Sonnenaufgang in der Solarindustrie?
Täglich trifft ein Vielfaches des weltweiten Energiebedarfs an Sonnenenergie auf die Erde. Die Sonne ist als emissionsfreier, unendlicher Energielieferant naheliegend. Gleichzeitig stiess die Solarbranche bei der Umsetzung der Energiewende auf Herausforderungen, die sich auch in einer schwachen Entwicklung der Aktienpreise widerspiegelten. Erfahren Sie im Beitrag von Jens Schweizer, wie es um die Solarindustrie steht und welche Chancen sich öffnen.
Text: Jens Schweizer

Die Administration Trump streicht unbarmherzig Förderbeiträge für erneuerbare Energien. Waren Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung nur Modeerscheinungen der letzten Jahre? Scheint die Sonne denn nicht mehr und hat nun die Dunkelheit Einzug gehalten? Es scheint fast so, als gäbe es keinen schlechteren Moment für den Hoffnungsträger Solarenergie.
Doch die Aktienkurse von Unternehmen der Solarbranche sehen das offensichtlich anders und senden mit einer jüngst positiven Performance ein trotziges Lebenszeichen. Eine rare Erscheinung in den letzten Jahren, die für Anlegerinnen und Anleger wenig von heiterem Sonnenschein, sondern eher von Blutmond geprägt waren. Da tut sich was, aber warum?
Die Solarindustrie hat ereignisreiche Jahre hinter sich. Täglich trifft ein Vielfaches des weltweiten Energiebedarfs an Sonnenenergie auf die Erde. Die Sonne ist als emissionsfreier, unendlicher Energielieferant irgendwie naheliegend. Gleichzeitig stiess die Solarbranche bei der Umsetzung der Energiewende auf Herausforderungen, die sich auch in einer schwachen Entwicklung der Aktienpreise widerspiegelten.
Hohe Anforderungen und Preiskampf
Produktion und Verbrauch von Solarstrom fallen zunehmend nicht mehr zur gleichen Zeit und am gleichen Ort an und sind schwierig zu kalkulieren. Die Anforderungen an Transport- und Speicherkapazitäten steigen. Deren Ausbau hinkt aber hinterher, was das beeindruckende Wachstum der Solarbranche bremst und vermehrt zu Blackouts wie im April 2025 in Spanien führen kann. Ausschlaggebend für die schwache Performance ist mitunter auch, dass der Markt für Solarmodule einem starken Preiszerfall durch Überkapazitäten aus China ausgesetzt ist. Gemäss der Internationalen Energieagentur (IEA) sanken die Preise für Module aus chinesischer Produktion von 2022 bis 2024 um ca. 60 Prozent. Im Zuge der Wachstumspolitik der chinesischen Regierung wurde die Solarindustrie neben E-Mobilität und Batterietechnik zu einem der drei neuen Wachstumspfeiler erhoben und entsprechend gefördert. Dies führte global zu einem ruinösen Preiskampf, der bis heute anhält und es Unternehmen schwierig macht, Gewinne zu schreiben.
Dagegen geht Peking nun vor, da auch die heimische Industrie existenziell darunter leidet. Die Behörden wollen den ungeordneten Wettbewerb eindämmen und den Sektor zu nachhaltigem Wachstum führen. Der Fokus soll weniger auf Quantität, sondern vermehrt auf Qualität liegen. Da dieses Bestreben aus dem Zentrum der Produktion von Solarmodule kommt, könnte dies für Unternehmen auch ausserhalb Chinas zu mittelfristig zwar immer noch kompetitiven, aber stabileren Geschäftsbedingungen führen.

Die Solarenergie ist weltweit rasant auf dem Vormarsch
Jens Schweizer, Anlagespezialist
Bald die grösste erneuerbare Energiequelle
All das geschieht vor dem manchmal in Vergessenheit geratenen Hintergrund, dass die Solarenergie weltweit rasant auf dem Vormarsch ist. Die IEA rechnet per Ende 2025 mit einem Anstieg des Anteils der Solarenergie an der Stromerzeugung auf 8,3 Prozent, was einer Verdoppelung innerhalb von drei Jahren entspricht. Bis 2030 soll die Solarenergie mit einem Anteil von über 16 Prozent zur grössten erneuerbaren Energiequelle werden. 80 Prozent der neu geschaffenen Kapazität der erneuerbaren Energieerzeugung werden von der Solarenergie stammen. Länder wie China, Deutschland, Spanien und Indien nehmen dabei eine Vorreiterrolle ein. Der politische Wille für den Ausbau der Solarenergie ist breiter vorhanden als vergleichsweise für die Windenergie. Worte werden in Taten umgesetzt. Unterstützend für westliche Produzenten sind auch die regionalen Bestrebungen, die Lieferketten neu auszurichten, um die Produktion lokaler und autarker zu machen.
An der Sonne führt also kein Weg vorbei, und in der Solarbranche geht sie gerade zögerlich wieder auf.