Klimawandel – grosse Herausforderungen, grosse Chancen

Unter der Annahme eines Wirtschaftswachstums von jährlich schätzungsweise 5 % muss die Weltwirtschaft rasch effizienter werden, um die Treibhausgasemissionen bis 2050 um 70 % zu verringern. Was bedeutet das für Investoren?

Text: Ruben Feldman, ESG Strategy & Business Development

Ruben Feldman präsentiert seine Erkenntnisse und Perspektiven an der diesjährigen Building Bridges Konferenz in Genf.

Mit dem Klimawandel steht die Menschheit vor einer ihrer bisher grössten Herausforderungen. Das Klima ändert sich immer schneller und die Zeit wird knapp. In dem Bestreben, trotz der widrigen Umstände entschlossen zu handeln, haben sich die Staaten mit dem Pariser Klimaabkommen gemeinsam verpflichtet, die globale Erwärmung auf maximal 2 Grad Celsius, möglichst sogar auf weniger als1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Temperaturniveau zu begrenzen. Diese 2020 verbindlich in Kraft getretenen Verpflichtungen sind von den Staaten einzuhalten. Ihre Zusagen werden jedoch nicht ausreichen. Die Emissionen von Treibhausgasen (THG), die insgesamt im Rahmen dieser individuellen nationalen Ziele zulässig sind, gehen weit über das hinaus, was die Wissenschaftler als das Maximum für eine erfolgreiche Eindämmung der Erderwärmung einschätzen. Daher muss nun der Privatsektor aktiv werden und dazu beitragen, die Umweltverschmutzung bis 2050 um mindestens 70 % zu reduzieren und die Verbreitung von Kohlenstoffsenken zu fördern, um Klimaneutralität zu erreichen.

Abbildung 1: Empfohlener Aktionsplan des IPCC in Richtung Netto-Null bei einem Temperaturanstieg von 2 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau. (Quelle: IPCC)

Beim derzeitigen Verschmutzungsgrad wird unser Emissionsbudget für eine Erwärmung von weniger als 2 Grad Celsius im Jahr 2038 ausgeschöpft sein – ausserdem nimmt die Umweltverschmutzung aktuell weiter zu. Ein Rückgang der Umweltverschmutzung um 4 % jährlich wäre nötig, um bis 2050 eine kumulierte THG-Reduktion von 70  % zu erreichen. Die Industrieländer reduzieren die Verschmutzung jährlich jedoch nur um weniger als 1 %, während sie in den Entwicklungsländern sogar um insgesamt fast 2 % ansteigt!

Abbildung 2: THG-Emissionen: Industrie- und Entwicklungsländer. (Quelle: EDGAR)

Es ist natürlich verständlich, dass die Industrieländer lokal ausgerichtet sind. Trotzdem darf das globale Gesamtbild nicht aus dem Blick geraten. Darüber hinaus muss sich in den Industrieländern ein Verständnis dafür entwickeln, wie viel Verschmutzung ihre öffentlichen und privaten Sektoren derzeit finanzieren, und zwar sowohl durch die Bereitstellung von Geldern als auch durch die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen.

Unter der Annahme eines Wirtschaftswachstums von jährlich schätzungsweise 5 % muss die Effizienz der Weltwirtschaft – gemessen am Anteil der Umweltverschmutzung am erwirtschafteten BIP – um den Faktor 15 steigen, um die Treibhausgasemissionen bis 2050 um 70 % zu verringern.

Investoren müssen angesichts dieser unglaublichen Herausforderung eine Vielzahl sehr konkreter Entscheidungen treffen. Da die Zahl der Übergangsrisiken zudem erheblich ist, stellt sich die Frage, welche Unternehmen die fundamentalen Veränderungen in der Wirtschaft, der Regulierungslandschaft und der Verbrauchernachfrage überleben werden. Welche Geschäftspraktiken werden auslaufen müssen und wie wird sich dies auf die Profitabilität der einzelnen Unternehmen oder auf die nationale Wettbewerbsfähigkeit auswirken? Ganz zu schweigen von den physischen Risiken. Welche Unternehmen oder Staaten verlieren bei der nächsten klimawandelbedingten Naturkatastrophe am ehesten ihr Vermögen?

Jede Herausforderung bringt aber auch Chancen mit sich. Welche Unternehmen und Staaten werden dringend benötigte Lösungen anbieten oder werden dank eines nachhaltigen Geschäftsmodells fortbestehen können, während die Konkurrenten einer nach dem anderen aufgeben müssen?

Anleger sind diesen Herausforderungen nicht hilflos ausgeliefert. Sie können ihre Mittel so zuweisen, dass sie Risiken reduzieren, das Engagement in Chancen erhöhen und den Zielen des Pariser Klimaabkommens entsprechen. Seit 2020 hat sich das Asset Management der Zürcher Kantonalbank bei den am aktivsten verwalteten Portfolios verpflichtet, im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen zu investieren, um das Netto-Null-Ziel zu erreichen, und gleichzeitig eine ganzheitliche, nachhaltige Integrationsmethodik umzusetzen. Die ZKB ist der grundlegenden Überzeugung, dass sie eine gesellschaftliche Verantwortung trägt, dass Nachhaltigkeitsaspekte über alle Anlageklassen hinweg wesentlich sind und dass sich Nachhaltigkeit positiv auf die Performance auswirkt. Aufbauend darauf wurde eine Klimastrategie entwickelt, in deren Rahmen eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation und Zukunftsprognosen angestellt werden, um die erfolgreiche und nachhaltige Verwaltung der Vermögenswerte sicherzustellen.

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