Abflachende Zins­dynamik in Europa spricht für besicherte Anleihen

Die Inflationserwartungen in Europa haben Höchststände erreicht. Die Zins- und Konjunkturdynamik flachen deutlich ab. Wieso dies besicherte Anleihen interessant macht, lesen Sie im Beitrag von Anlagespezialist Jens Schweizer.

Text: Jens Schweizer

, lesen Sie im Beitrag von Jens Schweizer, Anlagespezialist bei der Zürcher Kantonalbank
«Covered Bonds in Euro sind meist von guter und stabiler Kreditqualität», sagt Jens Schweizer (Bild: Andreas Guntli)

Preussenkönig Friedrich der Grosse war in vielerlei Hinsicht prägend für Europa. Neben einer geopolitischen Neuordnung sorgte er mit dem Kartoffelbefehl dafür, dass sich das Knollengewächs als Grundnahrungsmittel durchsetzte. Massgeblicher Einfluss wird ihm auch bei der Verbreitung eines bestimmten Finanzinstruments nachgesagt. Nach dem verlustreichen Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) ermöglichte er dem verarmten Adel, sich über Anleihen zu finanzieren, die mit deren Landgütern als Pfand besichert waren. Diese sogenannten Pfandbriefe waren der Startschuss für eine breitere Verwendung von besicherten Anleihen («Covered Bonds»).

Bessere Kreditqualität durch Besicherung

Als Besicherung dient heute meist ein Pool von Hypotheken (und damit Immobilien), der Investoren bei Ausfall des Emittenten vorrangig zusteht. Investoren können so nicht nur auf die vollständige Konkursmasse des Emittenten zurückgreifen, sondern erhalten ein Vorzugsrecht auf die Werte, mit denen die Anleihe besichert ist. Damit erhalten sie eine bessere Kreditqualität als bei unbesicherten Anleihen des Emittenten. Die Herausgeber, meist Finanzinstitute, erreichen so günstigere Refinanzierungsbedingungen.

Europäische Emittenten dominieren Covered Bond Markt

Der globale Markt für besicherte Anleihen belief sich laut dem European Covered Bond Council (ECBC) Ende 2020 auf ein ausstehendes Volumen von knapp EUR 3'000 Milliarden. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich Covered Bonds bei europäischen Emittenten, welche knapp 90 Prozent des ausstehenden Volumens ausmachen.

Aufwärtsdynamik der Zinsen nimmt in Europa deutlich ab, der Euro schwächelt weiter

Euro Covered Bonds hatten 2022 seit Langem wieder mal ein miserables Jahr. Dies lag an der Doppelklatsche von steigenden Zinsen und Aufschlägen für Kreditrisiken durch die hohen Inflationsraten, restriktivere Notenbanken und einsetzende Wachstumssorgen. Für Anleger, deren Rechnungswährung der Schweizer Franken ist, kam noch die Schwäche des Euro hinzu. Gerade in der Eurozone sind aber die eingepreisten Inflationserwartungen beträchtlich. Die Experten der Zürcher Kantonalbank gehen nicht mehr von stark steigenden Zinsen aus. Demgegenüber ist die Schwäche des Euro aber sicherlich im Auge zu behalten.

Euro Covered Bonds mit guter Kreditqualität und attraktiven Aufschlägen

Die Aufschläge für Kreditrisiken sind auf den höchsten Stand seit der europäischen Schuldenkrise gestiegen. Auch wenn aufgrund der Wachstumssorgen eine weitere Ausweitung möglich scheint, erreichen diese gegenüber Staatsanleihen mit ähnlicher Kreditqualität immer attraktivere Niveaus. Auch sind Covered Bonds in Euro meist von guter und stabiler Kreditqualität. In den gängigen Indizes haben aktuell über drei Viertel der Positionen ein Kreditrating von AAA. Die Experten der Zürcher Kantonalbank erwarten hier durch die drohende Rezession in Europa keine generelle Verschlechterung der Qualität der Emittenten oder Deckungswerte. Auch sind die Kreditrisiken in Relation zu den Zinsrisiken weniger gewichtig. So war der Renditeanstieg auf europäischen Covered Bonds seit Anfang Jahr nur zu einem Viertel von der Kreditkomponente getrieben. Denken Sie also langfristig wie der Alte Fritz.

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