Unsere Bank – wie alles begann

Die ersten Jahre der Zürcher Kantonalbank bieten so einige Geschichten. Im neuen Historischen Besprechungszimmer am Hauptsitz in der Zürcher Innenstadt können diese nun aus nächster Nähe ergründet werden. Die dort ausgestellten Objekte sind Streiflichter durch die Geschichte der Bank von der Gründung 1870 bis zum Ersten Weltkrieg.

Text: Tanja Müller / Bilder: Simon Baumann

Ab Januar 2025 steht das Historische Besprechungszimmer für Gespräche mit Kundinnen und Kunden zur Verfügung. Um das Warten etwas zu verkürzen, stellen die Projektleiterin Raphaela Ziegler sowie der Historiker und Archivar Matthias Wiesmann einige Ausstellungsstücke vor.

Durch eine Briefmarke zum historischen Fund

Kaum zu glauben, doch erst im Jahr 2020 fand ein Schlüsseldokument der Zürcher Kantonalbank seinen Weg zurück in das Archiv der Zürcher Kantonalbank. Unverhofft präsentierte damals ein deutscher Briefmarkensammler einer Kundenberaterin in der Filiale Winterthur ein Original des ersten Werbemailings der Zürcher Kantonalbank – eine kleine Sensation! Dieser erste Brief an potenzielle Kunden trägt das Datum der Geschäftseröffnung, den 15. Februar 1870, und ist unterzeichnet vom Bankpräsidenten, von den beiden Direktoren und vom Kassier. Tatsächlich fehlte der ZKB bis dahin ein «Geburtsdokument», das die Eröffnung anschaulich dokumentiert hätte. Der Fund ist somit ein wichtiges Puzzleteil der Geschichte der ZKB. Und just zwei Tage vor dem 150. Geburtstag der Bank traf das Dokument am Hauptsitz ein – gerade noch rechtzeitig, um in der Hauptausgabe der SRF-Tagesschau die Hauptrolle in einem Beitrag zum ZKB-Jubiläum zu spielen. Der Werbebrief an «unsere Geschäftsfreunde» ist der erste Beleg einer aktiven Kundenansprache. Auffällig ist, wie zurückhaltend der Brief formuliert ist. Statt Werbefloskeln wird schon fast entschuldigend angefügt, dass die Bank nun ihre Pforten geöffnet habe.

129'000 Unterschriften

Während sich nach der Eröffnung der ZKB die Menschen auf Kredite zu fairen Zinsen freuen konnten, musste die Bank dafür sorgen, dass auf der Passivseite genügend Mittel vorhanden waren. Mit der Herausgabe von Banknoten, einer Art unverzinslichen Schuldscheinen ohne Frist, verschaffte sich die ZKB Kapital. Auf Bankseite wurde für die sofortige Rückzahlung eine gewisse Menge an staatlich anerkannten Gold- und Silbermünzen im Tresor gehalten, der Restbetrag der emittierten Noten war quasi frei verfügbares Kapital. Die Emissionen bedeuteten viel Schreibarbeit für den Bankpräsidenten, den Direktor und den Kassier, denn sie mussten anfänglich alle Noten eigenhändig signieren. Erst durch ihre Unterschriften wurde ein Geldschein gültig. 1883 waren sie nach eigenen Angaben bei 129’000 Noten 70 volle Tage im Jahr mit Unterschreiben beschäftigt. Drei Jahre später erlaubte der Kantonsrat dann gedruckte Unterschriften und erlöste die drei Herren von ihrer aufwendigen und monotonen Arbeit.

Spargeld abliefern im Pfarrhaus

Nachdem die ZKB am Hauptsitz in der Stadt Zürich ihren Betrieb aufgenommen hatte, eröffnete sie kurz darauf in grösseren Ortschaften des Kantons weitere Filialen und Agenturen, um die Bevölkerung in ihrer Nähe mit Bankdienstleistungen zu versorgen. Zum engmaschigen Zweigstellennetz kam eine Besonderheit dazu: Rund 70 sogenannte «Einnehmereien» nahmen in kleineren Dörfern zuhanden der Zürcher Kantonalbank Spargelder entgegen. Kleine Blechschilder an den Aussenfassaden der Häuser markierten diese Aussenposten der ZKB. Als Geschäftsräume diente häufig das Ladengeschäft oder die Wohnstube des nebenamtlichen Einnehmers oder der Einnehmerin. Sie gehörten nicht zum Mitarbeiterstab der Bank, bezogen aber eine Entschädigung für ihre Dienste. Als Einnehmer fungierten häufig Gemeinderäte, Pfarrer, Lehrer oder Posthalter. Im Todesfall übernahmen teilweise die Witwen oder Töchter die Aufgabe.

Diese und viele weitere historische Ausstellungsstücke geben im neuen Historischen Besprechungszimmer am Hauptsitz der Zürcher Kantonalbank einen Einblick in die Geschichte der Bank und zeigen auf, wie alles begann. Der neue Raum vereint unsere Geschichte mit modernem Komfort und soll eine inspirierende Umgebung für ein Beratungsgespräch bieten.

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