Vorne dabei auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit

Gezielt Nachhaltigkeitsprobleme adressieren und Rendite erwirtschaften – dies steht im Fokus der neuen Sustainable-Fonds. Reto Niggli, Senior Portfolio Manager dieser nachhaltigen Fonds, spricht im Interview über den Sustainable-Ansatz und wie Anlegerinnen und Anleger dadurch einen wesentlichen Beitrag zu den nachhaltigen Zielen der Vereinten Nationen leisten können.

Text: Melanie Gerteis

Herr Niggli, mit dem Responsible-Ansatz bietet die Zürcher Kantonalbank ihren Kundinnen und Kunden bereits eine nachhaltige Produktpalette. Welche Lücke schliesst der Sustainable-Ansatz?

Die Sustainable-Fonds gehen noch einen Schritt weiter als die Responsible-Fonds. Wir streben nach Rendite durch gesellschaftlichen Nutzen. Dies erreichen wir durch gezielte Investitionen in Unternehmen, die mit ihrem nachhaltigen Geschäftsmodell wesentlich zur Erfüllung von mindestens einem der 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen beitragen (engl. Sustainable Development Goals, SDG).

Wie identifizieren Sie solche Unternehmen?

Herzstück unseres Anlageprozesses ist die SDG-Analyse. Wir untersuchen, welche Unternehmen und Staaten umwelt- und sozialverträgliche Produkte und Dienstleistungen schaffen und dadurch die SDG-Ziele unterstützen.

Die Fonds setzen auf die sechs grossen Themen Energie, Mobilität, Ressourcen, Gesundheit, Finanzen und Wissen ...

Korrekt, denn diese sechs Themenbereiche widerspiegeln die drängenden Herausforderungen unserer Zeit – weltweit.

So ist etwa das Thema Energie nicht nur wegen der aktuellen Situation in aller Munde. Rund 30 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen stammen nach wie vor aus dem Kraftwerkssektor.

In unseren Fonds fokussieren wir uns auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Der Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie soll für alle gesichert werden. Zudem wird eine widerstandsfähige Infrastruktur angestrebt, die eine breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördert und Innovationen unterstützt. Ein Beispiel in diesem Bereich ist Generac. Das Unternehmen stellt Generatoren und Stromspeicher für erneuerbare Energien her. Es hilft damit, die Sicherung der Stromversorgung und der Kommunikations­infrastruktur zu gewährleisten.

Reto Niggli ist Senior Portfolio Manager bei der Zürcher Kantonalbank

Bei Mobilität gibt es zwei Seiten der Medaille. Sie ist zentral für eine Gesellschaft, verschärft jedoch auch die Klimaproblematik …

Mobilität ist ein Grundbedürfnis jeder Gesellschaft. Doch der Transportsektor ist in der Tat für rund 29 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich, Tendenz steigend. Gleichzeitig werden Gesellschaft und Umwelt durch Lärm oder Verkehrsunfälle belastet. Um diese Auswirkungen zu reduzieren und um die wachsenden Mobilitätsbedürfnisse optimal zu befriedigen, wird auf verschiedene Strategien gesetzt – etwa auf Sharing Economy oder ÖV-Systeme.

Wasser wird eines der wichtigsten Investmentthemen des 21. Jahrhunderts sein.

Der Zugang und damit einhergehend die nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser- und Sanitärversorgung ist eines der zentralen Ziele im Bereich Ressourcen. Zunehmender Wohlstand, steigende Bevölkerungszahlen und der Klimawandel tragen entscheidend dazu bei, das Gut Wasser zu verknappen.

Wie kann dies verhindert werden?

Der Fokus liegt auf Unternehmen, die im Bereich Verteilung, Aufbereitung und Qualitätsüberwachung von Wasser aktiv sind, für Effizienzsteigerungen in der Nutzung sorgen oder Verbesserungen von Wasserinfrastruktur und -qualität ermöglichen.

Die medizinische Grundversorgung und die Gesundheitsförderung sind wichtiger denn je …

Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten – dies ist zentral für die nachhaltige Entwicklung. So soll die medizinische Grundversorgung sichergestellt und die Gesundheit gefördert werden. Von innovativen Unternehmen im Gesundheitssektor erwarten wir, dass sie neue Therapien und Behandlungen auf den Markt bringen und den bezahlbaren Zugang zur Gesundheitsversorgung verbessern.

