auf welche Weise dies geschehen würde. Erst mit der Zeit und mit weiteren Entwicklungen wie dem mobilen Internet kamen immer mehr neue Anwendungen hinzu, und heute ist es aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ähnlich könnte es sich mit der KI gestalten. Sie ist zwar nicht der Zauberstab, der alle Probleme sofort löst, hat aber bei vielen Anwendungen grosses Potenzial und könnte durch Produktivitätssteigerung den aktuellen Investitions­schub aufrechterhalten. Ein positiver Impuls wäre beispielsweise, dass KI zur Entwicklung leistungsfähigerer Industrie­roboter beiträgt, schnellere Fortschritte in der Medikamenten­forschung ermöglicht oder die Effizienz in der Verwaltung steigert. Die vollen Effekte der KI-Anwendung werden sich somit erst mit der Zeit und mit weiteren Innovationen entfalten.

KI stimuliert auch Wirtschafts­zweige ausserhalb des Technologie­sektors

Felix Jäger, Anlagestratege

Hohe KI-Bewertungen sind gerecht­fertigt – wie reagieren?

Noch ist nicht klar, wer von den Effizienz­gewinnen am stärksten profitiert. Werden beispielsweise Finanz­dienstleister künftig Kosten einsparen, indem sie Texte wie diesen von einer KI schreiben lassen? Und wenn ja, könnten hohe Lizenz­gebühren für die KI-Modelle diese Einsparungen wieder zunichtemachen oder bleiben die Effizienz­gewinne letztlich doch bei den Nutzern? Beide Szenarien erscheinen derzeit denkbar. Sicher ist jedoch, dass sich die Bewertungen sowohl für den US-Technologie­sektor mit seinen KI-Unternehmen als auch für den breiten US-Aktienmarkt auf einem hohen Niveau bewegen. Dennoch sind sie weit von den Höchständen aus der Dotcom-Blase der 2000er-Jahre entfernt (vgl. Grafik).

US-IT-Sektor mit erhöhter Bewertung, aber weit tiefer als während der Dotcom-Blase im Jahr 2000

Forward-Kurs-­Gewinn-Verhältnis US-IT-Sektor vs. MSCI World

Quelle: Zürcher Kantonalbank, LSEG Datastream

Im Unterschied zur Dotcom-Blase wider­spiegeln die aktuellen Bewertungen ein ausserordentlich starkes Gewinn­wachstum. Dieses hat dazu geführt, dass die Profitabilität des globalen Aktienmarkts im Jahr 2025 auf sehr hohem Niveau zu liegen kam. Im Gegensatz zu den 2000er-Jahren werden die hohen Investitionen bei den börsen­kotierten Firmen mehrheitlich über die laufenden operativen Erträge der Unternehmen finanziert und nicht über Schulden. Dies macht das Gefüge deutlich stabiler, sollten sich die Investitionen im Jahr 2026 nicht sofort auszahlen. Das nahestende Risiko für den Technologie­sektor ist damit nicht eine Bewertungs­korrektur, sondern eine mögliche Enttäuschung beim zukünftigen Gewinn­wachstum. Dies wäre dann der Fall, wenn sich die Produktivitäts­gewinne von KI doch nicht schnell genug materialisieren lassen und sich der aktuelle Investitions­boom deshalb abflachen würde. Um sich gegen diese Risiken abzusichern, ist es ratsam, auf eine breite Portfolio­allokation zu setzen, die verschiedene Anlage­klassen, Sektoren, Länder und Währungen umfasst. Den Technologie­sektor aus Angst vor einer Übertreibung zu meiden, scheint uns aber nicht angebracht, denn die aktuelle Rally wird von den Fundamental­daten gestützt.

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