Gut gerüstet
Uns und unseren Liebsten soll es möglichst an nichts fehlen. Darum versuchen wir, die finanziellen Folgen von Schicksalsschlägen zu minimieren und uns für weitere Risiken zu wappnen. Doch Experten wissen: Die wirklichen Gefahren lauern nicht unbedingt dort, wo wir sie vermuten.
Text: Bettina Bhend / Illustration: Joël Roth | aus dem Magazin «ZH» 3/2025
Wer als Försterin oder Förster arbeitet, lebt gefährlich. Herabfallende Äste, schweres Gerät, ratternde Kettensägen: Laut aktueller Jahresstatistik der Suva zählte der Primärsektor – dazu gehören neben Forstbetrieben auch die Landwirtschaft und die Jagd – bei knapp 35’500 Beschäftigten gut 4’600 Unfälle. Das betrifft mehr als einen Achtel der Beschäftigten. Zum Vergleich: In der IT, im Rechtswesen und in der Finanzindustrie beträgt die Berufsunfallquote nur 1 bis 1,5 Prozent.
Windows statt Wald, Kantine statt Kuhstall, Büro statt Baustelle: Ist das die Lösung für ein sichereres Leben? «Nein», sagt Andreas Habegger, Leiter Finanzplanung & Vorsorge bei der ZKB. «Natürlich können Unfälle zu einer finanziellen Belastung werden: Wenn mehrere Personen von einem Haupteinkommen abhängig sind, gerät das Familienbudget unter Druck, sobald jemand plötzlich nicht mehr arbeiten kann.» Der herabfallende Ast oder der Sturz vom Gerüst ist allerdings nicht die Hauptgefahr: «Erstens sind Unfälle in der Freizeit wesentlich häufiger als auf der Arbeit. Und zweitens ist der Grund für eine Arbeitsunfähigkeit in der Mehrzahl der Fälle eine psychische Erkrankung», sagt er. Das bestätigen die Zahlen der Invalidenversicherung (IV): Nur 6 Prozent beziehen eine IV-Rente wegen eines Unfalls, 52 Prozent wegen einer psychischen Ursache. Depression, Angststörung oder Suchterkrankung: Das kann jede und jeden treffen.
Die Ursache wirkt sich auf die Absicherung aus: Wer wegen eines Unfalls arbeitsunfähig wird, muss zwar Einkommenseinbussen in Kauf nehmen, diese sind dank Leistungen aus der Unfallversicherung allerdings nicht so hoch wie bei einer Krankheit als Ursache. In letzterem Fall droht trotz Leistungen von IV und Pensionskasse längerfristig eine Einkommenslücke von bis zu 40 Prozent. «Daher ist es sinnvoll, die vorgesehenen Leistungen der Sozialwerke für verschiedene Fälle zu prüfen und eventuell mit einer privaten Risikoversicherung zu ergänzen», rät der Experte. Ein Vorsorgeauftrag kann ebenfalls ratsam sein: So sind wichtige berufliche oder private Entscheidungen nicht blockiert, wenn jemand urteilsunfähig wird.
Alt werden als Risiko
Auch für einen unerwarteten Todesfall kann und soll man seine Liebsten absichern, wenn man finanzielle Verantwortung für sie trägt, rät Vorsorgeexperte Andreas Habegger. Er argumentiert gleichzeitig aber auch pragmatisch: «Uns kann im Leben alles Mögliche zustossen, am wahrscheinlichsten ist es jedoch, dass wir alt werden.» Fast 90 Prozent der Bevölkerung erreichen das Pensionsalter, knapp zwei Drittel werden über 80. Darum steht für Habegger das finanzielle Risiko der Langlebigkeit an erster Stelle – und als Gegenmittel die Altersvorsorge.
Wir bauen dieses Polster selbst auf, indem wir ab 18 bzw. 21 Jahren AHV/IV-Beiträge zahlen und ab 25 Jahren unser Altersguthaben in der Pensionskasse ansparen. «Um uns die Tragweite dieser Aufgabe bewusst zu machen, sollten wir uns das Verhältnis von Beitrags- und Bezugsjahren anschauen», sagt Habegger. «Wir haben etwa 40 Berufsjahre Zeit, um uns im Schnitt 20 Jahre Pensionierung zu finanzieren.» Dieses 2:1-Verhältnis zeigt deutlich, wie wenig Spielraum für Versäumnisse vorhanden ist. Wer beispielsweise längere Zeit im Ausland gewohnt und gearbeitet hat und darum nicht über die volle Beitragsdauer bei der AHV verfügt, bekommt das deutlich zu spüren: Pro verpasstes Beitragsjahr sinkt die Altersrente um 2,3 Prozent – oder bis zu rund 14’000 Franken während 20 Jahren Pensionierung.