Inwiefern trägt der Zugang zu Finanzdienstleistungen oder überhaupt die Finanzinfrastruktur zu einer nachhaltigen Entwicklung bei?

Die Finanzbranche spielt eine wichtige Rolle. Ohne Zugang zu finanziellen Mitteln, wachstumsfördernden Krediten, Sach- und Lebensversicherungen und der entsprechenden Infrastruktur funktioniert kein Wirtschaftssystem. Die Digitalisierung der Finanzinfrastruktur beschleunigt Prozesse und Geschäftsabläufe – die günstigere Abwicklung inklusive. Und vielfach braucht es für diese Dienstleistungen nicht einmal mehr eine traditionelle Bank. Die Finanzholding Gentera gewährt beispielsweise Kredite an Gemeinschaftsgruppen und einkommensschwache Personen in Mexiko, Peru und Guatemala. Mikrokredite sind ein zentrales Element bei der Armutsbekämpfung.

Bildung ist ebenfalls essenziell, wenn es um die Armutsbekämpfung geht.

Um als Gesellschaft oder Individuum ein selbstbestimmtes Leben zu führen, sind Wissen und Informationen massgeblich. Wird dieser Zugang verwehrt oder ist die Grundausbildung mangelhaft, führt dies zwangläufig zu Benachteiligungen: Ein um 80 Prozent höheres Risiko für Arbeitslosigkeit und ein um 40 Prozent höheres Risiko für gesundheitliche Probleme sind die Folge; ebenso soziale Spannungen in vielen ärmeren Ländern.

Sich Wissen aneignen und dieses zu nutzen, ist entscheidend. Private Bildungsdienste wie auch der Kommunikations- und Technologiesektor leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Armutsbekämpfung.

Für wen eignet sich dieser konsequent nachhaltige Investitionsansatz?

Der Fonds eignet sich für Anlegerinnen und Anleger, die mit hoher Nachhaltigkeitsüberzeugung anlegen und in Unternehmungen und Staaten investieren möchten, die einen wesentlichen Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leisten.

Wie der Responsible-Ansatz orientiert sich der Sustainable-Ansatz am Pariser Klimaziel. Der Sustainable Ansatz verfolgt dabei sogar das 1,5-Grad-Ziel, während sich die Responsible Fonds am 2-Grad-Ziel ausrichten.

Inwiefern beeinflusst der konsequente Nachhaltigkeitsansatz die Renditechancen?

Wir sind überzeugt, dass Unternehmen erfolgreicher sind, wenn sie einen gesellschaftlichen Nutzen erbringen. Denn ihr Angebot an Produkten und Dienstleistungen stösst auf eine überdurchschnittlich hohe Nachfrage. Insgesamt wollen wir unsere Anlegerinnen und Anleger vor finanziellen Risiken schützen und sie an den Chancen einer nachhaltigen Wirtschaft teilhaben lassen.

Die sechs Investmentbereiche

Rechtlicher Hinweis

Die Publikationen wurden vom Buy-Side Research des Asset Managements der Zürcher Kantonalbank und nicht von der Abteilung «Finanzanalyse» im Sinne der von der Schweizerischen Bankiervereinigung herausgegebenen «Richtlinien zur Sicherstellung der Unabhängigkeit der Finanzanalyse» erstellt. Die Publikationen unterliegen folglich nicht diesen Richtlinien.

Pionierin für nachhaltige Anlagen

Die Zürcher Kantonalbank ist eine Pionierin auf dem Gebiet der nachhaltigen Anlagen und hat bereits 1998 den ersten nachhaltigen Fonds lanciert. 2009 hat die Bank als eine der ersten Universalbanken in Europa die sechs Principles for Responsible Investment der Vereinten Nationen (UN PRI) unterzeichnet. Damit unterstrich sie ihre Überzeugung, dass für die Vermögensverwaltung die Integration von ESG-Themen in Anlageentscheide und ins aktive Aktionärsverhalten Voraussetzung ist. Die internationale Investoreninitiative UN PRI koordiniert für rund 4’000 Unterzeichner mit einem Anlagevolumen von über USD 120 Billionenregelmässig soziale oder ökologische Engagements. Die Zürcher Kantonalbank nimmt an diesen gemeinsamen Engagements im Rahmen der UN PRI-Plattform teil. Zudem wird regelmässig ein Dialog mit dem Management von Unternehmen zu ESG-Themen geführt.

1 https://www.unpri.org/pri/about-the-pri; Januar 2022