Kurs Grün: Erfolg gebuddelt

Die Firma namuk bietet Einzigartiges an: nachhaltige Kinderbekleidung im Premium-Segment. Begonnen hat die Erfolgsgeschichte 2014 wegen eines «Maulwurfkinds».

Text: Yannik Primus / Illustration: Alice Kolb | aus dem Magazin «ZH» 3/2021

Illustration eines spielenden Kindes mit Maulwurf
Schnell mal die Wiese umgraben: Der Sohn des Firmengründers lieferte die Geschäftsidee für namuk.

Franz Bittmann könnte die Wände hochgehen. Sein siebenjähriger Sohn hat es gerade fertig­gebracht, die nigelnagelneuen Turnschuhe, die ihm sein Vater von einer Geschäftsreise mitgebracht hat, ­innerhalb von 20 Minuten zu zerstören. Nicht umsonst nennt ihn Bittmann «Maulwurfsohn». Schnell mal die hauseigene Wiese umzugraben oder den Sandkasten zu fluten, gehört zu seinen Spezialitäten. Nachdem der erste Ärger verflogen ist, fällt es Franz Bittmann wie Schuppen von den Augen: Der 37-jährige Unternehmer hat gerade eine Marktlücke entdeckt.

Was Familien in ähnlichen Situationen wie ihm fehlt, ist funktionale und hochwertige Kinderkleidung, worin Kinder unbeschwert «Maulwürfe» sein können, ohne dass die Eltern regelmässig die zerfetzte Garderobe ersetzen müssen. Wenige Tage später setzt sich Bittmann mit seiner Frau an einen Tisch und gründet mit ihr kurzerhand das Kindermodelabel namuk. Das war 2014.

Innovative Eigenkreationen

Heute führt Bittmann das Unternehmen mit elf Angestellten. Er ist soeben in die USA expandiert, den grössten Outdoormarkt der Welt. namuk beliefert bereits Kunden in verschiedensten Märkten wie Europa, Südkorea oder Japan. Das ist nur möglich, wenn die Qualität stimmt. Im Fall von namuk heisst das, stärker auf die Bedürfnisse der Eltern zugeschnitten zu sein als die Konkurrenz. «Wir stellen nur Produkte her, die es noch nicht gibt», sagt der dreifache Vater. Zudem sind die Produkte so nachhaltig wie möglich hergestellt und entlasten damit das schlechte Gewissen vieler Erziehungsberechtigter.

Der Showroom in Wetzikon ist mit warmem Licht ausgeleuchtet. Nach fröhlicher, verkaufsfördernder Musik, wie man sie aus den Shops grosser Modehäuser kennt, lauscht man vergebens. Bittmann geht durch seinen schlicht gehaltenen Pop-up-Store und nimmt einen Handschuh aus dem Verkaufsregal. «Unsere Pro­­dukte über­zeugen durch eine aussergewöhnliche Funk­tionalität, eine hohe Belastbarkeit, eine ansprechende Optik und nachhaltige Materialien.» Bittmann öffnet den Handschuh, der von zwei versteckten Magneten zusammengehalten wird. Was simpel wirkt, erfüllt das Bedürfnis vieler Mütter und Väter, ihrem Kind die Fäustlinge mittels einer einzigen Bewegung anzuziehen, ohne dass es sie gleich wieder abstreift. Gerade wenn Kinder nicht ruhig sitzen können, geht das mit Magneten wesentlich schneller und einfacher als bei einem Klett- oder Reissverschluss. Wie Dyson behebt namuk Schwächen bestehender Produkte durch innovative Eigenkreationen. Die Staubsauger ohne teure Staubbeutel sind bei namuk Skianzüge mit «Toilet Zipper», der den Gang zur Toilette trotz Overall zum Kinderspiel macht. Oder Jacken mit integrierter Nuggikette und einer dazugehörigen Tasche, damit der Schnuller nicht dauernd runterfällt beim Spielen.

Spezialisiert auf Nachhaltigkeit

Unterdessen hat sich der Geschäftsführer in einen von zwei modernen Sesseln an einem massiven Holztisch gesetzt und schenkt dem Autor ein Glas Schweizer Mineralwasser ein. Selbstverständlich aus einer Glasflasche. Bei namuk sind alle per Du, das ist auch beim heutigen Besuch nicht anders. «Schliess bitte deine Augen und streck die Hände aus», sagt Bittmann und legt etwas Weiches, kaum Spürbares auf die ausgestreckten Handflächen. «Bemerkst du, wie schnell das warm wird?» Tatsächlich erzeugt das wolleähnliche Material rasch Wärme. Bittmann lächelt wissend. «Das ist ein Wolleersatz, der vom amerikanischen Militär entwickelt wurde.» Das Material ist sehr leicht und extrem feuchtigkeitsab­weisend – namuk benutzt es als Füllung für seine Winterjacken, diese trocknen nach dem Waschen innerhalb von 30 Minuten. Auch die Eigenkreationen können sich sehen lassen. So entwickelte namuk beispielsweise einen Fleece-Ersatz, der beim Waschen kein Mikroplastik im Abwasser hinterlässt und biologisch abbaubar ist. Solche Innovationen sind auch den Investoren nicht entgangen, das Team wächst stetig. «Bis 2024 wollen wir das Team verdreifachen», sagt der 45-Jährige und wird unterbrochen von einer jugendlichen Stimme. «Das ist die Freundin meines Ältesten», sagt Bittmann und meint seinen «Maulwurfsohn», der unterdessen 14 ist.

 

Serie «Kurs Grün»

Kaufen, brauchen, wegwerfen – das war gestern. Der Zeitgeist setzt auf die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, des Weiterverkaufs, der Wiederverwendung, der Reparatur und des Recyclings. 

In der Serie «Kurs Grün» stellen wir ökologisch und nachhaltig orientierte Unternehmen aus dem Kanton Zürich vor, die in dieser Hinsicht bereits Grosses leisten.

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