Kunstpause: Caro Niederer

Das Tun von Caro Niederer kreist um die Frage, was Wertvolles bleibt.

Text: Markus Wanderl / Porträtbild: Simon Habegger | aus dem Magazin «ZH» 2/2023

Das Bild zeigt Künstlerin Caro Niederer, wie sie in ihrem Zürcher Atlier auf einem Hocker sitzt, umringt von Gemälden.
Künstlerin Caro Niederer in ihrem Atelier in Zürich.

Lamu, Kenia, vielleicht 2005. Das Festland – zum Greifen nah. Die Schwüle – nicht fassbar. Das Buch – zur Hand. So wie die Fotokamera, wenn Caro Niederer reist. Dann: Zeit haben für den Augenschein. Der Intuition Raum geben. Die Abwechslung von Geselligkeit und Musse.

Apropos: Ihr Sohn liest auf der Terrasse, als Caro Niederer in jenen Ferien die Lücke im dichten Pflanzenwuchs wahrnimmt und auf den Auslöser ihrer Kamera drückt. Nicht gleich, doch bald wird sie dieses Diapositiv nach China schicken; Caro Niederer war ehemals zur Shanghai Biennale eingeladen und hat im Land Bande geknüpft. Und knüpfen in anderer Form, das werden nun auch zwei chinesische Frauen, Meisterinnen ihres Handwerks. Jener 100 mal 70 Zentimeter grosse Seidenteppich, der Monate später in Zürich eintrifft, wird wie das Inselquartier heissen: «Bananahouse». Dass er von einem analogen Lichtbild abgeleitet ist und wie grobkörnig erscheint, ist wunderbar diametral zur heutigen Pixeljagd in der digitalen Fotografie.

Doch mitnichten hat die Zürcher Künstlerin den Prozess minutiös geplant, als sie das Foto schiesst. Vielmehr kuratiert sie im Rückgriff auf ihren grossen Fundus an gesammelten Postkarten und Fotos mit häufig all­gemeinen Motiven laufend die Erinnerungen ihres Lebens; es abzubilden, dazu dient ihr die Kunst, und manchmal – wie nebenbei kreiert sie dieses Wort – «gibt» sie zur Vollendung etwas «fremd».

Bild des Werks «Bananahouse» von Caro Niederer.
Caro Niederer, «Bananahouse», 2006, Seidenteppich, 100 x 70 cm. Mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin. (Foto: zVg)

Caro Niederer

Ausgebildet als Buchhändlerin, ist Caro Niederer (60) seit den 1980er-Jahren bildende Künstlerin. Die Mutter zweier Kinder stellt international aus und gewann u.  a. den Manor-Kunstpreis St.  Gallen. Sie lebt und arbeitet in Zürich.

Serie «Kunstpause»

Die Zürcher Kantonalbank sammelt Zürcher  Gegenwartskunst. Damit fördert sie die Kreativwirtschaft im Sinne des Leistungsauftrags. Ob Malerei, Zeichnung, Videokunst, Skulptur oder Kunst am Bau: Die Werke sind im ganzen Kanton in den Räumlichkeiten der Bank ausgestellt.

In der Serie «Kunstpause» geben wir Einblick in die Sammlung und porträtieren jeweils eine Künstlerin oder einen Künstler und stellen ein Werk vor.

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