Geben und Nehmen

Christoph Schenk, Wirtschaftswissenschafter und seit 2014 Chief Investment Officer (CIO) der Zürcher Kantonalbank, schreibt in seiner Kolumne rund um die Themen Geld und Anlegen.

Text: Christoph Schenk / Porträtillustration: Florian Bayer | aus dem Magazin «ZH» 2/2022

Illustration CIO Christoph Schenk
CIO Christoph Schenk

In einer starken Nachbarschaft vertraut man sich, hilft einander und steht sich bei. Das funktioniert seit Menschengedenken. Man leiht und verleiht Werkzeuge, legt auch mal mit Hand an und sorgt dafür, dass sich Geben und Nehmen die Waage halten. Gute Nachbarschaft ist eine Art Kredit, der auf irgendeine Weise zurückbezahlt wird. Vertraue ich dem Nachbarn nicht, gibt es keinen oder nur wenig Kredit. Münzen und Geldscheine rückten erst aufgrund von Misstrauen als Zahlungsmittel ins Zentrum. Davor dominierten Tauschwirtschaft und gegenseitiges Vertrauen. Gemäss ökonomischer Theorie sind wirtschaftliche Beziehungen erfolgreicher, wenn sie auf Vertrauen basieren. Misstrauen erfordert hingegen Regelungen durch Verträge. Eine gute Nachbarschaft zahlt sich sowohl wirtschaftlich als auch sozial aus, denn Vertrauen gilt immer noch als wichtigste Währung.

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