Unter­nehmens­anleihen aus Schwellen­ländern

Mit den Zinsanhebungen der US-Notenbank sind die erzielbaren Renditen von in harter Währung begebenen Schwellenländer-Anleihen ebenfalls auf Höchststände gestiegen. Wieso Unternehmen aus Schwellenländern die besseren Schuldner sind als Staaten, erfahren Sie im Beitrag von Anlagespezialist Jens Schweizer.

Text: Jens Schweizer

Jens Schweizer
«Viele Unternehmen aus den Schwellenländern sind breit aufgestellt, international tätig und profitieren von natürlichen Ressourcen oder einem grossen Binnenmarkt», sagt Jens Schweizer.

Der Zinserhöhungszyklus der Zentralbanken kommt nun auch in den Industrieländern zu einem Ende. Wegen der hartnäckig hohen Inflation werden die Leitzinsen vermutlich noch längere Zeit auf dem aktuellen Niveau bleiben. Aufgrund des konjunkturellen Abschwungs, bestehender Unsicherheiten und der gleichzeitig attraktiven Renditen bleiben Obligationen mit guter Kreditqualität interessant.

Reflexartig wäre man geneigt, an vermeintlich sichere Staatsanleihen zu denken, die jedoch keineswegs unumstritten sind. Entgegen der intuitiven Annahme weisen Unternehmen aus Schwellenländern, die sich am internationalen Kapitalmarkt in harter Währung finanzieren, durchschnittlich eine höhere Kreditqualität auf als ihre Domizilstaaten. So sind in gängigen Indizes für Unternehmensanleihen Emittenten aus dem «Investment Grade»- Bereich stärker vertreten als bei Indizes für Staatsanleihen (ca. zwei Drittel gegenüber der Hälfte).

Aus Schwellenländern gelangen insbesondere die grösseren und stärkeren Unternehmen an den internationalen Kapitalmarkt, da Investorinnen und Investoren aufgrund des Entwicklungstandes dieser Volkswirtschaften generell höhere Risikoprämien verlangen. Viele dieser Unternehmen sind breit aufgestellt, international tätig und profitieren von natürlichen Ressourcen oder einem grossen Binnenmarkt.

Höchststände bei den Renditen

Mit den Zinsanhebungen der US-Notenbank sind die erzielbaren Renditen von in harter Währung begebenen Anleihen auf Höchststände gestiegen. Bei Unternehmensanleihen aus Schwellenländern in investierbaren Indizes hat die durchschnittliche Rendite auf Verfall die Marke von 8 Prozent im Oktober 2023 erneut überschritten. Gleichzeitig halten sich die Renditeaufschläge zur US-Zinskurve wacker auf dem Durchschnitt der letzten paar Jahre.

Unternehmensanleihen als defensive Variante

Kurzfristig gesehen könnten Anleihen aus Schwellenländern noch Gegenwind erfahren. Unternehmensanleihen sind allerdings gegenüber Staatsanleihen die defensivere Variante. Dafür sprechen höhere Bonitäten und geringere Zinsänderungsrisiken. Unternehmen emittieren nämlich Anleihen mit kürzerer Laufzeit, was bei der aktuell hohen Zinsvolatilität von Vorteil sein kann.

Gute Alternative für das Portfolio

Tendieren Sie bei Anlagen in Schwellenländern zur Vorsicht? Verständlich, aber Unternehmensanleihen würden Ihnen nebst Diversifikation eine defensive Einstiegsvariante in Anleihen aus Schwellenländern bei hohem Renditeniveau bieten. Unternehmen sind hier die besseren Staaten.

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