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Wir verlassen uns auf Sie!

Nicht nur Feuerwehrleuten oder Polizisten vertrauen wir: Auch bei Kinderbetreuern, Tätowiererinnen oder Bauingenieuren brauchen wir einen festen Glauben an ihre Fähigkeiten. Fünf Porträts.

Text: Rainer Brenner / Bilder: Véronique Hoegger | aus dem Magazin «ZH» 1/2021

Shiriff Neji, Fachmann Betreuung Kinder, Güxi Waldkinderkrippe Friesenberg, mit Kindern im Wald

Einfühlsam betreut

Shiriff Neji, 26, Fachmann Betreuung Kinder, Güxi Waldkinderkrippe Friesenberg: «Vertrauen aufzubauen, das ist ein langer und stetiger Prozess, das Vertrauen verlieren kann man aber innert weniger Sekunden. Diese Tatsache ist mir immer bewusst. Mir ist es darum wichtig, klar, ehrlich und direkt zu kommunizieren. Das gilt sowohl für den Umgang mit den Kindern wie auch für jenen mit den Eltern. Wir tragen in der Waldkinderkrippe jeden Tag sehr viel Verantwortung. Meine Gruppen umfassen bis zu zwölf Kinder. Es ist sehr schön, dass die Eltern uns ihre Kinder anvertrauen und wir sie auf ihrem Weg unterstützen dürfen. Aber natürlich ist es oftmals auch sehr anstrengend und fordernd. In unserem Beruf muss man darum definitiv mehr können als Äpfel schneiden und Lieder singen. Gerade wenn wir im Wald sind, ist es wichtig, dass man den Kindern genügend Freiraum bietet, aber jederzeit immer alle im Blick behält.»

Julia Müller, selbständige Tätowiererin, in ihrem Studio

Kunstvoll gezeichnet

Julia Müller, 29, Selbstständige Tätowiererin aus Zürich: «Mein erstes Tattoo stach ich auf dem Bein eines Freundes – da war ich brutal nervös! Mit der Zeit gewöhnt man sich aber an die Vorstellung, dass die eigene Arbeit ein Leben lang auf der Haut der Kunden bleibt. Die meisten Kunden wissen, dass meine Arbeit am schönsten wird, wenn ich mir etwas künstlerische Freiheit nehmen darf und wirklich ‹malen› kann auf der Haut. Mir sind aber nicht nur die Sujets, sondern auch die verwendeten Farben wichtig: Wenn man etwas ein Leben lang im Körper trägt, sollte man wissen, woraus es gemacht ist. Gerade beim ersten Tattoo sind die Kunden manchmal ein bisschen aufgeregt. Ich nehme mir dann Zeit, die Person kennenzulernen, mit ihr Kaffee zu trinken und das gegenseitige Vertrauen aufzubauen. Spätestens wenn ich das Design mal auf die Haut klebe, weicht auch bei den Kunden die Aufregung der Vorfreude.»

Thomas Schwarz, eidg. dipl. Sprengfachmann und Geschäftsführer, Schwarz Spreng- und Felsbau AG

Sicher gesprengt

Thomas Schwarz, 40, eidg. dipl. Sprengfachmann und Geschäftsführer, Schwarz Spreng- und Felsbau AG: «Wir sprengen vor allem überirdisch. Bei Gesteinssprengungen sollte man den geologischen Untergrund sehr gut kennen, da ist viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl gefragt, damit nicht zu viel Material durch die Luft fliegt. Gesprengt wird mit Gelatine-basiertem Sicherheitssprengstoff, aus­gelöst durch einen elektrischen Zünder. Der Umgang mit diesen Gütern ist nicht gefährlich, solange man die Regeln beachtet. Hier vertraue ich völlig auf die Gewissenhaftigkeit meiner Mitarbeiter. Ein gewisses Restrisiko besteht bei jeder Sprengung, als Sprengmeister trägt man immer die volle Verantwortung. Wir hatten mit der Sprengtechnik in den letzten Jahren glücklicherweise keine Unfälle. Diesen Umstand feiern wir jedes Jahr am 4. Dezember, dem Tag der heiligen Barbara, Schutz­patronin der Mineure und Feuerwehrleute – mit einem grossen Essen und ordentlichem Böllern.»

Dominik Bohner, Tandem-Gleitschirmpilot in Ausbildung zum Fluglehrer, Gleitschirmschule Robair in Mollis

Gut angehängt

Dominik Bohner, 32, Tandem-Gleitschirmpilot in Ausbildung zum Fluglehrer, Gleitschirmschule Robair in Mollis: «Bei Tandemflügen vertrauen die Leute mir ihr Leben an. Aber auch ich muss den Mitfliegenden vertrauen können, denn beim Fliegen sind wir ein Team! Mir ist es darum wichtig, die Menschen vor dem Flug kennenzulernen und ihnen genau zu erklären, wie unser gemeinsamer Flug ablaufen wird. Je besser man etwas versteht, desto beruhigter geht man es an. Die Sicherheit meiner Passagiere – und natürlich auch meine eigene – hat höchste Priorität. Darum sind eine umfassende Ausbildung, viel Training und regelmässig geprüftes Material enorm wichtig. In der Luft versuche ich mit den Passagieren in Kontakt zu bleiben und dafür zu sorgen, dass sie sich wohlfühlen. Wer will, darf gern auch einmal selbst steuern. Ich fliege etwa 300-mal pro Jahr. Im Moment des Starts, wenn man den Boden unter den Füssen verliert, da kribbelt es aber auch bei mir noch im Bauch – das bleibt hoffentlich noch lange so.»

Stefanie Rossbach und Stéphane Braune vor dem Elefantenhaus im Zoo Zürich

Präzise berechnet

Stefanie Rossbach, 38, dipl. Ingenieurin FH mit Schwerpunkt Holzbau bei der Firma WaltGalmarini AG und Stéphane Braune, 51, dipl. Bauingenieur ETH, Partner der Firma WaltGalmarini AG: «Am Ende tragen wir die Verantwortung dafür, dass ein Bau hält. Als Bauingenieure konzipieren wir zusammen mit den Architekten die Bauvorhaben und nehmen die vorgesehenen Materialien unter die Lupe. Wir verlassen uns hier auf Berechnungen, aber auch auf konkrete Modelle und Versuche. Besonders schwierig ist es, wenn man keinerlei Vorlagen oder Modelle für ein Projekt zur Verfügung hat. So wie hier beim Elefantenhaus im Zürcher Zoo: Die Halle ist eine einzigartige, aus Holzschichten konstruierte Schale mit über 80 Metern Durchmesser. Hinter jedem Bauwerk steht eine ganze Vertrauenskette. Sie beginnt beim Kunden, der dem Architekten sein Vertrauen für ein Projekt schenkt, und endet bei den Arbeitern auf der Baustelle, die das Errechnete und Geplante sorgfältig in die Tat umsetzen.»

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