Was wird aus echtem Leder?

Bei Schuhen, Taschen oder Gürteln war Leder lange Zeit die erste Wahl. Seit einiger Zeit steigt jedoch die Nachfrage nach veganen Alternativen.

Aufgezeichnet: Simona Stalder / Illustration: Alina Günter | aus dem Magazin «ZH» 3/2021

Eine Illustration zeigt einen Champignong mit Taschengriff und Schliessgurt. Er symbolisiert eine Tasche, die aus veganem Lederersatz aus Pilzen hergestellt wurde.

«Leder ist ein einzigartiges Material: Es ist robust, angenehm zu tragen und optisch interessant. Dass Gerben ein ebenso brutales wie schmutziges Gewerbe ist, haben wir weitgehend verdrängt – das Entfleischen der Haut, den Gestank. Dies beiseitezuschieben, ist leicht: Der Grossteil des heute verarbeiteten Leders stammt aus Asien. Dort entsteht es oft unter Bedingungen, die Mensch und Umwelt schaden und die in Europa verboten sind. Dennoch findet dieses Leder seinen Weg zu uns – in der High Fashion genauso wie in der Billigmode. Die Nachfrage ist enorm: 40 Prozent des weltweit verarbeiteten Leders stammen inzwischen von Tieren, die einzig ihrer Haut wegen sterben.

Der Trend, nachhaltig zu leben und auf tierische Produkte zu verzichten, befeuert jedoch die Nachfrage nach veganen Alternativen. Leider sind Lederimitate aus Pilzen, Äpfeln oder Ananasfasern noch nicht so robust und komfortabel wie echtes Leder. Manche enthalten zudem Polyurethan, ein umweltschädliches Bindemittel. Bestechend scheint dagegen ein Lederimitat, das auf Kollagen von Hefesporen basiert: Komplett vegan, verhält es sich wie echtes Leder. Es wird noch 10 bis 20 Jahre dauern, bis dieses Leder aus dem Labor in grossen Mengen verfügbar ist. Aber: Ein Anfang ist gemacht.»

Franziska Müller-Reissmann erlernte das Schreinerhandwerk, ehe sie Kunstgeschichte und klassische Archäologie studierte. Heute leitet sie das Materialarchiv der Zürcher Hochschule der Künste und gibt ihr Wissen als Dozentin an Designstudierende weiter.

 

 

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