Care-Arbeit im Fokus
Besondere Beachtung verdient die unbezahlte Care-Arbeit: Wer beruflich zurücksteckt und ein paar Jahre mit den Kindern daheim bleibt, zahlt nicht automatisch in die Vorsorgewerke ein. Das birgt die Gefahr von Lücken in der Altersvorsorge. Wer später nur noch Teilzeit arbeitet, verdient weniger und schmälert seine Chancen auf künftiges Lohnwachstum. Damit verschlechtern sich auch die Rentenaussichten massiv, insbesondere bei der Pensionskasse. Dieses Problem akzentuiert sich, wenn eine Partnerschaft zerbricht: Zwei von fünf Ehen in der Schweiz werden geschieden. «Nehmen wir einmal an, die Frau schaut nach der Scheidung zu den Kindern und ist in einem tiefen Teilzeitpensum angestellt. Dank Unterhaltszahlungen ihres Ex-Mannes stimmt vorerst zwar die Haushaltskasse, Vorsorgevermögen in der Pensionskasse wird so aber nicht aufgebaut», erklärt Habegger.
Mit der privaten Vorsorge in der 3. Säule lassen sich allfällige Vorsorgelücken schliessen und das Altersguthaben aufpolstern – vorausgesetzt, man stellt etwas Sinnvolles damit an. Im aktuellen Tiefzinsumfeld heisst das fast zwingend: investieren. Manuel Ferreira, Head Investment Strategy & Economic Research bei der Zürcher Kantonalbank, präzisiert es: «Wenn Geld einfach auf einem Konto liegt, verliert es durch die Inflation im Laufe der Zeit an Wert.» Schon bei einer Inflationsrate von jährlich 2 Prozent sind 100’000 Franken auf dem Konto nach 40 Jahren nicht einmal mehr die Hälfte wert. Dieser schleichenden Gefahr des Kaufkraftverlusts kann man mit Wertschriftenlösungen entgegenwirken.
Damit setzt man sich allerdings den Schwankungen der Börse aus. Ein weiteres Risiko? Ferreira ordnet ein: «Hier zeigt sich wiederum eine Diskrepanz zwischen tatsächlicher und empfundener Gefahr: Das Risiko eines plötzlichen Börsencrashs gewichten wir fälschlicherweise viel höher als das Risiko, langfristig Renditechancen zu verpassen.» Die grösste Gefahr beim Anlegen sieht der Experte woanders: fehlende Systematik. «Wer nicht weiss, was er mit seiner Anlage will und wie viel Risiko er finanziell und emotional verkraftet, hat keine solide Basis für Anlageentscheide.»
Vor negativen wirtschaftlichen Entwicklungen kann man sich schützen – sei das ein veritabler Crash oder einfach eine Phase geringen Wachstums. Ein zentrales Mittel ist Zeit. Je länger man investiert bleibt, desto wahrscheinlicher ist es, für das eingegangene Risiko in Form von Rendite entschädigt zu werden. Das zeigt ein Blick in die Vergangenheit: Seit hundert Jahren gab es keinen einzigen Börsentaucher, von dem sich die Schweizer Aktienkurse nicht innert 14 Jahren erholt hätten. Ebenso wichtig ist Diversifikation: Ein resilientes Portfolio umfasst neben Titeln aus der Schweiz globale Wertpapiere, neben Aktien auch Obligationen und alternative Anlagen wie Gold, Immobilien oder Infrastruktur. «So werden Risiken wie einbrechende Aktienmärkte, geopolitische Turbulenzen oder Inflation abgefedert», erklärt Ferreira.
Nicht zu vorsichtig
Viele Anlegerinnen und Anleger sind dabei jedoch zu vorsichtig, beobachtet der Experte. «Sie wählen typisch schweizerisch den Mittelweg mit einem ausgewogenen Portfolio, das einen vergleichsweise grossen Anteil Obligationen enthält.» Das wirkt zwar dämpfend, wenn die Kurse fallen. Bei Aufwärtsbewegungen an den Aktienmärkten profitiert man dafür nur partiell. Und steigende Kurse sind viel häufiger und beständiger als Abwärtsbewegungen: Von den letzten 100 Börsenjahren schlossen nur 30 negativ ab, 70 hingegen positiv.
Zu viel Vorsicht sei auch im Alter nicht ratsam, sagt Manuel Ferreira: «Kapitalbezüge aus der Pensionskasse und Vermögen aus der privaten Vorsorge sollten ebenfalls nicht einfach auf einem Konto parkiert werden – zumindest die Anteile, die nicht sofort gebraucht werden.» Die durchschnittliche Lebenserwartung der Schweizer ist in den letzten 30 Jahren von 75,3 auf 82,4 Jahre gestiegen, die der Schweizerinnen von 81,8 auf 85,9 Jahre. Dadurch nimmt der Finanzbedarf im Alter zu, man hat aber auch gut und gerne noch Anlagehorizonte von zehn oder mehr Jahren. Ferreira: «Das sind Chancen, die mit einer passenden Anlagestrategie genutzt werden sollten. Und überhaupt: Es lässt sich damit ja auch der Grundstein für das Vermögen der nächsten Generationen legen.»
