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Entwicklungsländer überholen USA bei Solarenergie

Entwicklungsländer setzen bei der Energiewende ein starkes Zeichen: Während die grossen Industrienationen oft auf der Stelle treten, überholen viele Schwellenländer die USA in der Nutzung von Solarenergie. Fortschritte bei erneuerbaren Energien und nachhaltiger Infrastruktur machen Hoffnung auf eine klimafreundlichere Zukunft.

Text: Silke Humbert

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In der Elektrifizierung ist ein Viertel der Entwicklungsländer schon weiter als die USA (Bild: Getty Images)

Im November war es wieder so weit: Staats- und Regierungs­chefs trafen sich zur jährlichen Weltklima­konferenz in Brasilien. Während die Konferenz von 2015 mit dem Pariser Klima­abkommen noch einen grossen Erfolg feiern konnte, sind die Konferenzen der letzten Jahre nicht für grosse Durchbrüche bekannt, sondern eher für Stillstand und Zerwürfnis.

Ein Konflikt betrifft den weiteren Weg der Länder des Globalen Südens, denn die entwickelten Staaten verlangen von ihnen, einem weniger emissions­intensiven Entwicklungs­pfad zu folgen als sie selbst. Die Schwellen­länder sehen jedoch ihre wirtschaftliche Entwicklung durch diese Erwartung eingeschränkt.

Hinter diesem Konflikt steckt eine Frage mit weit­reichenden Folgen: Muss man befürchten, dass die Entwicklungs­länder auf ihrem Weg zu wirtschaftlichem Wohlstand ebenso viel klima­erwärmendes Kohlendioxid in die die Luft ausstossen, wie es die westlichen Staaten zuvor getan haben? Für das Klima wäre das ein Desaster.

Welchen Pfad nehmen die Entwicklungsländer?

Glücklicher­weise gibt es Hinweise, die positiv stimmen. So ist zum Beispiel in der Elektrifizierung ein Viertel der Entwicklungs­länder schon weiter als die USA (vgl. Grafik). Bei der Nutzung von Solar­energie ist der Überhol­vorgang sogar noch weiter fortgeschritten.

Entwicklungsländer im Vergleich zu USA

Anteilsvorsprung der Entwicklungsländer

Quellen: Zürcher Kantonalbank, Ember, IEA

Knapp zwei Drittel aller Entwicklungs­länder nutzen mittlerweile mehr Sonnen­energie als die USA, wie der Think Tank Ember aufzeigt. Und nicht nur im Vergleich mit den USA machen die Entwicklungs­länder eine gute Figur. Südost­asien, Latein­amerika und Afrika weisen jeweils höhere Wachstums­raten bei der Elektrizitäts­erzeugung durch Wind und Sonne auf als die OECD-Länder. Es ist daher denkbar, dass die Energie­infrastruktur der Entwicklungs­länder von Beginn an nachhaltiger aufgebaut und die Nutzung fossiler Energie­träger zumindest in Teilen übersprungen wird.

Was treibt die nachhaltige Infrastruktur in den Entwicklungs­ländern?

Der Think Tank Carbon Tracker hat ausgerechnet, wieviel Landfläche eines Staates jeweils benötigt würde, wollte man die gesamte Energie eines Landes durch Solar­energie herstellen. Besonders in Entwicklungs­ländern mit einer hohen Anzahl an Sonnentagen bräuchte es hierfür nur wenig Fläche, um ausreichend Solarstrom zu produzieren. In den meisten Staaten Afrikas läge der Bedarf dafür bei weniger als 0,1 Prozent der jeweiligen Landfläche. Zudem sind Solarmodule mittlerweile sehr günstig zu beschaffen, und gerade China hat grosse Über­kapazitäten. Daher erstaunt es nicht, dass die Entwicklungs­länder die mit Abstand grössten Abnehmer von in China hergestellten Solarphotovolt­aikmodulen sind. Dazu kommt, dass ein höherer Anteil an Solarenergie die Entwicklungs­länder unabhängiger von teuren Öl- und Gasimporten macht, was letztlich die Energiesicherheit erhöht.

Erfolg für das Klima jenseits der grossen Bühne

Selbst wenn die Weltklima­konferenz also ein weiteres Mal keine nennenswerten Erfolge vorzuweisen vermag, wartet jenseits der grossen Bühne das Welt­geschehen dennoch mit positiven Überraschungen auf. Fakt ist, dass die Entwicklungs­länder die USA punkto Solarenergie überholt haben. Wenn das mal kein Grund für Optimismus ist.

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