Fast wie ein Oscar: Auszeichnung als Anleihehaus 2021

Schweizer Franken Anleihehaus des Jahres 2021 – mit diesem Titel kürt das Fachmagazin «International Finance Review» die Zürcher Kantonalbank erstmals. Ein Grund: Leasingraten.

Text: Alexander Wolski

Fast so schön wie ein Oscar: Die Zürcher Kantonalbank wurde mit einer internationalen Auszeichnung geehrt. (Bild: pexels / Rodnae Productions))

Mehrere Weltneuheiten in einem Jahr, und dann noch von einer Kantonalbank – dies hat für Erstaunen in der Fachwelt gesorgt. Dort galt die Schweiz als Ausgabeplatz von Unternehmensanleihen bis anhin als solide, aber etwas behäbig. Dieses Image wandelt sich: ein Blick nach Zürich und dortige frische Ideen.

Nicht entgangen ist dies alles der Londoner «International Finance Review» (IFR), dem global führenden Branchenblatt für Fixed Income und Kapitalmarkt. Das Magazin prämiert jährlich die weltweit erfolgreichsten Finanzhäuser und Deals – eine unabhängige Journalistenjury wählt die Sieger aus. Nominieren können sich die Banken selbst. Michael Wölfle, Leiter Debt Capital Markets bei der Zürcher Kantonalbank, berichtet von einem «umfangreichen Prozess». Auf die schriftliche Bewerbung sei eine mehrstündige Einladung für einen virtuellen Pitch vor der Fachjury erfolgt, so Wölfle. Was überzeugte die Juroren dann?

Anleihen durch die operative Gesellschaft emittiert

Drei Hauptgründe sind zu nennen: darunter zunächst die weltweit erste Ausgabe eines «Auto Covered Bonds». Das sind Anleihen, die direkt durch die operative Gesellschaft emittiert werden und zusätzlich durch einen Deckungsstock besichert sind. Für den Gläubiger bedeutet dies, dass er im Konkursfall der Emittentin zusätzlich Anspruch auf die zugrunde liegenden Deckungswerte hat. Im prämierten Fall waren es die hinterlegten Leasingforderungen der AMAG Leasing AG – bisher war diese Struktur Banken zur Refinanzierung von Hypothekarforderungen vorbehalten.

Die Konstruktion ausgedacht hat sich Matthias Ogg, Leiter Spezialprodukte im Kapitalmarktteam: «Die Hinterlegung von Sicherheiten ist im Rahmen von Asset-Backed Securities der AMAG Leasing AG schon seit vielen Jahren gang und gäbe. Bisher benötigten wir hierfür komplizierte rechtliche Strukturen – die haben wir vereinfacht.» Fast schon euphorisch hätten die Investoren die neue Struktur aufgenommen. «Es gab doppelt so viele Zeichnungen wie Bonds zur Verfügung standen. Daher konnten wir die Preisbandbreite nach unten anpassen und die Anleihe sogar mit einer negativen Rendite platzieren», sagt Ogg.

Zweitens überzeugte die Journalistinnen und Journalisten in London eine index-fähige zehnjährige Tier-2-Anleihe mit einer einmaligen Kündigungsoption nach acht Jahren – sie wurde für die Luzerner Kantonalbank strukturiert. Bei Tier-2-Anleihen handelt es sich um nachrangige Anleihen, die bei drohender Insolvenz abgeschrieben oder in Aktien umgewandelt werden können. Sie werden von Banken zur Stärkung der Gesamtkapitalquote emittiert. «Wir haben zum ersten Mal eine Tier-2-Struktur entwickelt, die gekündigt werden kann, bevor die regulatorische Anrechenbarkeit sinkt, und gleichzeitig im Bond Index Aufnahme findet. Dies schätzen besonders institutionelle Anleger sehr. Funktioniert hat es, weil wir auf einen Coupon-Reset verzichtet haben – das gab es am Schweizer Kapitalmarkt noch nicht. Auf die Idee war noch niemand gekommen,» sagt Matthias Ogg. Die Rendite von 0,835 Prozent bis zum Call ist der tiefste je erreichte Wert einer Tier-2-Anleihe im Schweizer-Franken-Markt.

Drittens war die Zürcher Kantonalbank auch eine der drei Joint Lead Managers bei der erstmaligen Emission eines Digital Bonds in einem regulierten Umfeld durch die SIX – separat ausgezeichnet als bester CHF Bond im Jahr 2021. Zusätzlich positiv bewertete die IFR die führende Rolle der Zürcher Kantonalbank bei der Ausgabe von grünen und nachhaltigen Anleihen. Diese sogenannten Green oder Sustainability Bonds sind in Struktur, Rendite und Risiko identisch zu einer klassischen Anleihe. Der Unterschied: Der Emittent verwendet die Erlöse für die Finanzierung von klar definierten Umwelt- oder Sozialprojekten. So beispielsweise geschehen bei der Refinanzierung von drei Liegenschaften der Allgemeine Baugenossenschaft Zürich. Darüber hinaus war die Zürcher Kantonalbank, wie bereits in den vergangenen Jahren, das führende Institut für die Lancierung von CHF Anleihen für Schweizer Spitäler, aber auch die erste Adresse für Erstemittenten.

Gut gefüllte Pipeline

Mit grosser Freude wurde der Preis im Geschäftshaus Steinfels aufgenommen. «Natürlich sind wir stolz über diese renommierte Auszeichnung. Wenn in diesem Jahr die Karten neu gemischt werden, wollen wir wieder vorne mit dabei sein. Was uns allen bewusst sein sollte: Neues ausprobieren und die Qualität der Beratung der Kunden auf konstant hohem Level beibehalten, das ist der Schlüssel zum Erfolg», sagt Michael Wölfle. Die Pipeline sei bereits gut gefüllt, gibt er zum Abschied noch mit auf den Weg.

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