Eine vernachlässigte Anlageklasse
Small Caps aus Schwellenländern weisen neben den geschilderten Faktoren, die kurz- und mittelfristig für Rückenwind sorgen, auch einige langfristig positive Eigenschaften auf. So sind sie eine vernachlässigte Anlageklasse, die viele Investorinnen und Investoren noch nicht auf dem Radar haben. Deshalb haben sie einen weniger guten Zugang zum internationalen Kapitalmarkt und müssen eine höhere Eigenkapitalrendite abliefern, um interessant zu sein. Aus Investorensicht führt dies dazu, dass Small Caps aus den Schwellenländern langfristig eine etwas höhere erwartete Rendite aufweisen als Large Caps. Zudem besteht die Möglichkeit, dass die Aufmerksamkeit in Zukunft vermehrt auf diese Anlageklasse gerichtet wird, was zu Kursgewinnen führen könnte.
Weniger staatsnahe Betriebe bei den Small Caps
Ein weiterer Vorteil von Small Caps ist die Tatsache, dass es bei ihnen deutlich weniger Staatsunternehmen gibt. Während staatsnahe Betriebe bei den Large Caps der Schwellenländer mehr als 20 Prozent des Index bilden, sind es bei Small Caps weniger als 10 Prozent. Dies ist deshalb von Vorteil, weil staatliche Unternehmen gerade in Schwellenländern oft nicht nur nach betriebswirtschaftlichen Kriterien geführt werden, sondern auch politische Motive eine grosse Rolle spielen.
So können staatsnahe Betriebe als Mittel gegen Arbeitslosigkeit instrumentalisiert werden, indem zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden, auch wenn sie betriebswirtschaftlich keinen Sinn machen. Ausserdem werden aktuell gerade in China die staatlichen Banken dazu angehalten, insolvente Immobilienkonzerne zu stützen, um die Immobilienkrise zu lindern. Dies kann zulasten der Investorinnen und Investoren gehen, die mit entsprechend geringeren Renditen im Vergleich zu privatwirtschaftlichen Unternehmen rechnen müssen.
Small Caps mit defensiven Qualitäten
Small Cap-Aktien gelten oft als risikoreicher im Vergleich zu Large Cap-Aktien, da kleinere Unternehmen anfälliger für Marktschwankungen und Liquiditätsrisiken sein können. Allerdings sprechen im Falle der Small Caps aus Schwellenländern einige Argumente dafür, dass sie sogar weniger risikoreich sind als Large Caps. So ist der MSCI Emerging Market Small Cap Index sehr breit diversifiziert. Die grössten zehn Titel machen nur 3 Prozent des Index aus, verglichen mit 23 Prozent bei den Large Caps. Dies spiegelt sich auch in einer tieferen Volatilität und in einer geringeren Schwankungsanfälligkeit zum Markt wider. Während Small Caps entwickelter Länder als risikoreicher als der Gesamtmarkt bezeichnet werden, gilt bei den Schwellenländern das Gegenteil: deren Small Caps weisen defensive Qualitäten auf.
Attraktiv, aber nicht überteuert
Trotz der hier angesprochenen Vorteile ist der MSCI Emerging Markets Small Cap Index attraktiv bewertet. So weist er ein nur leicht höheres Kurs-Gewinn-Verhältnis und das gleiche Kurs-Buchwert-Verhältnis auf wie der MSCI Emerging Markets Index (vgl. Tabelle).
Kennzahlen im Vergleich
(EM = Emerging Markets)
(Quelle/n: MSCI, Bloomberg, Zürcher Kantonalbank)
|
MSCI EM |
MSCI EM |
---|
Gewicht grösste 10 Titel |
23% |
3% |
---|
Volatilität |
17,0% |
15,7% |
---|
Kurs-Gewinn-Verhältnis |
11,5 |
12,8 |
---|
Kurs-Buchwert-Verhältnis |
1,6 |
1,6 |
---|