Kühlere Heizung, weniger Licht und Stand-by

Im Interview spricht Sandra Schieferli, Leiterin Real Estate der Zürcher Kantonalbank, über die drohende Energiemangellage, die Sparmassnahmen, die die Bank aktuell umsetzt und den persönlichen Beitrag, den alle Mitarbeitenden leisten können.

Text: Patrick Steinemann / Bilder: Simon Baumann

Sandra Schieferli
Sandra Schieferli, Leiterin Real Estate der Zürcher Kantonalbank, bereitet sich mit den Mitarbeitenden verschiedener Geschäftseinheiten auf die Energiemangellage vor.

Die Unternehmen in der Schweiz – und damit auch die Zürcher Kantonalbank – müssen sich für eine drohende Energiemangellage im kommenden Winter wappnen: Wie sehen die Szenarien aus, auf die sich die Bank vorbereiten muss?

Der Bund hat vier Phasen und entsprechende Interventionsmassnahmen skizziert, die während einer Strommangellage eintreten können. Aktuell gehen wir in die Phase der Sparappelle. Die Szenarien umfassen aber auch mögliche Verbrauchs­einschränkungen, Kontingentierungen oder gar Netzabschaltungen. Bei der Zürcher Kantonalbank halten wir uns grundsätzlich an die Empfehlungen des Bundes und tragen bereits heute mit freiwilligen Massnahmen zur Vermeidung der Strommangellage bei. Dies gilt auch für andere Energieträger.

Welche Abhängigkeiten von Gas, Strom und anderen Energieformen bestehen für die Bank an den CC und Filial-Standorten konkret?

Einige Gebäude der Zürcher Kantonalbank werden durch fossile Energieträger geheizt, andere verfügen über Wärmepumpen oder Holzschnitzelheizungen. Natürlich bestehen hierzu Abhängigkeiten von der Gas- und Stromversorgung sowie anderen Energieformen. Strom benötigen wir insbesondere für den Betrieb der Gebäude- und der IT-Infrastruktur.

Wie hat die Bank auf diese Bedrohungslage reagiert?

Für die Thematik der Strommangellage haben wir in der Bank seit Längerem eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe von Spezialisten zusammengestellt, um uns frühzeitig auf mögliche Szenarien vorzubereiten. Die Arbeitsgruppe hat bereits zahlreiche Massnahmen erarbeitet und einen Teil davon bereits in Kraft gesetzt. Bei Bedarf könnten unter der Führung der internen Notfallorganisation weitere Massnahmen ergriffen werden.

Der Bund hat Ende August eine Energiesparkampagne lanciert. Auch der Kanton und die Stadt Zürich haben Massnahmen angekündigt, um ihren Energieverbrauch vorsorglich zu reduzieren. Was unternimmt die Zürcher Kantonalbank in der momentanen Situation?

Die Zürcher Kantonalbank hat sich im Rahmen ihres Leistungsauftrages zu einem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen verpflichtet. Daher ergreifen wir seit Jahren Massnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz an unseren Standorten. Gerade deshalb ist es uns als Bank ein Anliegen, an der Energiesparkampagne des Bundes ebenfalls mitzuwirken. Aktuell wird ein erster Teil der mehrstufigen Planung zu den Energiesparmassnahmen umgesetzt. So senken wir etwa die Heiztemperatur an unseren Standorten um zwei Grad und schalten nachts in unseren Gebäuden nicht benötigte Lichter aus. Ebenso stellen wir in der Nacht die Beleuchtung der Logos ab und schalten die Werbebildschirme früher aus. Ungenutzte Geräte schalten wir in der Nacht ebenfalls ganz ab.

Neben der Umsetzung von Energiesparmassnahmen im Betrieb beinhalten die Vorbereitungen auf eine mögliche Mangellage auch die Überprüfung von Notstromanlagen. Hier bespricht sich Sandra Schieferli mit Domenico Turino, Teamleiter Gebäudetechnik am Standort Hard.

Bringen diese Massnahmen effektiv etwas oder haben sie eher symbolischen Charakter?

Grundsätzlich leistet jede Einsparung einen Beitrag, um eine Mangellage im Verlauf des Winters zu mindern oder zu verhindern. Die Summe der Einzelmassnahmen bringt deutliche Effekte. Zusätzlich möchten wir mit den Massnahmen die Mitarbeitenden sensibilisieren, damit sie ebenfalls aktiv einen Beitrag für die Energiesparkampagne leisten können.

Wie können die Mitarbeitenden konkret einen persönlichen Beitrag zum Energiesparen leisten?

Die Einsparungen beginnen im Kleinen: Die Lichter am Arbeitsplatz am Abend dort löschen, wo sie nicht automatisch gesteuert werden. Die Notebooks über Nacht herunterfahren. Die Bildschirme ganz ausschalten, statt sie im Stand-by-Modus zu belassen.

Haben die Energiesparmassnahmen Auswirkungen auf den Bankbetrieb und die Services für die Kunden?

Die aktuellen Energiesparmassnahmen haben keinen Einfluss auf die Bankservices, diese werden zu 100 Prozent weiter aufrechterhalten. Auch die Mitarbeitenden werden kaum etwas von den bereits initiierten Massnahmen spüren.

Blicken wir auf die kommenden Monate: Was könnte als Nächstes auf die Bank zukommen?

Mögliche weitere Energiesparmassnahmen nach Vorgaben des Bundes sind bei einer Verschärfung des Gas- und Strommangels in Europa und der Schweiz zu erwarten. Die Massnahmen hierzu werden stufenweise aktiviert. In der ersten Stufe werden die Massnahmen keinen Einfluss auf den Bankbetrieb haben.

Und wie würde die Bank bei einer Verschärfung der Lage reagieren?

Wir setzen alles daran, die Services für unsere Kundinnen und Kunden aufrechtzuerhalten. Sollten jedoch Einsparungen in der Höhe von 30 Prozent oder mehr notwendig sein, könnte dies zu gewissen Einschränkungen sowie Serviceeinbussen führen. Wir prüfen laufend alle Handlungsoptionen für eine akute Mangellage und würden unsere Kundinnen und Kunden informieren, falls es soweit kommen sollte.

 

Weitere Informationen

Zu den Themen Energiesparen und Energiemangellage bieten folgende Behördenseiten weitere Informationen:

  • nicht-verschwenden.ch – Kampagnenseite des Bundes zum Thema Energiesparen
  • Thema Energie beim Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung BWL
  • OSTRAL – Organisation für Stromversorgung in Ausserordentlichen Lagen

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