Sie sagen, die Gesamtvergütung der Zürcher Kantonalbank sei marktgerecht. Wer hat das untersucht?
Eines der führenden Unternehmen in diesem Bereich, HCM International. Ihr Vergleich hat gezeigt, dass die Zürcher Kantonalbank mit ihrer Gesamtvergütung im Markt zwischen Median und drittem Quartil liegt. Etwa die Hälfte der Vergleichsbanken hat eine tiefere Gesamtvergütung als die Zürcher Kantonalbank, ein Viertel zahlt höhere Löhne. Das entspricht auch unserer Position im Markt.
Wie wurde dieser Marktvergleich im Auftrag des Bankrats durchgeführt?
Beim Marktvergleich wurde sich an schweizerischen Finanzinstituten orientiert und dabei verschiedene ergänzende Vergütungsparameter berücksichtigt, wie etwa Grösse der Organisation, Anzahl Mitarbeitende, Hierarchie, Organisationstiefe, geografische Reichweite und Internationalität.
Könnte sich die Zürcher Kantonalbank als öffentlich-rechtliches Unternehmen nicht vom Vergütungsniveau in der Finanzbranche lösen und tiefere Löhne zahlen?
Das hört sich auf den ersten Blick einfach an, funktioniert aber nicht. Wir sind zwar ein öffentlich-rechtliches Unternehmen, sind aber in einem spezifischen Markt tätig und erarbeiten unseren Erfolg im freien Wettbewerb. Würden wir keine marktgerechten Löhne mehr entrichten, könnten wir unser Geschäftsmodell als Universalbank nicht aufrechterhalten. Dies hätte Auswirkungen auf unsere breite Dienstleistungspalette für Privatkundinnen und -kunden, für Gewerbe, Landwirtschaft und Grossfirmen sowie für private und institutionelle Anleger.
Sie sprechen vom Zusammenhang von Vergütungs- und Geschäftsmodell.
Ja, als Universalbank müssen wir für zahlreiche spezialisierte Fach- und Führungskräfte marktgerechte Löhne zahlen können. Dabei stehen wir in Konkurrenz mit anderen Finanzinstituten – nicht nur mit Retailbanken, sondern auch mit Privatbanken, Asset Managern und Investmentbanken. Deshalb: Ohne marktgerechtes Vergütungssystem drohen wir uns zurückzuentwickeln zu einer Spar- und Leihkasse. Man kann es gut finden oder nicht, aber Geschäftsmodell und Gesamtvergütung lassen sich nicht voneinander trennen. Wir können die Marktmechanismen nicht aushebeln.
Würde es von den Dienstleistungen her für die Mehrheit der Zürcherinnen und Zürcher nicht ausreichen, wenn die Zürcher Kantonalbank eine reine Spar- und Leihkasse wäre?
Zuerst juristisch: Das Zürcher Volk hat uns im Kantonalbankgesetz den verbindlichen Auftrag gegeben, als Universalbank tätig zu sein; dieser Auftrag kann durch eine Volksabstimmung auch wieder entzogen werden. Im Weiteren inhaltlich: Bei einer Schrumpfung zur Spar- und Leihkasse würde zu vieles wegfallen, was für Privatkundinnen und -kunden, Gewerbe. Industrie und die öffentliche Hand von Nutzen ist. Ich denke etwa an die Vermögensverwaltung und unsere Fondsprodukte. Mit Swisscanto ist die ZKB die zweitgrösste Fondsanbieterin in der Schweiz. Weitere volkswirtschaftlich relevante Dienstleistungen sind Kredite für Grossfirmen, Handel, Kapitalmarkt sowie Research und Brokerage. Damit unterstützt die ZKB Unternehmen und öffentliche Hand bei Obligationen-Emissionen, begleitet Börsengänge von Schweizer Unternehmen und sichert Export-, Handelsrisiken sowie Zins- und Währungsrisiken ab. Repräsentanzen in China, Indien, Singapur und Brasilien unterstützen international tätige Schweizer Unternehmen vor Ort in wichtigen Exportmärkten. Zudem engagieren wir uns stark in der Start-up-Förderung, was für die Zukunftsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandorts entscheidend ist. Ich bin überzeugt, dass der wirtschaftlich bedeutende Kanton Zürich eine zweite leistungsfähige Bank benötigt, die sämtliche Produkte und Dienstleistungen abdeckt – gerade jetzt, nachdem es als einzige Alternative mit einem Vollangebot nur noch die UBS gibt.
Das Festhalten am Geschäftsmodell einer Universalbank ist für Sie zentral?
Das ist es, denn ein Abrücken davon hätte über die eingeschränkte Dienstleistungspalette hinaus zahlreiche weitere negativen Konsequenzen. Die Bank wäre weniger stabil und sicher aufgestellt, weil sie ihre Erträge nicht mehr über verschiedene Geschäftsbereiche hinweg diversifizieren könnte. Und wir bräuchten deutlich weniger als die heute über 6'000 Arbeitsplätze und könnten nicht mehr über 400 Ausbildungsstellen anbieten. Die Bank würde zudem weniger Ertrag erzielen, könnte also deutlich weniger Gewinn an Kanton und Gemeinden ausschütten. Bei einer Fokussierung auf eine Spar- und Leihkasse wäre die Reduktion der Erträge um 50 Prozent zu erwarten, der Gewinn der Bank würde sich aufgrund der Fixkosten überproportional reduzieren.
