Welt-Alzheimer-Tag: Wie der Zoo beim Erinnern helfen kann
Tiere faszinieren viele Menschen, gleich welchen Alters, und ob mit oder ohne Demenz. Genau das haben der Verein Alzheimer Zürich und der Zoo Zürich aufgegriffen, indem sie eine kostenlose Zooführung für Menschen mit Demenz und deren Begleitperson anbieten. Initiiert wurde diese Zusammenarbeit durch die Zürcher Kantonalbank – und seit 2018 ist es ein Erfolgsprojekt. So erfolgreich, dass die Führungen seit 2022 bei einem weiteren Sponsoringpartner, dem Wildnispark Zürich, angeboten werden.
Text: Anna Sophia De Tomasi
Warum Zoo-Besuche so besonders sind
Gedächtnisverlust, im Alltag nicht mehr alleine zurechtzukommen, es ist eine Vorstellung, die jedem Angst macht. Und doch ist der Alltag vieler Menschen davon geprägt – sei es, weil sie selber erkrankt sind oder jemand im Umfeld –, daran erinnerte auch der Welt-Alzheimer-Tag am letzten Samstag.
Vieles oder alles vergessen, es macht den Alltag der erkrankten Menschen und der sie umgebenden Personen anstrengend und kompliziert – es ist eine grosse Herausforderung. Heilbar ist die Krankheit nicht, und besonders stark leiden jene Menschen unter dem Verlust des Kurzzeitgedächtnisses. Und trotzdem: Es ist wichtig, Menschen mit Demenz weiterhin am Alltag teilhaben zu lassen und ihnen freudige Erlebnisse zu verschaffen. Denn die Fähigkeit, Liebe und Freude zu verspüren, ist nach wie vor vorhanden: Es ist nicht das Herz, das dement wird. Genau darin liegt das Potenzial eines Zoo-Besuches mit seinen vielen tierischen Bewohnern. «Die meisten Besucherinnen und Besucher waren schon als Kind im Zoo und verbinden damit sehr positive Gefühle und schöne Erinnerungen. Da es sich bei der Gruppe ausschliesslich um Menschen mit Demenz und deren Angehörige handelt, wird ein eventuell auffälliges Verhalten akzeptiert. Bei den Führungen findet ein sozialer Austausch unter Gleichgesinnten statt», so formuliert es Alzheimer Zürich.
Die Tiere bilden insofern einen Anknüpfungspunkt, viele Teilnehmende erkennen dieses und jenes Tier wieder, und je grösser der Wiedererkennungseffekt, desto grösser ist die Freude. Eine grosse Rolle spielt auch die Haptik, weshalb die Zoo-Führerinnen und Zoo-Führer häufig Gegenstände mitbringen: ein Ei, eine Feder, ein Stück Fell – das bietet eine weitere Möglichkeit, wahrzunehmen, zu fühlen.
Es geht nicht darum, möglichst viele Tiere zu besuchen, sondern sich Zeit zu nehmen, genau hinzuschauen und die Reaktionen der erkrankten Teilnehmenden abzuwarten.
Alzheimer Zürich
Ein Engagement, das Spuren hinterlässt und dieses Jahr besonders gewürdigt wird
Ein Tag im Zoo mag für viele selbstverständlich erscheinen, doch für Menschen mit Demenz kann er mindestens ein kleines Wunder bedeuten. Die Führungen wurden speziell konzipiert und auf die Bedürfnisse ausgerichtet, die Zoo-Führerinnen und Zoo-Führer ausgebildet durch den Verein Alzheimer Zürich. Solche Führungen sind anspruchsvoll, fordern Geduld, Ruhe und Einfühlsvermögen. Die Zoo-Führerinen und Zoo-Führer schaffen mit ihrer Arbeit ein greifbares Erlebnis, dass Spuren hinterlässt. Engagements wie diese werden von Alzheimer Zürich besonders geschätzt und anerkannt: Mit dem diesjährigen Fokuspreis wird der Zoo Zürich und vor allem dessen Zoo-Führerinnen und Zoo-Führer für ihren Einsatz besonders geehrt.
Schlussendlich bieten die Zoo-Führungen nicht nur den Betroffenen, sondern auch den Begleitpersonen eine positive Erfahrung und gleichfalls die Möglichkeit, besonders schöne gemeinsame Erlebnisse zu schaffen. «Dass der Zoobesuch im Rahmen einer Führung stattfinden kann, macht ihn zu einem besonderen Ereignis. Und dass die Zürcher Kantonalbank zum Zoobesuch und zur Führung einlädt, dass man sich um nichts kümmern muss, sondern sozusagen einfach konsumieren kann, wird grundsätzlich als wunderbare Sache empfunden», resümiert Alzheimer Zürich.
Am Ende sind es die Augenblicke, die zählen – und manchmal genügt ein Blick auf die Pinguine, um Erinnerungen wieder lebendig werden zu lassen. Schöne Erinnerungen.