Weichen Käufer nun eher auf das Land und die Agglomeration aus?
Käufer sind im heutigen Zinsumfeld weniger kompromissbereit. Schliesslich sind die Wohnkosten in einer Mietwohnung sogar niedriger als der Erwerb eines Eigenheims mit einer Maximalbelehnung. «Wenn ich kaufe, dann muss es stimmen», sagen sich viele. Das spricht grundsätzlich eher für kürzere Pendeldistanzen, also urbaneres Wohnen.
Können Eigenheimkäufer nun auf weiter fallende Preise hoffen?
Nein. Auch nach dem ersten negativen Vorzeichen seit 2017 ist der Zürcher Eigenheimmarkt weit davon entfernt, dass die Preise breitflächig sinken. Die Angebotssituation bleibt ausgetrocknet: So haben die Zürcher Baubewilligungen bei Eigenheimen jüngst einen neuen Tiefstand erreicht. In der Schweiz dürften die Preise von Wohneigentum 2023 und 2024 weiterhin um 1 Prozent beziehungsweise 0,5 Prozent steigen; im Kanton Zürich dürfte dem Plus von 2 Prozent in diesem Jahr ein Plus von 1 Prozent folgen. Die Eigenheimpreise schrammen damit knapp an einem Nullwachstum vorbei.
Ein weiterer Schwerpunkt des neuesten Immobilienbarometers ist der Eigenmietwert. Die Diskussion um eine Abschaffung ist nicht neu. Warum ist die Lage hier so komplex? Und was ist der aktuelle Stand?
Die Besteuerung des Eigenmietwerts ist ein Paradebeispiel für die Schweizer Steuerlandschaft. Temporär angedachte Steuern wird man so schnell nicht mehr los. Bereits einige Anläufe zur Abschaffung sind gescheitert. Mittlerweile sind sich National- und Ständerat immerhin in den wichtigsten Eckpunkten zur Abschaffung des Eigenmietwerts einig. Die Knackpunkte bleiben die Besteuerung von Zweitliegenschaften sowie die Abzugsmöglichkeiten der Schuldzinsen – bis zu 40 Prozent oder gar 70 Prozent der steuerbaren Vermögenserträge? Es wird sich zeigen, ob eine Einigung gelingt und inwiefern die Abschaffung einem Volksreferendum standalten kann.
Würde ein Wegfall die Nachfrage nach Wohneigentum noch weiter ankurbeln?
Ein Wegfall des Eigenmietwerts wird der Nachfrage keinen Schub verleihen. Einzig Ersterwerberpaare könnten im aktuellen Entwurf minim profitieren. Bei allen anderen Käufern wäre die finanzielle Rechnung nach der Reform bei den heutigen Zinsen zu deren Ungunsten. Die Freude älterer Immobilienbesitzerinnen und Immobilienbesitzer am Wegfall des Eigenmietwerts wäre hingegen gross. Sie würden am meisten profitieren.
Heisst dies, dass künftig weniger Wohnungen auf den Markt kommen, weil Ältere jetzt an ihren Eigenheimen festhalten?
Nein, die Verkaufsgründe Älterer sind meist nicht finanzieller Natur.