Risiken im Blick
Scheidung oder Trennung
Scheidung oder Trennung
| Betrifft: | (Ehe-)Paare |
| Mögliche Folgen: | bei ungleich verteilter Care-Arbeit ungleiche Einkommens- und Berufschancen mit Auswirkungen auf spätere Altersleistungen; bei Konkubinatspaaren kein gesetzlich vorgeschriebener Vorsorgeausgleich |
| Schutz: | Berufschancen wahren, Konkubinatsvertrag, finanzielle Standortbestimmung nach Trennung/Scheidung |
Erwerbsunfähigkeit nach Unfall oder Krankheit
Erwerbsunfähigkeit nach Unfall oder Krankheit
| Betrifft: | alle |
| Mögliche Folgen: | tieferes Ersatzeinkommen (IV-Rente) und damit unter Umständen deutliche Einschränkung des Lebensstandards; bei Urteilsunfähigkeit Herausforderungen bei administrativen Entscheiden |
| Schutz: | bedürfnisgerechte Vorsorge, Vorsorgeauftrag, Patientenverfügung |
Langlebigkeitsrisiko und demografischer Wandel
Langlebigkeitsrisiko und demografischer Wandel
| Betrifft: | alle |
| Mögliche Folgen: | weniger AHV-Beitragszahler für mehr AHV-Bezüger und damit langfristig sinkende Renten; grösserer Finanzbedarf wegen höherer Lebenserwartung; Gefahr von Altersarmut |
| Schutz: | bedürfnisgerechte Altersvorsorge ergänzt mit privater Vorsorge, Vermögensaufbau mit Wertschriftensparen, Anlegen im Alter |
Tod
Tod
| Betrifft: | alle, die finanziell nicht nur für sich selbst verantwortlich sind |
| Mögliche Folgen: | tieferes Ersatzeinkommen für die Hinterbliebenen und damit unter Umständen deutliche Einschränkung des Lebensstandards; bei Konkubinatspaaren möglicherweise gar keine Leistungen; ungewollte Vermögensabflüsse infolge Erbteilung |
| Schutz: | bedürfnisgerechte Vorsorge für den Todesfall, güterrespektive erbrechtliche Regelung |
Klimawandel
Klimawandel
| Betrifft: | alle |
| Mögliche Folgen: | Bedürfnis für neue Technologien; veraltende Geschäftsmodelle und -praktiken; Reputationsrisiken für Unternehmen, die nicht mit der Zeit gehen; Schwankungen an der Börse und damit negative Rendite auf Anlagen |
| Schutz: | resilientes Portfolio mit unterschiedlichen Anlageklassen und nachhaltiger Ausrichtung, langer Anlagehorizont |
Wirtschaftskrise und Börsencrash
Wirtschaftskrise und Börsencrash
| Betrifft: | Anlegerinnen und Anleger |
| Mögliche Folgen: | Wertverlust von Erspartem; Schwankungen an der Börse und damit negative Rendite auf Anlagen |
| Schutz: | resilientes Portfolio mit unterschiedlichen Anlageklassen, langer Anlagehorizont |
Beratungsleistungen der ZKB
Altersvorsorge und Pensionierungsplanung
Altersvorsorge und Pensionierungsplanung
Die Vorsorgeexpertinnen und experten der ZKB begleiten Sie durch alle Lebensphasen. Altersvorsorge und Pensionierungsplanung nehmen dabei eine zentrale Rolle ein. Gemeinsam stellen wir wichtige Weichen und loten Optimierungsmöglichkeiten aus – damit Sie sich auch in Zukunft das leisten können, was Ihnen wichtig ist. zkb.ch/vorsorge
Risikovorsorge
Risikovorsorge
Schaffen Sie finanzielle Sicherheit für sich selbst und Ihre Liebsten. In der Risikovorsorgeberatung erhalten Sie einen Überblick über Ihre zu erwartenden Vorsorgeleistungen bei Erwerbsunfähigkeit und im Todesfall. So erkennen Sie allfällige Lücken frühzeitig und wissen, wo Handlungsbedarf besteht. zkb.ch/vorsorge
Anlageberatung und Vermögensverwaltung
Anlageberatung und Vermögensverwaltung
In der Anlageberatung profitieren Sie von einem hilfreichen Blick von aussen: Die Expertinnen und Experten der ZKB analysieren Faktoren wie Risikofähigkeit sachlich und neutral. Gemeinsam finden wir die optimale Lösung für Ihre Bedürfnisse – sei es, indem Sie gut beraten eigene Anlageentscheidungen treffen oder uns die Verwaltung Ihres Vermögens delegieren. zkb.ch/anlagen