Pixel pflügen

Der Landwirtschafts-Simulator ist eines der erfolgreichsten Videospiele. Entwickelt hat den Welthit das Unternehmen Giants Software aus Schlieren.

Text: Andreas Dürrenberger / Bild: Giants Software | aus dem Magazin «ZH» 2/2023

Screenshot Farming Simulator
«Der Landwirtschafts-Simulator ist ein sehr familienfreundliches Spiel», sagt Firmengründer Stefan Geiger.

Die Anfänge

Millionen von Menschen schwingen sich regelmässig auf ihren virtuellen Traktor, pflügen Pixelfelder und bringen ihre digitale Ernte ein: Der «Landwirtschafts-Simulator 22» gehört zu den erfolgreichsten Videospielen der Welt. Vor 15 Jahren kam die erste Version des «Farming Simulator» auf den Markt, sagenhafte 200 Millionen Mal wurde das Game seither heruntergeladen. Hinter diesem Welthit steckt die Videospielschmiede Giants Software aus Schlieren.

Gegründet haben das Unternehmen die beiden studierten Informatiker Christian Ammann und Stefan Geiger. Beide haben bis heute federführende Rollen inne: Ammann als CEO, Geiger als Chief Technical Officer. «Christian und ich wollten ursprünglich zusammen ein Rollenspiel programmieren», sagt Geiger (36). «Ein Kollege von mir interessierte sich für grosse Landwirtschaftsmaschinen, er war ein richtiger Fan. Er meinte, das müsse man doch am PC erleben können. Und irgendwie hat er es geschafft, uns davon zu überzeugen.»

Das Erfolgsgeheimnis

«Am Anfang war es ein Bauchgefühl: Landwirtschaft, grosse Maschinen, ein Simulator – das könnte passen», erzählt Geiger. «Zu Recherchezwecken haben wir ein Onlineforum gegründet. Dort haben sich bald 20’000 Leute mit uns über das Thema ausgetauscht.» Diese Community und die Nähe zu den Fans sind bis heute Grundpfeiler ihres Erfolgs, ist Geiger überzeugt. Spielerinnen und Spieler können im Game eigene Inhalte und Modifikationen wie neue Fahrzeuge erstellen. 2,5 Milliarden dieser Mods wurden bisher heruntergeladen.

Und wer sind die Spielerinnen und Spieler? «Der Landwirtschafts-Simulator ist ein sehr familienfreundliches Spiel», sagt Geiger. «Kinder probieren einfach gerne aus, was die verschiedenen Maschinen können.» Aber auch viele Erwachsene sind fasziniert vom detailgetreuen, realitätsnahen Simulator. «Viele Games sind anstrengend und actionreich. Unser Spiel hingegen ist entspannend. Man kann sich nach Feierabend hinsetzen und im Multiplayer-Modus zusammen mit seinen Freunden einen Bauernhof bewirtschaften.»

Von Schlieren in die Welt

Was mit den zwei Gründern begonnen hat, ist heute ein Unternehmen mit über 100 Mitarbeitenden. Giants Software verfügt über Stand­orte in den USA, Deutschland und Tschechien. 30 Mitarbeitende arbeiten in Schlieren, wo bis heute die Basis des Landwirtschafts-Simulators weiterentwickelt wird.

Die wichtigsten Märkte für das Spiel sind die Schweiz, Deutschland, Frankreich, Polen und die USA. Über 150 weltbekannte Marken, von Maschinenherstellern bis zu Düngemittelanbietern, sind im Spiel vertreten. Seit drei Jahren gibt es gar eine eigene E-Sports-Liga, wo professionelle Teams um Preisgelder in Höhe von 200’000 Euro kämpfen. Bei der jährlichen FarmCon treffen sich die Fans in der realen Welt. Sie besuchen gemeinsam grosse Landmaschinenhersteller und tauschen sich über die neusten Entwicklungen aus. «Verkaufs- und Downloadzahlen haben immer etwas Abstraktes», sagt Geiger auf die Frage, was für ihn Erfolg bedeutet. «Aber Menschen zu treffen, die unser Spiel kennen und lieben – das macht unseren Erfolg erst richtig greifbar.»

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