Inflation, Teil 3: Ausblick und Portfolioschutz

Inflation bezeichnet einen allgemeinen Anstieg der Preise für Güter und Dienstleistungen. Sie führt dazu, dass man sich mit der gleichen Menge Geld weniger leisten kann – die Kaufkraft des Geldes nimmt ab. Erfahren Sie im dritten Teil der dreiteiligen Mini-Serie, wie sich der mittelfristige Inflationsausblick präsentiert und wie man sein Portfolio gegen Inflation schützen kann.

Text: Martin Weder und Cindy Geisel

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Aktien, Immobilien, Gold und inflationsgeschützte Anleihen bieten gute Möglichkeiten, sich im Anlageportfolio vor Inflation zu schützen. (Bild: Getty Images)

Wie sieht der mittelfristige Inflationsausblick aus?

Aus Sicht der Experten der Zürcher Kantonalbank spricht einiges dafür, dass die Inflation in den kommenden Jahren höher ausfallen wird als vor der Pandemie und vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Der Grund dafür sind bedeutende strukturelle Veränderungen und Trends. Ökonominnen und Ökonomen sprechen in diesem Zusammenhang von den sogenannten «4D» – Demografie, Deglobalisierung, Dekarbonisierung und Defizite. Eine höhere Inflation bedeutet aber auch höhere Zinsen. Die Zeiten der Null- und Negativzinsen gehören deshalb definitiv der Vergangenheit an.

Demografie

Die demografische Entwicklung hat in den Industrieländern zur Folge, dass die Zahl der Rentnerinnen und Rentner deutlich stärker zunimmt als jene der Erwerbstätigen. Weil die geburtenstarken Jahrgänge zunehmend den Arbeitsmarkt verlassen, verschärft sich der Fachkräftemangel und der Lohndruck nimmt zu. Die Alterung der Gesellschaft führt zudem tendenziell dazu, dass weniger gespart wird, was den Preisdruck ebenfalls erhöht.

Deglobalisierung

Aufgrund von geopolitischen Spannungen, Handelskonflikten sowie Sicherheits- und Souveränitätsüberlegungen wird die Globalisierung zunehmend hinterfragt. An ihre Stelle tritt die Deglobalisierung, die durch eine wachsende Zahl von Handelshemmnissen sowie eine Fragmentierung des Warenverkehrs gekennzeichnet ist. Dies erhöht die Kosten der Unternehmen und wirkt damit preistreibend. Falls westliche Unternehmen tatsächlich im grossen Stil ihre Produktion aus den Schwellenländern wieder in die deutlich teureren Industrieländer zurückverlagerten, würde dieser Effekt noch verstärkt.

Dekarbonisierung

Zur Erreichung der globalen Nachhaltigkeits- und Klimaziele ist eine rasche Abkehr von den fossilen Energieträgern unerlässlich. Das bedingt aber unter anderem, dass das Emittieren von Treibhausgasen besteuert und dadurch reduziert wird. Die Internationale Energieagentur schätzt, dass der Preis pro Tonne CO2 von derzeit rund USD 65 auf USD 200 bis 250 steigen muss, um bis 2050 das Ziel von Netto-Null zu erreichen. Dies würde nicht nur zu höheren Energiepreisen und Transportkosten führen, sondern ohne Gegenmassnahmen auch das allgemeine Preisniveau anheben.

Defizite

Spätestens seit der Corona-Pandemie und dem Beginn des Ukraine-Kriegs ist es in der Finanzpolitik der Industrieländer zu einem eigentlichen Dammbruch gekommen. Von Unterstützungsleistungen für Unternehmen und Haushalte während den Lockdowns, über Massnahmen zur Abfederung der hohen Energiepreise bis hin zu höheren Rüstungsausgaben und mehr Investitionen in erneuerbare Energien und die Infrastruktur: Die öffentliche Hand scheint für alles Milliarden zur Verfügung zu haben. Doch der Schein trügt: Defizite und Staatsverschuldung haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Auch wenn viele Anliegen ihre Berechtigung haben mögen, wirkt eine anhaltend expansive Fiskalpolitik letztendlich inflationär.

Wie kann man sich vor Inflation schützen?

Kurzfristig bieten inflationsgeschützte Staatsanleihen, wie der Name schon andeutet, einen vollständigen Schutz vor der aufgelaufenen Teuerung. Dies im Gegensatz zu den gewöhnlichen Staatsanleihen, bei denen das investierte Vermögen bei anhaltender Inflation rasch an Kaufkraft verliert. Das Anlageuniversum bei inflationsgeschützten Staatsanleihen ist jedoch auf wenige Länder und Emittenten beschränkt. So gibt es beispielsweise in der Schweiz keine inflationsgeschützten Staatsanleihen.

Langfristig haben sich in der Vergangenheit vor allem Sachwerte als zuverlässigen Schutz vor Inflation erweisen. Dazu gehören auch Aktien. Sie weisen langfristig das höchste Renditepotenzial auf und kompensieren Anlegerinnen und Anleger damit auch für die Teuerung. Die Entwicklung der Aktienpreise ist an den Erfolg und die Wertstabilität der Unternehmen gebunden. Solide finanzierte Unternehmen mit hoher Preissetzungsmacht eignen sich besonders gut als Inflationsschutz.

Immobilien bieten ebenfalls einen gewissen Schutz, weil Grund und Boden begrenzt sind. Darüber hinaus sind die Mietpreise häufig an die allgemeine Preisentwicklung gekoppelt.

Aufgrund seiner Knappheit, seiner Wertbeständigkeit und seiner langen Geschichte gilt auch Gold bezüglich Inflationsschutz als geeignete Anlageklasse. Allerdings wirft Gold keine Erträge ab und wirkt kurzfristig eher als Krisenbarometer. Bei hoher Inflation kann der Goldpreis zudem von höheren Zinsen und einem stärkeren US-Dollar belastet werden.

Ein Wundermittel gegen Inflation gibt es somit nicht. Anlegerinnen und Anleger sollten deshalb gerade auch bei hoher Inflation auf eine angemessene Diversifikation sowie eine regelmässige Überprüfung ihres Portfolios achten.

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