Biodiversität: Bestäuberinnen mit Bundes­förderung

Für junge Unternehmen ist die Kapitalbeschaffung eine Herausforderung. Das ETH-Spin-off Wildbiene + Partner ist da keine Ausnahme. Der Technologiefonds des Bundes hat mit einer Bürgschaft die Finanzierung erleichtert. Und mit der Zürcher Kantonalbank als verlässliche Bankpartnerin summt das Geschäft.

Text: Andreas Dürrenberger

Wildbiene im Flug
Mauerbienen sind Bauchsammlerinnen und können so besonders viele Pollen tragen. (Bild: Wildbiene + Partner)

Fleissig wie eine Biene – das sagen wir, wenn sich eine Person durch besonders grossen Eifer bei der Arbeit auszeichnet. Am ehesten denken wir bei dieser Redewendung an die allseits bekannte Honigbiene. Sie und andere Insekten übernehmen eine Aufgabe, die für das Leben auf der Erde unverzichtbar ist: die Bestäubung von Pflanzen. Ohne Bienen kein Essen. Doch gibt es eine Bienenart, die die Honigbiene in Sachen Effizienz locker in den Schatten stellt.

Die Mauerbiene, eine auch in der Schweiz heimische Wildbienenart, vollbringt als Bestäuberin Höchstleistungen. «Ein hoher Prozentsatz ihrer Blütenbesuche führen zu einer Bestäubung, eine Honigbiene schafft ein Fünftel davon», sagt Martin Ruetz, CEO von Wildbiene + Partner. «Eine weibliche Mauerbiene bestäubt in ihrem Leben rund 40’000 Blüten, dafür bräuchte es – abhängig von den Umständen – zwischen 150 und 200 Honigbienen, belegen sogar einzelne Studien.»

Martin Ruetz, CEO Wildbiene + Partner
Martin Ruetz, CEO von Wildbiene + Partner, mit einem BeeHome des Unternehmens. (Bild: Wildbiene + Partner)

Ruetz weiss, wovon er spricht. Er leitet das 2013 als ETH-Spin-off gegründete Unternehmen, das sich ganz den Wildbienen verschrieben hat. Mit Aufklärungsarbeit, der aktiven und gezielten Vermehrung von Mauerbienen und der Schaffung von Wildbienenhabitaten fördert es die Biodiversität in der Schweiz. Diese können auch Privatleute und Firmen fördern, etwa mit dem Anlegen von wildbienenfreundlichen Bepflanzungen oder der Anschaffung eines BeeHomes von Wildbiene + Partner (siehe Box).

Innovationsförderung durch den Bund

Das Angebot von Wildbiene + Partner stiess rasch auf grosse Resonanz. Heute sind bereits über 100'000 Haushalte Teil der Community und bieten Wildbienen ein Zuhause. Ein sympathisches, erfolgreiches Geschäftsmodell allein reicht aber im Wettbewerb nicht aus. Jedes Unternehmen muss auch seine Finanzierung sicherstellen. Gerade für junge Firmen im Wachstum ist das herausfordernd, wie Martin Ruetz bestätigt: «Möchte man einen Kredit erhalten, verlangen Banken natürlich immer ausreichend Sicherheiten. Junge Unternehmen haben diese häufig nicht.» Sicherheit kann eine Bürgschaft geben.

Solche vergibt der Technologiefonds, ein Projekt des Bundesamts für Umwelt (BAFU). Der Bund kann Darlehen an Unternehmen verbürgen, die neuartige Produkte und Verfahren zur Reduktion der Treibhausgasemissionen, zum Einsatz von erneuerbaren Energien und zur Schonung der natürlichen Ressourcen entwickeln und vermarkten. Weitere Kriterien sind die finanzielle Struktur und die Tragfähigkeit des Unternehmens. Die Finanzierung stammt aus den Erträgen der CO2-Abgabe.

Ein Zuhause für Mauerbienen: So funktioniert's

BeeHome, Modell Observer von Wildbiene + Partner

Wildbiene + Partner bietet sogenannte BeeHomes in verschiedenen Grössen an. Die Bienenhäuschen werden in der Schweiz in geschützten Werkstätten aus nachhaltigen Materialien hergestellt.

Das Besondere daran: Zu den BeeHomes gehört eine Startpopulation mit mindestens 30 Mauerbienenkokons. Sobald es warm genug ist, schlüpfen die Bienen. Im BeeHome bauen sie ihre Nester und bestäuben bei der Nahrungssuche für den Nachwuchs die Blumen in der Umgebung. Sie stechen nicht und interessieren sich nicht für unser Essen.

