«Wenn es der Bank gut geht, geht es auch dem Kanton Zürich gut»

Der Zürcher Kantonsrat hat Rechnung, Geschäfts- und Nachhaltigkeitsbericht 2024 der Zürcher Kantonalbank mit 170 zu null Stimmen genehmigt. In einer eineinhalbstündigen Debatte äusserte das Zürcher Parlament viel Lob und Dank – sprach aber auch kontroverse Themen an.

Text: Marco Schwarzenbach

Der Zürcher Kantonsrat tagt in der Bullingerkirche
Der Zürcher Kantonsrat tagt aktuell in der Bullingerkirche. (Bild: Parlamentsdienste)

Die Generalversammlungen grosser Konzerne ziehen regelmässig grosse mediale und öffentliche Aufmerksamkeit auf sich. Kommt es zu Störaktionen von Aktivisten? Erhält der Verwaltungsrat das Vertrauen der Aktionärinnen und Aktionär? Ist die Verpflegung anständig? Alles Fragen, die sich im Zusammenhang mit diesen Mega-Events häufig stellen.

Bei der Zürcher Kantonalbank geht es anders zu und her, nicht minder interessant, doch ist es deutlich politischer. Anstelle einer Show in einer Eventhalle debattiert der Zürcher Kantonsrat als Eigentümervertreter der Bank jeweils an einem Montagvormittag im Mai Rechnung und Geschäftsbericht der Zürcher Kantonalbank – aktuell im Rathaus Hard in der Bullingerkirche. Und nun war es wieder so weit: Vertreterinnen und Vertreter der zuständigen Aufsichtskommission sowie aller im Kantonsrat vertretenen Fraktionen äusserten Kritik, Lob und Erwartungen an ihre Bank.

Präsidentin der Aufsichtskommission stellt drei Fragen

Stefanie Huber, Präsidentin der Aufsichtskommission (AWU), begann ihr Votum mit drei Fragen: Warum ist die ZKB im Ausland aktiv? Warum ermöglicht die ZKB ihren Kundinnen und Kunden den Handel mit Kryptowährungen? Welches Risiko birgt das Asset Management der Swisscanto für die Bank? Sie erläuterte den Kantonsrätinnen und Kantonsräten die Schwerpunkte der Aufsichtstätigkeit im letzten Jahr und lieferte die Antworten auf ihre Fragen gleich selbst mit: Die Bank begleite insbesondere Firmenkunden ins Ausland, Kryptowährungen entsprächen einer Nachfrage der Kundschaft, das Asset Management belaste die Bankbilanz nicht. Neben diesen Schwerpunkten befasste sich die AWU auch mit anderen Themen. Beispielhaft nannte Stefanie Huber das Filial- und Bancomatenkonzept der Bank, das Vorgehen betreffend Ausschreibung und Wahl der Revisionsstelle, Bedeutung und Auswirkungen von Basel III auf die Zürcher Kantonalbank und den Kanton Zürich, Ursachenerforschung und Abwicklung der Zwischenfälle im IT-Bereich sowie verschiedene Personalthemen. Die Zusammenarbeit mit den Bankorganen der ZKB war gemäss Huber «stets von Offenheit und Vertrauen geprägt». Sämtliche Fragen seien umfassend und nachvollziehbar beantwortet worden.

«Eine der wichtigsten Universalbanken der Schweiz»

Bankpräsident Jörg Müller-Ganz betonte in seiner Rede die starke Leistung der über 6'000 Mitarbeitenden, die im herausfordernden Umfeld des letzten Jahres ein sehr gutes Ergebnis erarbeitet hätten. Die Zürcher Kantonalbank habe «ihre Verantwortung als nunmehr eine der wichtigsten Universalbanken der Schweiz» erfolgreich wahrgenommen. Das sehr gute Ergebnis sei gekoppelt an eine Million zufriedene Privatpersonen und Firmenkunden, so Müller-Ganz. Für diese habe die Bank im letzten Geschäftsjahr neue Angebote eingeführt: Als Beispiele nannte er den Eco-Check für KMU, die Modernisierung der Standorte Kloten und Wollishofen sowie das Angebot für den Handel und die Verwahrung von Kryptowährungen. Doch darf sich auf Erfolg bekanntlich nicht ausgeruht werden. Jörg Müller-Ganz wies darauf hin, wie die Bank auch durch den Abschluss der Arbeiten am Vergütungssystem sowie der erneuten Emission einer Bail-in-Fremdkapitalanleihe für die Zukunft fit gemacht worden sei. Dank letzterem erfüllt die Bank bereits heute die Kapitalanforderungen für 2026 – «ein wichtiges Zeichen an unsere Kundinnen und Kunden sowie an unseren Eigentümer».

