Weniger Einzüge in Alters- und Pflegeheime
Mit zunehmendem Alter nimmt der Unterstützungsbedarf zu. Der Umzug in ein Alters- oder Pflegeheim bringt Betroffenen und Angehörigen häufig Erleichterung. Nicht so während der ausserordentlichen Lage. Insgesamt sank die Anzahl der Umzüge in solche Institutionen um 8 Prozent gegenüber dem langjährigen Mittelwert. Der Übertritt wurde offenbar von vielen als zu grosses Risiko angesehen. Schliesslich war immer wieder von grassierenden COVID-Fällen in solchen Einrichtungen zu lesen. Das Betreuungspersonal wurde plötzlich zur Gefahr. Hinzu kam das Besuchsverbot für Familienangehörige, was Ältere in ihrer Selbstbestimmung beschnitt. Wir nehmen an, dass im Kanton Zürich dadurch rund 60 Umzüge ins Altersheim auf unbestimmte Zeit aufgeschoben wurden. Insgesamt sind schätzungsweise 280 Rentner und Betagte weniger umgezogen.
Mehr als 10 Prozent weniger Eigenheime auf dem Markt
Die ausbleibenden Umzüge von Rentnern und Betagten bleiben nicht ohne Konsequenz für den Immobilienmarkt: Kurzfristig kommen dadurch weniger Eigenheime auf den Markt. Denn gerade 65- bis 80-Jährige weisen die höchste Eigenheimquote auf. Nach dem Umzug wird das Eigenheim in der Regel innerhalb der Familie genutzt oder verkauft. Bei einer Eigenheimquote von über 40 Prozent in dieser Altersgruppe sind demnach zwischen April und Ende September hochgerechnet im Kanton über 120 Eigenheime weniger auf den Markt gekommen. Das entspricht 10 Prozent weniger Transaktionen gegenüber dem langjährigen Durchschnitt. Gerade im aktuell ausgetrockneten Eigenheimmarkt wirbelt diese Angebotsverknappung zusätzlichen Staub auf. Sie ist mitverantwortlich für die beobachteten Preissteigerungen.
Jugendliche bleiben länger zu Hause, 20- bis 25-Jährige passen ihre Lebenssituation an
Vor der Familiengründung und der beruflichen Etablierung wird häufiger umgezogen als im Alter. Viele verlassen bereits mit dem Ausbildungsbeginn oder der Volljährigkeit das Elternhaus (siehe Grafik). Dieses Jahr kamen derartige Umzugsmotive kaum zum Zuge. 16- und 18-Jährige blieben häufiger zu Hause. Bei so manchen fiel der finanzielle Zustupf für selbstständiges Wohnen völlig unerwartet weg. Denn zuallererst wurden Temporärstellen oder Aushilfsjobs in der Gastronomie- und Eventbranche gestrichen, wie die Arbeitslosenstatistiken belegen. Viele Junge müssen sich mit dem Auszug gedulden.
Anders die über 20-Jährigen. Diese zählen allgemein zur mobilsten Gruppe und zeigten während der Krisenmonate sogar leicht höhere Umzugszahlen. Zwar hat sich die Lebenssituation auch für sie von einem auf den anderen Tag massiv geändert, aber ihnen fiel es offenbar leichter, sich zu adaptieren. Oftmals bereits im Berufsleben, lässt ihre Lebenssituation mehr Flexibilität zu. Fällt aufgrund der Verbannung ins Home-Office auch noch der Pendelweg weg, eröffnen sich neue Möglichkeiten der Wohnortwahl.
Hinzu kommt, dass dieser junge Teil eine grössere Affinität zur Online-Wohnungssuche besitzt, was einen Wohnortwechsel auch während unsicherer Zeiten begünstigte.
Umzüge der Erwerbstätigen: Eine Frage des Haushaltstyps
Während die 20-Jährigen häufig noch allein oder in Wohngemeinschaften wohnen, gewinnen bei den 30- bis 50-Jährigen neben den Singles die Paare und Familien an Bedeutung. Letztere sind wohl dafür verantwortlich, dass diese Altersgruppe 10 Prozent weniger umzog. Bei den Familien ist der Rückgang der Umzüge überraschend. Die Konzentration aller Aktivitäten zu Hause, namentlich Arbeit, Kinderbetreuung oder Heimunterricht, lässt erwarten, dass die Platzansprüche kurzfristig steigen. Offenbar hatten aber viele mit der Mehrbelastung schon genug um die Ohren. Sie wollten sich nicht auch noch die Wohnungssuche und den Wohnungswechsel aufhalsen. Oder es waren schlicht keine passenden Objekte auf dem Markt.
Wie aber steht es um die Präferenzen der Wohnstandortwahl? Haben sich Haushalte durch die Pandemie bei ihrer Suche beeinflussen lassen? Unsere Auswertung zeigt, dass Erwerbstätige durchaus ihre Ansprüche anpassen.