Der Bankrat hat das Vergütungsmodell der Bank einer gesamtheitlichen Revision unterzogen und angepasst. Im Kantonsrat wurde eine solche Überarbeitung, die alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bank betrifft, nicht gefordert. Warum haben Sie das trotzdem gemacht?
Im Kantonsrat gab es zwei Anliegen: einerseits die Umschichtung von variabler zu fixer Vergütung und anderseits eine Überprüfung der Höhe der Gesamtvergütung insbesondere für den CEO. Beides haben wir gemacht. Der variable Anteil an der Gesamtvergütung wurde gesenkt, der fixe Anteil entsprechend erhöht. Die Überprüfung der Vergütung des CEO ergab, dass diese im Branchenvergleich im Median liegt und zum Geschäftsmodell und zur Komplexität einer Universalbank passt. Für den Bankrat war immer klar, dass man die Vergütung des CEO nicht losgelöst vom gesamten Vergütungsmodell der Bank anschauen kann, weil sie integraler Teil dieses Modells ist. Das Vergütungsmodell muss für alle Hierarchie- und Funktionsstufen passen und integral abgestimmt sein. Die Überprüfung des gesamten Vergütungsmodells hatte der Bankrat im Übrigen schon vor der Diskussion im Kantonsrat gestartet.
Schauen wir nach vorn: Wie wird sich die Gesamtvergütung der Zürcher Kantonalbank entwickeln?
Im laufenden Geschäftsjahr werden für die Berechnung der variablen Vergütung zwei vom Bankrat beschlossene Massnahmen umgesetzt. Erstens wird das Vergütungsmodell neu kalibriert: Den Anteil der fixen Vergütung haben wir erhöht, den der variablen Vergütung entsprechend gesenkt. Zweitens führt eine Anpassung im Berechnungsmodell künftig bei hohen Gewinnzahlen zu einer deutlichen Abflachung des Anstiegs der variablen Vergütung. Durch die beiden Massnahmen reduziert sich die variable Vergütung erheblich.
Was versprechen Sie sich von der erhöhten fixen und der gesenkten variablen Vergütung – einer Kernmassnahme des neuen Vergütungsmodells der ZKB?
Die Rekrutierung neuer Talente wird dadurch sicherlich einfacher. Und für die bestehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhöht sich die Planungssicherheit. Die Schwankung ihrer Gesamtvergütung nimmt ab.
Welche weitere Änderung am Vergütungsmodell ist aus Ihrer Sicht wesentlich?
Wir haben das Instrument der Langzeitanwartschaften für die Generaldirektion und das höhere Management ab dem Geschäftsjahr 2024 deutlich verschärft. Diese Anwartschaften sind Teil der variablen Vergütung und für drei Jahre gesperrt. Nun wird der gesperrte Anteil an der variablen Vergütung verdoppelt und liegt neu für die Generaldirektion bei 50 Prozent und für das höhere Management bei 30 Prozent. Damit wollen wir verstärkt sicherstellen, dass sich das Management für eine nachhaltig erfolgreiche Zukunft der Bank engagiert.
Gibt es Punkte im Vergütungsmodell, die nicht geändert wurden?
Ja. Die zwei für mich wichtigsten Punkte behalten wir bei. Erstens: Wir haben weiterhin ein Gewinnbeteiligungs- und nicht ein Bonusmodell. Ohne Gewinn keine variable Vergütung. Und zweitens: Die Höhe der variablen Vergütung der einzelnen Mitarbeitenden hängt zwar von ihrer Funktion, ihrer individuellen Leistung und ihrem Verhalten ab. Grundsätzlich wird jedoch nicht nur einzelnen, sondern allen Mitarbeitenden der Bank eine variable Vergütung ausgezahlt. Das sind zwei sehr positive Merkmale unseres Vergütungsmodells, auf die ich stolz bin.
Hinweise zur Abbildung "Durchschnittlicher Personalaufwand im Vergleich":
1 Kredite für Grossfirmen, Syndikation von Krediten, Handel, Kapitalmarkt, Research & Brokerage
2 Berechnungsgrundlage: Personalaufwand (inkl. Beiträge an Personalvorsorgeeinrichtungen, Sozialversicherungen, Ausbildungskosten, Vergünstigungen, Anerkennung, Nebenleistungen und sonstiger Personalaufwand) / Anzahl FTE per Stichtag (nach Rechnungslegung Banken). Zu berücksichtigen ist, dass die Mitarbeitenden der Zürcher Kantonalbank fast ausschliesslich im Kanton Zürich arbeiten. Im Bereich Finanzdienstleistungen ist das monatliche Bruttogehalt im Kanton Zürich verglichen mit der Restschweiz 20 Prozent höher (Quelle: Bundesamt für Statistik, 2020). Zudem lagert die Zürcher Kantonalbank keine IT-Arbeitsplätze in Tieflohnländer aus. Weiterhin wichtig: Bei den internationalen Anbietern wurden zur Berechnung die Gesamt-FTE über alle Ländermärkte herangezogen.