Ganz vorn dabei bei innovativen Energie­projekten

Strom, Wärme und Biokohle aus regionalem Restholz: Eines der innovativsten Holzheizkraftwerke Europas ist seit einem Jahr klimapositiv – mitfinanziert durch die Zürcher Kantonalbank.

Text: Johanna Stauffer / Bilder: Bioenergie Frauenfeld AG

Finanzierungsexpertin Conny Luchsinger freut sich Kundinnen und Kunden in eine nachhaltige Zukunft zu begleiten. (Bild: Flavio Pinton)

Vor einem Jahr, im Mai 2022, startete der Vollbetrieb des Holzheizkraftwerks Bioenergie Frauenfeld. Das Joint Venture zwischen Schweizer Zucker und Energie 360° wurde im Rekordtempo, in weniger als eineinhalb Jahren, gebaut. Und es läuft wie geplant. Das Pionierprojekt ist klimapositiv. Das heisst: Während des Energiegewinnungsprozesses wird ein Teil des CO2 in Form von stabiler Pflanzenkohle gebunden und der Atmosphäre entzogen. 

Regionale Produktion und Nutzung

Basis für die Energieproduktion ist Holz, genauer gesagt Restholz aus der Region. Dies kann ungenutztes Schnittholz aus der Wald- und Landschaftspflege sein, aber auch Sturmholz oder von Schädlingen befallenes Material. Dieses wird im Sinne eines Kreislaufes gleich in drei verschiedene Produkte umgewandelt: Zunächst wird das Holz getrocknet und mittels Pyrolyse in Pflanzenkohle transformiert. Dies ist ein thermochemischer Prozess, bei dem aus Biomasse unter hoher Hitze und weitestgehendem Ausschluss von Sauerstoff Pflanzenkohle erzeugt wird. Bei der zweiten Stufe wird die Kohle erneut erhitzt, und so wird Holzgas gewonnen, welches an Motoren weitergeleitet und in Ökostrom umgewandelt wird, der wiederum in das Stromnetz eingespeist wird. Über 8’000 Haushalte in der Region profitieren davon. Bei dieser Umwandlung von Gas zu Ökostrom ergibt sich zusätzlich Wärme, die dann wiederum der Zuckerfabrik Schweizer Zucker und dem Fernwärmeverbund in Frauenfeld zur Versorgung der umliegenden Wohnbezirke zugeführt wird. Als drittes Produkt kann die Biokohle, in der bis zu 9’000 Tonnen CO2 pro Jahr gespeichert werden, über verschiedene Vertriebswege an Betriebe in der Landwirtschaft, Gärtnereien etc. abgesetzt – es entsteht also «Zero Waste». Die Energie wird somit nicht nur regional produziert, sondern auch regional genutzt. Und: Nur ein Teil des im Baum gespeicherten CO2 wird wieder an die Atmosphäre abgegeben.

Finanzierung einer nachhaltigen Transformation

Die Grundidee zum Projekt gab es bei Schweizer Zucker tatsächlich schon länger. 2019 wurde dieses beim Bundesamt für Energie als förderberechtigt auserkoren. Das war die Grundlage dafür, dass das Projekt realisiert werden konnte – und es bedeutete gleichzeitig, dass ab diesem Moment die Uhr tickte. Denn: Voraussetzung war eine Umsetzung innerhalb von drei Jahren. Die Entscheidung zum Kooperationspartner fiel schnell auf Energie 360°. Den Lead für Bioenergie Frauenfeld übernahm schliesslich Stefan Ellenbroek, der von Seiten Energie 360° bereits seit Jahren im engen Kontakt mit Schweizer Zucker stand. Genau dieser Zeitdruck sorgte dann schlussendlich auch dafür, dass das Projekt schnell realisiert wurde. «Ein wichtiger Erfolgsfaktor war die gute Zusammenarbeit. Bei einem so engen Zeitplan braucht es Teamspirit und gegenseitiges Vertrauen», sagt Ellenbroek. So wurden die rund zwanzig beteiligten Unternehmen bereits in der Planungsphase stark involviert und konnten entsprechend früh ihr Know-how einbringen. Das Projekt ist ein schönes Beispiel dafür, was möglich ist, wenn alle Beteiligten die Begeisterung für ein gemeinsames Ziel teilen.

Die klare Vision und die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen waren wichtige Gründe dafür, dass die Zürcher Kantonalbank dieses Projekt mitfinanziert hat. Conny Luchsinger, Key Account Managerin: «Für uns ist klar, dass wir solche innovativen Leuchtturmprojekte als Finanzierungspartnerin begleiten möchten. Überzeugt hat uns die vorbildlich solide Planung und auch die gute Visibilität der Erträge des Projekts – hier sind natürlich auch die staatlichen Rahmenbedingungen ausschlaggebend. Es ist uns ein Anliegen und auch eine Freude, solche Projekte im Sinne der Transformation zu einer nachhaltigeren Wirtschaft zu unterstützen.»

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