Im Herbst verpuppen sich die Nachkommen in Kokons. BeeHome-Besitzer können ihr Häuschen nun an Wildbiene + Partner schicken. Die Experten übernehmen die Wildbienenpflege und die Überwinterung.

Im Frühling erhält man im Gegenzug ein frisch renoviertes Häuschen und eine neue Startpopulation. Die zusätzlich vermehrten Mauerbienen kommen bei Schweizer Obstbauern für die Bestäubung zum Einsatz.

Alle Informationen, Preise und viele Tipps für eine bienenfreundliche Umgebung gibt's unter www.wildbieneundpartner.ch.

Die Zürcher Kantonalbank als zuverlässige Partnerin

Die Zürcher Kantonalbank ist schweizweit die führende Partnerin für Firmen, die der Technologiefonds fördert. «Wir sind die Hausbank für über 40 Unternehmen, die mit ihrem Geschäftsmodell den Technologiefonds überzeugt haben», sagt Mathias Meier, Leiter Firmenkunden Markt Schweiz bei der Zürcher Kantonalbank. «Wir geniessen bei Start-ups und innovativen Unternehmen einen guten Ruf. Auch dank unserer langjährigen Erfahrung als Start-up-Investorin kennen wir die speziellen Bedürfnisse von jungen, innovativen Firmen. Als Universalbank bieten wir ihnen alles, was sie benötigen. Das ist gerade bei Unternehmen, die wachsen möchten – auch international –, ein grosser Vorteil.»

Zu den Kunden der Bank, die eine Förderung des Technologiefonds erhalten haben, gehört auch Wildbiene + Partner. «Die Bürgschaft gibt uns die Möglichkeit, die Kreditlinie zu erhalten, die wir für unsere Arbeit benötigen», sagt Ruetz. «Unser Geschäft ist saisonabhängig. Vor allem vor dem Frühling haben wir einen höheren Kapitalbedarf und müssen vieles vorfinanzieren. Ohne die Bürgschaft des Technologiefonds wäre dies schwierig abzudecken.» Die Zusammenarbeit mit der Zürcher Kantonalbank schätzt er sehr. «Ich kann mich mit Fragen jederzeit an meinen Berater wenden, die Kommunikation ist sehr offen und konstruktiv. Und wir können auch in schwierigen Zeiten – wie etwa während der Corona-Pandemie – immer auf die Bank zählen.»

Mauerbiene auf einer Kirschbaumblüte
Eine Mauerbiene auf einer Kirschbaumblüte. (Bild: Wildbiene + Partner)

Bestäubung als Service für die Landwirtschaft

Aber wie genau tragen nun Wildbienen zur Treibhausgasreduktion bei? «Ein wichtiges Standbein ist die Bestäubung als Service für die Landwirtschaft», sagt Ruetz. «Wir stellen Bauernbetrieben unsere inkubierten Mauerbienen ‹auf Abruf› zur Verfügung. Sie sorgen dafür, dass Obstbäume optimal bestäubt werden und der Fruchtertrag entsprechend höher ausfällt.» Damit steigt der Ertrag pro Hektar, während der CO2-Ausstoss und der Ressourcenverbrauch pro Kilo geerntete Früchte sinken.

Die Mauerbiene spiele in der Landwirtschaft all ihre Stärken aus, sagt Ruetz: «Sie bestäubt effizienter als Honigbienen, lässt sich mit ihrem kleineren Flugradius gezielter einsetzen und fliegt auch bei tiefen Temperaturen und wechselhaftem Wetter.» Davon profitieren vor allem Frühblüher wie Kirschen-, Aprikosen- und Mandelbäume. «Die Mauerbiene ist mit ihren Qualitäten sozusagen eine Versicherung für die Landwirte», ergänzt Ruetz schmunzelnd.

EU mit Beitrag

Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass eine ergänzende Bestäubung mit Mauerbienen sehr gute Ergebnisse liefert. Potenzial darin sieht auch die Europäische Union. Sie unterstützt die Erforschung und Weiterentwicklung der professionellen Bestäubung und des Bienenmanagements mit einem kleinen Beitrag finanziell. Die gewonnenen Erkenntnisse möchte das Unternehmen nutzen, um weiter zu wachsen. Das Geschäft bei Wildbiene + Partner summt also. Und vielleicht denken wir künftig bei den fleissigen Bienen auch häufiger an die Mauerbiene.

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