Wenn ich mich beim Joggen über den Sonnenschein oder im Lift über das Lächeln des netten Nachbarn freue, wird sofort klar: Auch Dinge ohne Preisschild können einen Wert haben. Während ich sehr froh bin, dass mir weder die Sonne noch der Nachbar eine Rechnung schicken, wäre es mir in anderen Situationen lieber, der Preis wäre klar und deutlich angeschrieben. Denn wie der Schriftsteller Theodor Fontane zu Recht bemerkte: «Alles im Leben hat seinen Preis; auch Dinge, von denen man sich einbildet, man kriege sie geschenkt.»
Ein Paradebeispiel aus dem 21. Jahrhundert für diesen Satz aus dem 19. Jahrhundert ist Google. Der Preis für die vordergründig kostenlose Suchmaschine ist der intime Einblick in unsere Privatsphäre, mit dem Google ein Vermögen verdient. Zwar unter anderen Vorzeichen als beim Sonnenschein, aber auch bei Google gilt: Dinge ohne Preisschild können durchaus sehr wertvoll sein.
Genauso gibt es allerdings Dinge, die ohne Preisschild scheinbar gar nichts wert sind. Das trifft zum Beispiel auf die Plastiksäcke an der Migroskasse zu. Diese werden erst sparsam verwendet, seit sie etwas kosten. Wir können also drei Arten von Dingen unterscheiden, die zwar gratis, aber trotzdem wertvoll sind: Das Lächeln, das wirklich unbezahlbar ist. Die Suchmaschine, deren wahre Kosten verborgen bleiben. Und der Plastiksack, der erst mit einem Preis die verdiente Wertschätzung erhält. Jetzt müssen wir es nur noch schaffen, die drei etwas besser auseinanderzuhalten.
