Eine Bank, doch keiner leiht ihr Geld – vor diesem Problem standen die Schweizer Banken in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Kapital zu vernünftigen Bedingungen zu beschaffen war wegen der grossen Geldknappheit schwierig. Die Folgen für die Kunden waren weitreichend, denn die hohen Hypothekarzinsen lasteten auf Wirtschaft und Verbrauchern. Nur gemeinsam konnten die Finanzinstitute einen Weg aus dem Dilemma finden. 1931 gründeten sie die beiden Pfandbriefinstitute: Einerseits die Pfandbriefzentrale der Schweizerischen Kantonalbanken und andererseits die Pfandbriefbank, bei der die Nicht-Kantonalbanken angeschlossen sind. Die Idee war nicht neu – die berühmte Kabinettsorder Friedrich II. von Preussen vom 29. August 1769 gilt als Geburtsstunde des Pfandbriefwesens.
Statt doppeltem Boden gleich fünffach gesichert
Für die Schweiz aber war es eine Revolution, denn nun war der Weg zur Refinanzierung über den Kapitalmarkt eine neue Option für alle Kantonalbanken. Zwar konnten grössere Institute schon damals ihren Bedarf am Kapitalmarkt decken, doch für kleine und mittelgrosse Banken war der Kapitalmarktzugang aufgrund der hohen Beträge nur erschwert möglich. Damals wie heute geschieht dies über das Instrument des Pfandbriefs: Hierbei handelt es sich um ein börsenkotiertes Wertpapier, das mit besonderes weitreichenden Sicherheiten ausgestattet ist. Dabei haftet der Emittent der Pfandbriefe, also die Pfandbriefzentrale sowie die darlehensbeziehenden Banken, die vielfach über eine Garantie des jeweiligen Kantons verfügen, mit eigenen Mitteln. Hinzukommen die Hypothekarschuldner der Banken mit ihren verpfändeten Immobilien. Es wird in diesem Zusammenhang von einer fünffachen Sicherungskette des Pfandbriefs gesprochen. Das Ausfallrisiko ist minim – ein Umstand, der Anleger damals wie heute erfreut und sich in einem AAA-Rating niederschlägt.
Mit der Gründung der Pfandbriefzentrale konnten die Aktionäre des Gemeinschaftswerks ihre Hypothekarzinsen für die Kunden senken. Anteilseigner sind alle 24 Kantonalbanken, wobei die Zürcher Kantonalbank mit knapp 18% den höchsten Aktienanteil hält. Daher stellt die grösste Kantonalbank seit 1931 die Geschäftsleitung – ab April mit Sven Bucher an der Spitze. Heute gehört die Pfandbriefzentrale zu den drei grössten Emittentinnen am Schweizer Kapitalmarkt und spielt eine wichtige Rolle bei der Refinanzierung des Hypothekargeschäftes der Kantonalbanken.