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Vom Zahltag im Säckli zur Filiale der Zukunft

Eine kleine Reise durch 155 Jahre Filialgeschichte – mit Ecken, Kanten und Giraffen.

Text: Katrin Hasler / Fotos: Archiv

1974 – Die Filiale in Bauma fällt durch eine ungewohnt eckige Bauweise auf.

Mehr als nur ein Schalter

Alles begann mit einer Handvoll grösserer Filialen mit dieser und jener Dienstleistung und rund 70 sogenannten «Einnehmereien», die lediglich als Sammelstelle für Spargelder dienten. Für die repräsentativen Aussenposten der Zürcher Kantonalbank war eine sorgfältige Auswahl des jeweiligen Filialleiters besonders wichtig. Er sollte eine gewissenhafte Abwicklung der Bankgeschäfte gewährleisten. Und auch auf das äussere Erscheinungsbild wurde geachtet. So wünschte sich der Bankrat 1912, dass einer der Filialleiter endlich heiraten möge. Denn die alt gewordene Haushälterin pflege den Garten der Filiale nur noch unzureichend.

Filialen mit Ecken und Kanten

Turbulent verlief zuweilen der Auswahlprozess für die Standorte. 1872 lieferten sich gleich drei Dörfer im Bezirk Hinwil mit intensiver Lobbyarbeit einen Wettstreit darum, wer in der Region die erste ZKB-Filiale erhalten soll. Während in den Anfangsjahren bei der Standortwahl auf bestehende, meist gemeinnützig geführte Sparkassen Rücksicht genommen wurde, verschärfte sich später der Konkurrenzkampf. Als den Verantwortlichen 1946 zu Ohren kam, dass eine andere Bank in Embrach auch eine Filiale eröffnen wollte, diskutierte man mögliche Abwehrszenarien und geizte auch nicht mit martialischem Vokabular: «Jede Raiffeisenkasse, die im Kanton Zürich ins Leben gerufen wird, ist nach meinem Empfinden ein neuer Pfahl im Fleische der Kantonalbank», sprach Direktor Fischbacher.

Die Errichtung neuer Zweigstellen wurde in der Regel von der Bevölkerung wohlwollend bis freudig aufgenommen, auch wenn Filialneubauten nicht immer den Geschmack des Publikums trafen. Als 1973 in Bauma ein neues Gebäude bezogen wurde, regte sich im Ort ein gewisser Unmut – wegen der «ungewohnt eckigen Bauweise». Die Bezeichnung «Giraffentränke» war geboren.

Vom Wohnzimmer zur modernen Filiale

Der Wandel machte auch vor der Ausstattung der Schalterhallen nicht Halt. Noch in den 1950er-Jahren erinnerten die Innenräume mit ihren Teppichen, den Holzstühlen und Pflanzen eher an Wohnzimmer. Mit viel lokaler Kunst an den Wänden und individueller Schalteroptik prägte jede Geschäftsstelle ihren eigenen Stil. Erst ab Ende der 1990er-Jahre wurde ein einheitlicheres Design angestrebt.
 

Meilensteine in der Filialentwicklung und Digitalisierung

1870 bis 1989

1870

Die erste Filiale wird in Winterthur eröffnet.

1883

Die ersten Filialen sind nun per Telefon mit dem Hauptsitz verbunden.

1909

Neben Filialen werden auch Agenturen eröffnet. Sie sind kleiner und werden zum Teil von Externen im Nebenamt betrieben.

1929

Der Entscheid für die Investition ist getroffen: Alle Filialen und Agenturen werden mit Schreibmaschinen ausgestattet.

1946

Die sogenannte Geschäftsstelle wird als neuer Typ einer Zweigstelle eingeführt, doch bald wieder aufgegeben.

1968

Bei den Filialen Oerlikon und Winterthur werden die ersten ZKB-Bancomaten montiert.

1970

Die erste Sparheftbuchung über das Online-System wird gemacht.

1974

Nebenamtlich betriebene Einnehmereien verschwinden oder werden in Agenturen umgewandelt.

1989

Das ZKB-Telebanking auf dem Videotex-System der PTT wird eingeführt.

1990 bis 2025

1997

Das E-Banking über Internet wird eingeführt.

