Vom Töpferrad zum Elektro­mobil

Der Verkehr ist einer der grössten CO2-Emittenten und gleichzeitig sehr bedeutend für unseren Wohlstand. Im Zuge der Dekarbonisierung müssen deshalb verträglichere Modelle her. Der elektrifizierte Verkehr ist die sichtbarste Massnahme und doch steht der Systemwechsel noch am Anfang. Dies führt zu Anlagechancen, wie Sie im Beitrag von Anlagespezialist Jens Schweizer lesen können.

Text: Jens Schweizer

Symbolbild von Frau beim Laden eines E-Autos
«Das Rad muss zwar nicht neu erfunden werden, die Umstellung auf alternative Mobilitätsformen erfordert aber nichts Geringeres als einen Systemwechsel», sagt Anlagespezialist Jens Schweizer.

Die Erfindung des Rades veränderte die Welt. Vermutlich wurden Räder etwa um das Jahr 3500 v. Chr. erstmals eingesetzt, wobei das Töpferrad als Inspiration gedient haben dürfte. Anschliessend verbreitete sich diese Neuerung rasant in alle Himmelsrichtungen und auch das Anwendungsspektrum weitete sich rasch aus. Die Mobilität von Mensch, Material und Wissenschaft nahm zu. Die Basis für Entwicklung und Wohlstand war gelegt.

Mobilität fördert die soziale und wirtschaftliche Interaktion. Die Nachfrage ist deswegen mit dem Bevölkerungswachstum stetig steigend. Öffentlicher und individueller Verkehr sind aber immer noch stark abhängig von fossilen Energieträgern und tragen so erheblich zu den Treibhausgasemissionen bei. Gemäss den Vereinten Nationen (UNO) ist der Verkehr heute der grösste Energieverbraucher in den Industrieländern und der am schnellsten wachsende in den meisten Entwicklungsländern.

In den kommenden zwei Jahrzehnten wird der Verkehr voraussichtlich der Haupttreiber der weltweit steigenden Energienachfrage sein. Die UNO hat deswegen nachhaltige Mobilität als Teil des elften Nachhaltigkeitsziels «Nachhaltige Städte und Gemeinden» formuliert.

Elektrische betriebene Fahrzeuge im Fokus

Neben der Förderung des öffentlichen Verkehrs und der Infrastruktur stehen dabei insbesondere die Nutzung alternativer Energieträger und -formen im Vordergrund. Abgesehen von Wasserstoff ist die für uns sichtbarste Massnahme die Elektrifizierung der Mobilität. Gemäss internationaler Energieagentur (IEA) gab es 2022 weltweit 26 Millionen elektrisch betriebene Autos (EVs), was einer Zunahme von rund 60 Prozent zum Vorjahr entspricht.

Grösster Markt für EVs ist China, gefolgt von der EU und den USA. Obwohl die Zuwachsraten beeindrucken, sind aktuell nur wenige Prozent aller Autos elektrisch betrieben. Der Weg ist noch weit, das Potenzial somit enorm. Grundlage für die Aufholjagd schaffen aktuell die Gesetzgeber, getrieben durch die am Pariser Klimagipfel gesetzten Netto-Null-Ziele. In vielen Ländern sind beispielsweise bereits bis 2035 oder früher nur noch emmissionsneutrale Fahrzeuge zum Verkauf zugelassen. Anreize und Subventionen werden umfangreich gesprochen.

Entwicklung am Anfang, Potenzial gross

Die Elektrifizierung steht noch vor einigen Herausforderungen. Neben der aufzubauenden Infrastruktur sind hier insbesondere die Stromerzeugung, -verteilung und speicherung zu nennen. Die aktuelle Tankinfrastruktur ist immer noch weitgehend auf Benzin und Diesel ausgerichtet, hier gibt es jedoch sichtbare Fortschritte, insbesondere in Ballungsräumen und auf Schnellstrassen. Die zum Antrieb benötigte elektrische Energie wird in den Vehikeln über elektrochemische Batterien gespeichert, die einerseits im Abbau umweltschädliche und begrenzt vorhandene Inhaltsstoffe verwenden und andererseits noch keine geschlossenen Wiederverwendungs-Kreisläufe vorweisen. Und letztlich bringt es der Umwelt wenig, mit Strom zu fahren, der aus fossiler Energie gewonnen wurde.

Systemwechsel gefordert

Das Rad muss zwar nicht neu erfunden werden, die Umstellung auf alternative Mobilitätsformen erfordert aber nichts Geringeres als einen Systemwechsel. Mit dem sich manifestierenden politischen Willen und wissenschaftlichen Engagement wird dieser aber gemeistert werden, was bedeutende Chancen für Unternehmen in diesem Bereich eröffnet. Diese sind weltweit insbesondere in den Sektoren zyklischer Konsum (beispielsweise Automobilindustrie) und Technologie (zum Beispiel Chiphersteller) zu finden. Steht Ihr Portfolio bereits unter Strom?