Systemwechsel bei der Wohn­eigentums­besteuerung

Würde die Abschaffung des Eigenmietwertes die Nachfrage nach Wohneigentum zusätzlich anfeuern?

Text: Ursina Kubli, Leiterin Analytics Immobilien

Ein Systemwechsel bei der Wohneigentumsbesteuerung, wie er zurzeit im Parlament diskutiert wird, könnte ein zusätzliches Argument für Wohneigentum werden. Bei einer Standardwohnung im Kanton Zürich haben wir die Steuerbelastung durch Wohneigentum der letzten Jahre berechnet. Derzeit erhöht sich das steuerbare Einkommen um knapp 17'000 Franken und kommt bei einem Grenzsteuersatz von 30 Prozent einer Steuerleistung von rund 5'000 Franken gleich. Ein Systemwechsel würde Hauseigentümer deutlich entlasten. Nicht immer wurden Eigenheimbesitzer allerdings durch das heutige Steuerregime steuerlich bestraft. Aufgrund der hohen Zinsen in den 80-er und 90er-Jahren resultierte damals ein negativer Wert. Das heisst, im Mittel profitierte ein Eigenheimbesitzer in dieser Periode, der Schuldzins- und Unterhaltsabzug übertraf den Eigenmietwert. Der Schuldzinsabzug wirkt damit insgesamt wie eine Versicherung gegen steigende Zinsen. Aufgrund des historisch tiefen Zinsniveaus wären viele Hauseigentümer bei einer Abschaffung des Eigenmietwerts kurzfristig bessergestellt. Ob ein Wegfall des Eigenmietwerts die Nachfrage nach Wohneigentum zusätzlich befeuern wird, hängt davon ab, wie stark dieser Faktor bei den Kaufüberlegungen gewichtet wird. Auch wenn der Eigenheimkauf sehr emotional ist und steuerliche Aspekte bei diesen Entscheiden eher eine untergeordnete Rolle spielen, dürfte ein Systemwechsel nicht dabei helfen, die aktuelle Situation am Immobilienmarkt zu entspannen.

Veränderung des steuerbaren Einkommens aufgrund
der Wohneigentumsbesteuerung, in 1'000 CHF

Eigenmietwert
(Quelle: Zürcher Kantonalbank)

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