Die Zürcher Kantonalbank nimmt ihre Verantwortung als eine der wichtigsten Universalbanken der Schweiz erfolgreich wahr.

Dr. Jörg Müller-Ganz, Präsident des Bankrats

Lob, Dank und Kontroversen

Über alle Fraktionen hinweg wurde den Mitarbeitenden der Zürcher Kantonalbank Lob und Dank für die geleistete Arbeit und das gute Geschäftsergebnis ausgesprochen. Astrid Furrer, FDP, betonte, dass der «Erfolg der Zürcher Kantonalbank nicht in den Schoss gefallen sei», sondern harte und seriöse Arbeit dahinterstehe. Ähnlich sah es André Bender, SVP: «Urs Baumann und seine Mitarbeitenden haben auch 2024 vieles richtig gemacht.» Ein Grund für die gute Arbeit ist für Andrea Grossen-Aerni, EVP, die «gesunde Kultur, die sich zuerst an Kundenbedürfnissen orientiere und nicht nur an Gewinnmaximierung».

Weniger einig waren sich die Kantonsrätinnen und Kantonsräte beim Thema ausserkantonales Geschäft. FDP und SP, zwei Fraktionen, die sich sonst eher selten einig sind, lobten den Umfang des Auslandgeschäfts, welches mit einem Risikoanteil von 10 Prozent «für eine kleine und offene Volkswirtschaft überhaupt nicht übertrieben» sei, so Roland Kappeler, SP. Etwas kritischer sah es Beat Bloch, der für die Fraktion der Grünen sprach. Er äusserte Bedenken zum Wachstum im Private Banking – dieses sei nicht risikofrei: Aufgrund der geopolitischen Situation sei viel Geld in Bewegung, die Zürcher Kantonalbank müsse «genau hinschauen, woher dieses Geld kommt und wer tatsächlich wirtschaftlich daran berechtigt ist».

Ähnlich kontrovers diskutiert wurde auch das Thema Nachhaltigkeit: Die SVP-Fraktion kritisierte den Umfang des Nachhaltigkeitsberichts, während die Ratslinke dessen Inhalt und Struktur zwar lobte, aber bei der Zielerreichung Luft nach oben verortete. Generell äusserten verschiedene Fraktionen den Wunsch an die Bank, sie möge in ihrer Zielsetzung und bei den Massnahmen ambitionierter werden – zum Beispiel im Bereich des Leistungsauftrags, bei den Klimazielen, dem Frauenanteil in der Führung und bei Digitalisierung und Innovation. Am konkretesten wurde Thomas Anwander, der im Namen der Mitte-Fraktion die Bank aufforderte, eine Professur im Bereich KI und Finance zu finanzieren.

Resultat der Abstimmung im Zürcher Kantonsrat zum Geschäftsbericht der Zürcher Kantonalbank.
Resultat der Abstimmung im Zürcher Kantonsrat zum Geschäftsbericht 2024 der Zürcher Kantonalbank. (Bild: Oliver Streich)

Stichwort IT: Alle Fraktionen äusserten sich zu den verschiedenen Vorfällen im letzten Jahr. Trotz Bedenken wurden auch die grossen Bemühungen der Bank gelobt. So sagte Astrid Furrer, «man vertraue darauf, dass keine weiteren Vorfälle mehr eintreffen», und Thomas Anwander betonte positiv, dass keine Kundinnen und Kunden zu Schaden gekommen seien. Jörg Müller-Ganz nahm diese Erwartungen entgegen und betonte: «Bankrat und Generaldirektion bedauern diese Vorfälle und nehmen sie sehr ernst.» Die Bank investiere kontinuierlich in die IT und orientiere sich an den höchsten Sicherheitsstandards.

Nach rund 1,5 Stunden Debatte genehmigte der Kantonsrat Rechnung, Geschäfts- und Nachhaltigkeitsbericht der Bank mit 170 zu 0 Stimmen bei 0 Enthaltungen. Zum zweiten Mal in Folge sprach der Kantonsrat der Zürcher Kantonalbank sein Vertrauen ohne Gegenstimme aus. Sinnbildlich für die gute Zusammenarbeit zwischen Bank und Eigentümer steht ein Zitat aus dem Votum von Kantonsrätin Furrer: «Wenn es der Bank gut geht, geht es auch dem Kanton Zürich gut.»

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