Engagement auf dem Prüfstand

Das Team «Manager Selection» der Zürcher Kantonalbank prüft Asset Manager und Fondsleitungen auf Herz und Nieren. Sie haben ein umfassendes Bewertungsraster entworfen, um Fonds mit glaubwürdigem und engagierten Investment Stewardship zu identifizieren. Erfahren Sie mehr im Beitrag von Nachhaltigkeitsökonomin Silke Humbert.

Text: Silke Humbert

Geschäftsleute im Gespräch
Durch einen aktiven Dialog sollen Investoren langfristige Werte schaffen bei den investierten Firmen. (Bild: westend61)

Den Auftakt machten die Briten im Jahr 2010. Das Ziel des ersten UK Stewardship Code war es, Aktionäre dazu zu bewegen, ihre Stimme bei den Firmen, in die sie investiert hatten, einzubringen. Das sogenannte Investment Stewardship erfolgt über zwei Mechanismen: durch den aktiven Dialog mit den Unternehmen (Engagement) und die Ausübung der Aktionärsstimmrechte an der Generalversammlung (Voting).

In der Schweiz stärkte die «Minder-Initiative», bei der es vordergründig um die Kompensation von Managern ging, die Investment Stewardship-Idee: Pensionskassen müssen seitdem im Falle von Schweizer Aktien im Interesse ihrer Versicherten abstimmen – eine Depotstimmrechtsvertretung wurde untersagt.

Stephan Balmer, Teamleiter Manager Selection bei der Zürcher Kantonalbank, prüft Asset Manager und Fondsleitungen in der standardisierten Vermögensverwaltung auf Herz und Nieren. Damit ein Fonds in der standardisierten Vermögensverwaltung in Betracht gezogen wird, werden zahlreiche Finanzkennzahlen analysiert. Seit einiger Zeit wird zudem auch das Investment Stewardship der Asset Manager unter die Lupe genommen. «Investment Stewardship spielt eine immer grössere Rolle. Wir haben daher ein umfassendes Bewertungsraster entworfen, um die Asset Manager mit glaubwürdigem und engagiertem Investment Stewardship identifizieren zu können», so Stephan Balmer.

Stephan Balmer (links) und Claude Vautier (rechts) vom Team Manager Selection. (Bild: Andreas Guntli)
Stephan Balmer (links) und Claude Vautier (rechts) vom Team Manager Selection. (Bild: Andreas Guntli)

Engagiert, engagierter, am engagiertesten

Die wichtigsten Asset Manager werden nach folgenden Kriterien im Bewertungsraster untersucht:

  • Glaubwürdig erscheint ein Asset Manager, wenn er relevante Informationen öffentlich zugänglich macht und an den grossen und relevanten Initiativen teilnimmt, die zum Beispiel mehr Transparenz im Reporting oder Vorgaben beim Klimaschutz fordern.
  • Beim Voting sollte eine klare Agenda mit Abstimmungsprinzipien vorliegen. Eine Schlüsselrolle bei den Themen Umwelt und Soziales spielt das Abstimmungsverhalten bei den von den Aktionären eingebrachten Anträgen, da diese oft eine Verhaltensanpassung des Unternehmens zu mehr Nachhaltigkeit zum Ziel haben.
  • Engagement findet oftmals hinter verschlossenen Türen statt. Pluspunkte gibt es daher, wenn Asset Manager Fallstudien von erfolgten Engagement-Aktivitäten bereitstellen und ihre Engagement-Prinzipien schlüssig darlegen können.

Zürcher Kantonalbank hinterlässt Fussspuren

Stephan Balmer und sein Team haben mit Hilfe dieses Bewertungsrasters eine Auswertung vorgenommen. Sie zeigt auf, dass sich heute kein Asset Manager mehr erlauben kann, das Thema Investment Stewardship zu ignorieren. Interessant ist ein Blick in die Details: Europäische Anbieter sind gegenüber amerikanischen Anbietern tendenziell engagierter. Da nachhaltiges Anlegen in den USA aktuell kontrovers diskutiert wird, ist nicht abzusehen, dass sich diese Lücke kurzfristig schliessen wird.

Während mit dem Investment Stewardship der Asset Manager Einfluss auf die Unternehmen ausgeübt wird, hat auch die Zürcher Kantonalbank mit der Selektion der Asset Manager bereits Einfluss auf diese verbuchen können. Claude Vautier aus dem Team der Manager Selection berichtet: «Ein grosser Fondsmanager aus Grossbritannien hat letztes Jahr seine Ausschlusskriterien zu kontroversen Waffen in einem Fonds erweitert, damit er für uns investierbar bleibt.»

Mit der Analyse des Investment Stewardship soll der Dialog mit den Asset Managern zukünftig weiter ausgebaut werden. «Die Analyseresultate liefern uns weiteren Spielraum für noch mehr direktes Engagement bei den Asset Managern, wodurch wir die Best Practices bei Stewardship-Fragen fördern», so Stephan Balmer.