Anders Wohnen im Alter

In Oberrieden ist ein innovatives, nachhaltiges Wohnprojekt für die dritte Lebensphase entstanden – mit der Zürcher Kantonalbank als Finanzierungspartnerin.

Text: Johanna Stauffer

Winkelhalden: Nachhaltiges, gemeinschaftliches Zusammenleben nach der Pensionierung. (Bild: Rainer Zimmermann)

Bei Renteneintritt stellt sich für viele die Frage nach der idealen Wohnform. Muss es noch das Raumangebot eines grossen Hauses sein, wo die Kinder doch längst ausgeflogen sind? Gleichzeitig sind kleinere Wohnungen an der gewünschten Lage nicht immer verfügbar. Und die Notwendigkeit eines Pflegeheims liegt meist noch in weiter Ferne.

Eine innovative Lösung bietet das Wohnprojekt «Winkelhalden» in Oberrieden, einem ehemaligen Weinbauerndorf im Bezirk Horgen. An aussergewöhnlich schöner Lage entstand eine neue Siedlung mit 44 Wohnungen; adressiert an die Generation der «jungen Alten», die ein gemeinschaftliches Zusammenleben schätzen.

Nachhaltige Flächennutzung

Zentrales Anliegen beim Winkelhalden-Projekt ist die nachhaltige Nutzung der Wohnfläche. Idealziel sind 40 Quadratmeter Wohnfläche pro Bewohnerin und Bewohner. Die einzelnen Wohneinheiten sind modular und flexibel konzipiert; die Raumaufteilung kann also zu einem späteren Zeitpunkt – je nach Bedürfnis – mit relativ geringem Aufwand verändert werden. Zudem stehen diverse Begegnungszonen und Gemeinschaftsräume zur Verfügung, wie ein Bistro, ein Eventraum, eine Bibliothek, ein Fitnessraum oder ein tageweise mietbares Gästezimmer. Durch diese Gemeinschaftsräume erhöht sich die Fläche pro Person um rund zehn Prozent. Es ist also eine Wohnsituation, die sowohl einen Rückzug in die Privaträume als auch ein geselliges Miteinander erlaubt.

Isometrie der Siedlung: Nachhaltige Nutzung der Wohnfläche an bester Lage. (Grafik: Rainer Zimmermann)
Eine Aktiengesellschaft: Die Bewohnerinnen und Bewohner bestimmen mit. (Foto: Winkelhalden AG)

Aber nicht nur das gemeinschaftliche Nutzungskonzept ist nachhaltig. Die gesamte Siedlung wurde nach dem neuesten Stand der Energie- und Haustechnik gebaut; beheizt wird in einem innovativen Verbund mit einer Erdsonde sowie einer Photovoltaik-Anlage, was eine effizientere Gewinnung der Energie ermöglicht.

Partizipatives Besitzmodell

Eine weitere Besonderheit ist die Besitzstruktur, denn die Siedlung ist eine Aktiengesellschaft, mit den Bewohnern als Aktionärinnen und Aktionären. Diese konnten bereits vor der Bauphase aktiv mitbestimmen – und können dies auch weiterhin tun. So sind verschiedene Kommissionen entstanden, in die die jeweiligen Interessen und Stärken der Bewohnerinnen und Bewohnern ideal einfliessen, beispielsweise in den Bereichen Kultur, Garten, Bau, Finanzen oder Gastronomie. Zusätzlich zur Eingangsinvestition bezahlen die Bewohnerinnen und Bewohner eine monatliche Kostenmiete.

Die Idee zu diesem Projekt stammt vom Architekten Beat Stünzi. Er ist Teil der Erbengemeinschaft, der die Fläche, auf der die Siedlung entstand, gehörte. Auslöser waren Gedanken über die eigene Wohnsituation im Ruhestand. Bereits vor rund zehn Jahren machte er sich mit einer Kerngruppe von fünf Gleichgesinnten aus Oberrieden daran, die Vision von einem «anders Wohnen im Alter» auszuarbeiten. Der Spatenstich erfolgte im Jahr 2020; von September 2022 bis Februar 2023 sind die Bewohnerinnen und Bewohner gestaffelt eingezogen. Darunter auch Beat Stünzi selbst.

Finanzierungspartnerin ist die Zürcher Kantonalbank. Martin Leuthold, Teamleiter Firmenkunden Marktgebiet Zürichsee bei der Zürcher Kantonalbank, sagt: «Es ist beeindruckend, wie das neuartige Konzept von den Initianten mit Akribie, Hartnäckigkeit und professionellen Partnern erarbeitet wurde. Überzeugt hat mich zudem der Fokus auf die Gemeinschaftsbereiche mit einer gleichzeitigen Reduktion der individuellen Wohnflächen».