Genug ist das neue Mehr

Christoph Schenk, Chief Investment Officer (CIO) der Zürcher Kantonalbank, schreibt in seiner Kolumne rund ums Thema Geld und Anlegen.

Text: Christoph Schenk / Porträtillustration: Florian Bayer | aus dem Magazin «ZH»3/2023

Die Illustration zeigt ein Porträt von Christoph Schenk, Chief Investment Officer der Zürcher Kantonalbank.
Christoph Schenk, Chief Investment Officer (CIO) der Zürcher Kantonalbank

Geht der Mensch in unserer Hochleistungsgesellschaft in sich, gewinnt er neue Sichtweisen. Er besinnt sich auf Liebe, Freundschaft, Harmonie mit der Natur, Gesundheit und Musse. Zudem sehnt er sich im hektischen Alltag nach Entschleunigung und Einfachheit als Gegenpol zum grassierenden Überfluss. Dies im Gleichklang zur Botschaft, dass ein «immer mehr» nicht erstrebenswert ist. Wann ist es somit genug, auch im Hinblick auf endliche Ressourcen?

Das Streben nach mehr hat der Menschheit Wohlstand und Fortschritt gebracht. Ohne den unbändigen Drang, sich weiterzuentwickeln, würden wir noch in Höhlen hausen. Tatsächlich hat es der Mensch bis ins Weltall geschafft und faszinierende Technologien entwickelt, die ohne den Hunger nach mehr schlicht nicht möglich gewesen wären. Dank kühner Träume und umgesetzter Visionen wurde Fortschritt erzielt, der uns heute ein angenehmes Leben ermöglicht. Die Maxime «Genug ist genug» ist in der Diskussion oft die moralische Siegerin, weil Fortschritt und Veränderung stets ihren Preis haben. Nichtsdestotrotz liegt es unwiderruflich in der menschlichen Natur, nach Progress, mehr Effizienz und überhaupt besseren Lösungen zu streben. Diese Eigenschaft in Einklang mit einer Suffizienzwirtschaft zu bringen, ist erstrebenswert, sodass Fortschritt immer auch bessere Bedingungen für die Umwelt und die Gesellschaft bedeutet und ein Genug nicht einem Stillstand gleichkommt.

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