Bürolistinnen - ab auf den Bauernhof!

Ein Bild und seine Geschichte: Für diese Beitragsreihe haben wir im historischen Archiv der Zürcher Kantonalbank gestöbert.

Text: Raphaela Ziegler / Bild: Historisches Archiv der Zürcher Kantonalbank

Aufruf zur Bäuerinnenhilfe des zivilen Frauenhilfsdienstes um 1942, Plakat

«Frauen helft den überlasteten Bäuerinnen! Beweist Eure Liebe zur Heimat!» – mit diesen Worten wendete sich der zivile Frauenhilfsdienst des Kantons Zürich 1942 an die weibliche Bevölkerung und ebenso an die Direktion der Zürcher Kantonalbank.

Im zivilen Leben herrschte wegen des Krieges Personalmangel. Viele Männer standen im Aktivdienst. Die Zürcher Kantonalbank hatte deswegen bereits die Schalteröffnungszeiten reduziert. Trotzdem rief die Direktion der Bank ihre Mitarbeiterinnen auf, sich freiwillig für den drei- bis vierwöchigen bäuerlichen Hilfsdienst zu melden.

Nicht für jedefrau

Im Vorfeld hatte der Frauenhilfsdienst dazu geraten, eine strikte Auswahl zu treffen. Denn es habe keinen Wert, «einfach ein Fräulein» auf das Land zu schicken. Die Arbeiten seien hart, die Verhältnisse einfach. Und so schrieb Direktor Fischbacher: «Wir ersuchen nun alle diejenigen jüngeren oder älteren Haushaltskundigen der Bank, die sich einer solchen Aufgabe [Hilfsdienst] gewachsen fühlen, sich bei der Direktion der Bank schriftlich zu melden.» Und er betonte: «Die Bank selbst begünstigt die eingeleiteten Bestrebungen dadurch, dass sie die Besoldung und die Ferien ungeschmälert lässt.»

Die Begeisterung, dem Vaterland zu helfen, war da – und das weibliche Personal bewarb sich fleissig. Die Mahnung, der Aufgabe besser auch gewachsen zu sein, führte dabei zu durchaus kritischer Selbstanalyse. So schrieb eine Mitarbeiterin: «Ich würde mich freuen, durch Mithilfe beim Kochen, Flicken etc. eine vielbeschäftigte Bäuerin im Haushalt entlasten zu können. Dass ich jedoch das Kochen für einen Bauernhaushalt selbstständig erledigen könnte, bezweifle ich.» Auch die körperliche Eignung wurde gewichtet: «In den Haushaltsarbeiten besitze ich gute Kenntnisse und ich glaube, dass ich auch körperlich der Landarbeit gewachsen wäre.»

Heimatliebe bewiesen

Die Unterlagen des historischen Archivs lassen vermuten, dass schliesslich 15 der 24 Bewerberinnen 1942 einen Landdienst absolviert haben. Die vorhandenen Rückmeldungen sind vorsichtig positiv formuliert: Es ist wohl auch «für 3 Wochen zum Aushalten», schrieb eine Freiwillige an die Kollegen in Zürich, doch die Aussage: «Ich werde aber danach gerne wieder zurückkehren» – sie wird wohl für die meisten Temporär-Landfrauen den Nagel auf den Kopf getroffen haben.
 

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