Es liegt nahe

Ohne den konkreten Lebensraum um ihn herum ist das Schaffen von Mirko Baselgia nicht denkbar – und dieser ist hier oder dort.

Text: Markus Wanderl | aus dem Magazin «ZH» 3/2022

Das Bild zeigt Künstler Mirko Baselgia stehend in seinem Atelier im bündnerischen Alvaschein.
Mirko Baselgia in seinem Atelier in Alvaschein (GR). (Bild: Simon Habegger)

Am liebsten, sagt Mirko Baselgia, wäre er in seinem Kunstschaffen so wie ein Baum. Nichts an einem Baum sei von einem Material, das überflüssig wäre, die Umwelt schädigte. Vielmehr sei alles, was der Baum biete, von Nutzen – besonders das Holz. Insofern: Wer würde der These, aller, tatsächlich aller Lebewesen König sei der Baum, etwas entgegenhalten wollen? Womöglich der in Wahrheit so viel Leben auf und in sich vereinende riesenhafte Fels, weil an der Ehre gepackt. Die Frage, ob er auf die einsame Insel eher Steine oder Hölzer mitnähme, hat Baselgia nämlich soeben lächelnd so beantwortet: Holz – Stein sei ganz bestimmt schon dort. Ist Holz für den Moment gekrönt, ist Stein längst nicht Gefolge. Denn für sein Bild «Topography» hat Baselgia verschiede-ne Gesteine – Prasinit, Epidot, Granatamphibolit und ein noch nicht näher bestimmtes – in Tälern, Flüssen und an Berghängen im Radius von 20 Kilometern um sein Atelier in Alvaschein, GR, herum gesammelt und dann zermahlen. Verschiedenfarbige Pigmente wurden so gewonnen, die der Künstler dann mit einem Mouth Atomizer peu à peu auf vorher gefaltetes Leinen geblasen hat. Doch ist der Keilrahmen, der das Leinen spannt, aus dem Holz einer Lärche vom Wald nebenan, so stammt das Leinen aus dem Val Müstair – und damit von zu weit weg: Denn Baselgia will Nahes! Was wiederum nicht heisst, ein solches Abbild einer Landschaft könne nicht auch woanders entstehen: Wäre der Berliner Tiergarten sein Umfeld, verwendete Mirko Baselgia Holz und Steine von dort.

Das Bild zeigt das Werk "Topography" von Künstler Mirko Baselgia.
Mirko Baselgia, «Topography», 2022, Leinen, Lärchenholz und mineralische Pigmente, 44 × 33 × 2,2 cm. Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers. (Bild: Stefan Altenburger)

Mirko Baselgia

Ausgebildet zum Hochbauzeichner, studierte Mirko Baselgia (40) an der Zürcher Hochschule der Künste. Für seine Arbeiten erhielt er etwa den Manor-Kunstpreis. Seit 2018 lebt er wieder in seiner Heimat Graubünden.

www.baselgia.com

Serie «Kunstpause»

Die Zürcher Kantonalbank sammelt Zürcher  Gegenwartskunst. Damit fördert sie die Kreativwirtschaft im Sinne des Leistungsauftrags. Ob Malerei, Zeichnung, Videokunst, Skulptur oder Kunst am Bau: Die Werke sind im ganzen Kanton in den Räumlichkeiten der Bank ausgestellt.

In der Serie «Kunstpause» geben wir Einblick in die Sammlung und porträtieren jeweils eine Künstlerin oder einen Künstler und stellen ein Werk vor.

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