Schweiz ist spitze in der Forschung

Aktivitäten im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) sind wichtig für eine florierende Wirtschaft. Wie steht die Schweiz im internationalen Vergleich da? David Marmet, Chefökonom Schweiz, gibt eine Einschätzung.

Text: David Marmet

Laborantin am Arbeitsplatz im Labor
«Forschung und Entwicklung ist eine bedeutende Voraussetzung für Produktivitätssteigerungen eines Landes», sagt David Marmet, Chefökonom Schweiz. (Bild: Getty Images)

Die Schweiz verfügt bekanntlich über keine nennenswerten Bodenschätze. Um wirtschaftlich dennoch zu florieren, sind Innovationen daher umso wichtiger. Als grundlegender Faktor für die Erhöhung des Innovationspotenzials eines Landes gelten seine Kapazitäten in der Forschung und Entwicklung (F&E).

Alle zwei Jahre führt das Bundesamt für Statistik (BfS) in der Privatwirtschaft eine Unternehmensbefragung zum Thema F&E durch. Wie die neusten Ergebnisse zeigen, wendeten Schweizer Unternehmen im Laufe des Jahres 2021 die Summe von CHF 16,8 Mrd. für eigene F&E-Aktivitäten auf. Dies entspricht einer Zunahme von über 8 Prozent gegenüber 2019.

Diese jüngste Entwicklung folgt dem seit mehreren Jahren anhaltenden Aufwärtstrend. Auffallend dabei ist, dass dieser stärker war als derjenige des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die F&E-Aufwendungen wuchsen also schneller als die Schweizer Wirtschaft, was als Stärkung der technologischen Wettbewerbsfähigkeit gedeutet werden kann.

In Europa auf Platz drei

Beliefen sich die F&E-Aufwendungen Anfang der 2000er-Jahre noch auf 1,7 Prozent des BIP, waren es 2021 bereits knapp 2,3 Prozent. Damit gehört die Schweiz zur Spitzengruppe der Länder mit hohem F&E-Engagement. Seit Jahren führen Länder wie Israel (4,9 Prozent) oder Südkorea (3,8 Prozent) diese Statistik an, und auch die USA und Japan liegen vor der Schweiz. Im europäischen Vergleich liegt die Schweiz indes hinter Schweden und Belgien (je 2,5 Prozent) auf Platz drei.

Pharmabranche als Spitzenreiter

Es mag wohl kaum erstaunen, dass in der Schweiz die Pharmabranche mit 37 Prozent den grössten Anteil an den F&E-Aufwendungen hat. An zweiter Stelle folgt die Informations- und Kommunikationstechnologie mit 14 Prozent, während die Maschinenindustrie 9 Prozent aller F&E-Investitionen verantwortet. Auffallend ist, dass die Grundlagenforschung zugunsten der angewandten Forschung und der experimentellen Entwicklung stark zurückgeht. Dies gilt insbesondere in der Pharmaindustrie, wo es im Lebenszyklus von Forschungsaktivitäten üblich ist, dass die Arbeiten in der Grundlagenforschung zu gegebener Zeit in angewandte Forschung übergehen, so das BfS.

Wieder mehr Forschung und Entwicklung

Wie eine neuere Studie der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) zeigt, ist die Forschungslandschaft Schweiz zuletzt breiter aufgestellt. Vor allem kleine Unternehmen und Firmen im Bereich moderne Dienstleistungen betreiben wieder vermehrt F&E. Der langjährig abnehmende Trend an Unternehmen ohne F&E-Aktivitäten scheint gebrochen. Über die Gründe kann nur spekuliert werden. Das KOF mutmasst, dass die Einführung der Patentbox im Jahre 2020 und die höhere steuerliche Absetzbarkeit von F&E-Ausgaben in einigen Kantonen eine wichtige Rolle gespielt haben könnten.

Im internationalen Vergleich ist die Schweiz bei den F&E-Aufwendungen gut positioniert. Der Anteil an Unternehmen mit F&E-Aktivitäten stieg zuletzt an. Aus wirtschaftlicher Perspektive sind dies erfreuliche Nachrichten, zeigt doch die Vergangenheit, dass Forschung und Entwicklung eine bedeutende Voraussetzung für Produktivitätssteigerungen eines Landes sind.