Einfluss geltend machen

Ein Motiv für nachhaltiges Anlegen ist das Erzielen einer positiven Wirkung durch Finanzanlagen. Dies ist keine leichte Aufgabe. Lesen Sie im Beitrag von Nachhaltigkeitsökonomin Silke Humbert, welche Möglichkeiten Investment Stewardship bietet.

Text: Silke Humbert

«Investment Stewardship erfolgt entweder durch den aktiven Dialog mit den Unternehmen (Engagement) oder mit der Ausübung der Aktionärsstimmrechte an der Generalversammlung», erklärt Silke Humbert. (Bild: Getty Images)

In der Regel werden drei Motive für nachhaltiges Anlegen unterschieden:

  • die Verringerung finanzieller Risiken
  • der Ausdruck subjektiver Werte in den Anlagen
  • die positive Wirkung auf Gesellschaft und Umwelt

Während die ersten beiden Motive einfach zu gewährleisten sind, ist das Erzielen von positiver Wirkung durch Finanzanlagen keine leichte Aufgabe. Eine Möglichkeit hierzu stellt die sogenannte Investment Stewardship dar.

Alle Definitionen für Investment Stewardship haben gemeinsam, dass Investorinnen und Investoren ihren Einfluss bei den investierten Firmen geltend machen, um langfristige Werte für Kundinnen und Kunden und weitere Anspruchsgruppen zu schaffen. Diese Werte können neben wirtschaftlichen auch ökologische und soziale Aspekte beinhalten. Investment Stewardship erfolgt auf zwei Arten: erstens durch aktiven Dialog bzw. das in Kontakt treten mit den Unternehmen (engl.: Engagement) und zweitens durch die Ausübung der Aktionärsstimmrechte an der Generalversammlung oder das Einbringen eigener Anträge.

Individuell oder mit einem Vermögensverwaltungsmandat

Verwaltet man die Aktien selbst, so erfolgt die Wirkung auf die Welt in zwei Schritten1: Als Investorin oder Investor macht man seinen Einfluss beim Unternehmen über Engagement oder das Ausüben des Stimmrechts geltend. Idealerweise nimmt das Unternehmen daraufhin Anpassungen in seinen Prozessen oder seiner Strategie vor und steigert damit den langfristigen Unternehmenswert.

Doch wie sieht es aus, wenn man bei einem Vermögensverwaltungsmandat die Bewirtschaftung der Anlagen delegiert? Ein standardisiertes, mit Fonds umgesetztes Vermögensverwaltungsmandat umfasst das Verwalten der Anlagen sowie in der Regel auch die Delegation der Stimmrechtsabgabe. Das Wirkungspotenzial der Investment Stewardship erfolgt dadurch in mehreren Schritten.

Die Zürcher Kantonalbank wählt die passenden Asset Manager für das Portfolio aus. Die Fonds der Asset Manager müssen hierfür verschiedenen Kriterien genügen, die sich zum Beispiel auf die erwartete Rendite oder das eingegangene Risiko beziehen. Darüber hinaus beurteilt die Zürcher Kantonalbank zunehmend auch die Stewardship-Aktivitäten der Asset Manager oder Fondsleitungen. Diese treten gemäss ihrer Engagement-Strategie in Kontakt mit den investierten Unternehmen und stimmen gemäss ihrer Voting-Strategie an den Generalversammlungen ab.

Mit vereinten Kräften

Zugegeben, die beschriebenen Schritte der Investment Stewardship bei einem mit Fonds umgesetzten Vermögensverwaltungsmandat wirken schwer greifbar. Gleichwohl bieten sie auch einige Vorteile. Zum einen kennen die Asset Manager die investierten Unternehmen gut und können so fundiert beurteilen, welche Massnahme den langfristigen Unternehmenswert steigern könnte. Zum anderen wird grossen, institutionellen Investoren mehr Aufmerksamkeit geschenkt und zugehört, wenn sie in den Dialog mit Unternehmen treten.

Zudem schliessen sich institutionelle Investoren vermehrt zusammen und treten mit einer Stimme auf. Bei grossen Initiativen wie zum Beispiel Climate Action 100+ haben sich Investorinnen und Investoren mit einem Volumen von CHF 68 Bio. zusammengeschlossen, um bestimmte Unternehmen mit geeinter Stimme zu mehr Klimaschutz aufzufordern. Um die Investment Stewardship-Aktivitäten der Asset Manager zu beurteilen, hat das Team Manager Selection der Zürcher Kantonalbank eine umfangreiche Wertungsliste erstellt. 

Unabhängig davon, ob man Aktien selbst verwaltet oder die Anlageverwaltung delegiert, bleibt eines gleich: Eine tatsächliche Wirkung in der Welt haben nur die investierten Unternehmen selbst. Was Investorinnen und Investoren tun können – und sollten –, ist, ihren Einfluss auf die Unternehmen konsequent geltend zu machen.

1 Vlg. Florian Heeb und Julian Kölbel, "The investor's guide to impact", Center for Sustainable Finance and Private Wealth, Universität Zürich.