Was ist ein «Romance Scam»?
Dating auf speziell dafür angelegten Plattformen und Apps hat stark an Popularität gewonnen und ist heute die häufigste Methode, wie Paare einander kennenlernen. Online-Dating birgt aber auch Risiken: Betrügerinnen und Betrüger nutzen emotionale Bindungen, um Geld zu fordern. Vorsicht bei schnellen Gefühlsbekundungen und Geldanfragen.
Text: Rolando Seger
Mit dem Internet hat sich nicht bloss die Wirtschaft, sondern auch unsere Gesellschaft grundlegend verändert. Gerade soziale Netzwerke haben einen grossen Einfluss darauf, wie wir uns vernetzen, kommunizieren und Beziehungen pflegen.
Dating auf speziellen Plattformen und Apps hat stark an Popularität gewonnen und ist heute die häufigste Methode, wie Paare einander kennenlernen.
Trotz der vielen Möglichkeiten, neue Beziehungen zu knüpfen, leiden viele Menschen unter Einsamkeit und wünschen sich einen Partner oder eine Partnerin. Diese Tatsache ruft leider auch Betrügerinnen und Betrüger auf den Plan, die dieses Bedürfnis perfide auszunutzen versuchen.
Eingriff ins persönliche Leben
Bestens organisierte Kriminelle sind sehr gut darin geschult, mit potenziellen Betrugsopfern eine emotionale Beziehung aufzubauen. Oft erfolgt der Erstkontakt scheinbar zufällig über Social Media. Was harmlos und oberflächlich beginnt, wird rasch persönlicher. International agierende Betrügerinnen und Betrüger gaukeln ihren Opfern Interesse vor, um möglichst viel über deren persönliches Umfeld und Leben in Erfahrung zu bringen. Das Ziel ist der Aufbau von Vertrauen und Zuneigung. In ihren gefälschten Online-Profilen geben sich Kriminelle dabei gerne als gebildete und kultivierte Personen mit Wohnsitz im Ausland aus. In der Regel verläuft die Kommunikation auf Englisch. Während Frauen von vermeintlich gut situierten, verwitweten Geschäftsmännern angesprochen werden, haben es Männer vorzugsweise mit jüngeren, attraktiven Frauen zu tun, die angeblich auf der Suche nach einer seriösen Beziehung sind.
Geschicktes Vorgehen
«Romance Scammer» umgarnen ihre Opfer geschickt, machen Komplimente, schicken täglich Nachrichten und schreiben schnell von Verliebtheit oder Liebe, obwohl die Beziehung noch ganz am Anfang steht. Wer lange einsam war und sich nach Zweisamkeit sehnt, fühlt sich durch die Aufmerksamkeit geschmeichelt und entwickelt Gefühle für eine fiktive Person, deren Stimme er noch nie gehört und deren Bild er noch nie gesehen hat. Liebe macht bekanntlich blind. Typisch für diesen Liebesbetrug ist die Vermeidung persönlicher Treffen oder Videoanrufe. Es gibt immer Gründe und Ausreden, diese zu vermeiden. Ist die Online-Beziehung erst einmal aufgebaut und wird über gemeinsame Zukunftspläne gesprochen, ereig-nen sich plötzlich dramatische Szenen.
Wachsam und skeptisch bleiben
Beispielsweise ist die neue Bekanntschaft angeblich auf Geschäftsreise, und die Kreditkarte funktioniert nicht mehr. Oder es geht um eine plötzlich notwendige Operation im Krankenhaus. Ob Unfall, Krankheit oder familiäre Notlage – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Dies ist der Zeitpunkt, an dem emotional aufgeladene und dringliche Geldforderungen an das Opfer gestellt werden. Aus Mitgefühl und unter Druck lässt sich das Opfer dazu hinreissen, teilweise hohe Beträge ins Ausland zu überweisen. Nach der Zahlung bricht der Kontakt oft abrupt ab. Das Opfer hört nichts mehr von seiner Online-Romanze und bleibt mit dem Gefühl der Scham allein zurück.
Im Internet ist es von grossem Vorteil, gegenüber Personen, die schnell Gefühle ausdrücken oder herzzerreissende Geschichten erzählen, wachsam und skeptisch zu sein. Unter keinen Umständen sollten Geld oder persönliche Informationen an jemanden weitergegeben werden, den man nur online kennt. Im Zweifelsfall ist es besser, den Kontakt abzubrechen.