1997

Unter dem Namen ZKBox wird eine mobile Mini-Filiale nach dem Shop-in-Shop-Prinzip in einem Einkaufszentrum getestet.

1998

Ein neues einheitliches Design für Filialen wird erstmals in Feuerthalen umgesetzt.

1999

Die ersten vollautomatischen Autosafes in Pfäffikon werden in Betrieb genommen.

1999

43 nebenamtlich betriebene Agenturen werden nach Beendigung der Zusammenarbeit mit der Post geschlossen.

2002

Die erste 24h-Automatenbank wird am Zürich HB und beim Bahnhof Stadelhofen in Betrieb genommen.

2008

Die Zwei-Zonen-Bank mit Automaten- und Beratungszone wird als Ziel formuliert, aber später von GSK abgelöst.

2011

Das neue Gestaltungs- und Service-Konzept (GSK) wird in der Pilotfiliale Kloten angewendet. 2017 wird GSK gestoppt.

2019

Stettbach und Winterthur sind die Piloten für das neue Filialkonzept mit modularer 5-Zonen-Aufteilung.

2023

Es ist beschlossen: Standorte der Zukunft (SdZ) wird definitiv in allen Filialen umgesetzt.

Zwischen Panzerglas und Geldbahnhof

So alt wie die Banken ist die Angst vor Überfällen. Die Zürcher Kantonalbank setzte bis in die 1950er-Jahre teilweise auf die Präsenz von Hunden und die Bewaffnung der Filialleiter. Danach galt die Devise, bei Überfällen vor allem sich und andere Personen nicht in Gefahr zu bringen. Eine Zunahme von Überfällen führte ab den 1970er-Jahren schliesslich zur Ausstattung der Schalter mit Panzerglas – sehr zum Missfallen einiger Filialleiter. «Der Handschlag fällt weg», klagte etwa der Leiter von Rüti. Ab 1989 trennte dank einer innovativen Lösung keine Scheibe mehr den persönlichen Austausch. Das von Kundinnen und Kunden gewünschte Bargeld kam neu per Rohrpost aus dem sogenannten Geldbahnhof, einem gesicherten Raum im Inneren der Filiale, an den Schalter.

Zahltag war einmal – willkommen, Salärkonto

Ein echter Wendepunkt im Wesen der Filialen kam in den 1970er-Jahren: Der Lohn kam nicht mehr bar im «Zahltagssäckli» nach Hause, sondern wurde den Arbeitnehmenden direkt auf ein Konto ausbezahlt. Das Salärkonto war geboren und damit kamen auch umfassende Retail-Banking-Aktivitäten in die Filialen. Der Gang zur Bank entwickelte sich für breite Bevölkerungskreise zu etwas nahezu Alltäglichem, um Geld abzuheben oder Überweisungen vorzunehmen. Entsprechend wurde das Geschäftsstellennetz nochmals stark ausgebaut.

Gleichzeitig entwickelte sich jedoch ein gegenläufiger Trend: Die Verbreitung der Bancomaten für den Bargeldbezug (ab 1968) und der EC-direct-Karte für bargeldloses Bezahlen im Laden (ab 1985) verringerte die Zahl der Geldbezüge am Schalter über die Jahre immer stärker. Mit dem E-Banking (ab 1997) und weiteren mobil verfügbaren Banking-Apps verschoben sich allmählich weitere Services rund ums Bezahlen komplett in die digitale Welt. Seit den 2010er-Jahren befindet sich mit dem Smartphone eine 24/7-Filiale für Alltagsgeschäfte in der eigenen Hosentasche.

Die Filiale der Zukunft spricht alle Sinne an

Heute lassen sich Zahlungen und vieles mehr direkt online erledigen. Trotzdem bleiben physische Filialen wichtig: Die Zürcher Kantonalbank legt mit ihrem aktuellen Filialkonzept einen stärkeren Fokus auf spezifische Betreuung und Beratung. Denn gerade bei wichtigen Themen wie Hypotheken oder Vorsorge ist der persönliche Kontakt nach wie vor entscheidend. In den Filialen wird die Zürcher Kantonalbank zudem mit allen Sinnen erlebbar: Sei es haptisch durch die verwendeten Hölzer, visuell über die lebenden Green Walls oder olfaktorisch über einen eigens dafür kreierten Raumduft.
 

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