Was ist der Geldmarkt?

Festgeld, Callgeld, Repogeschäfte. Auf dem Geldmarkt finden sich Marktteilnehmende, die ihre jeweiligen Liquiditätsüberschüsse optimieren oder ihre Finanzierungsbedürfnisse zufriedenstellen möchten. Welche Möglichkeiten gibt es, am Geldmarkt zu partizipieren? Erfahren Sie mehr im Beitrag.

Text: Rolando Seger, Anlagespezialist

Für Kleinanleger mit kurzem Anlagehorizont und kleinerem Budget bieten sich Geldmarktfonds an. (Bild: makabera/pixabay)

Wer schnell und nur für eine kurze Dauer Liquiditätsbedarf hat, kann sich idealerweise auf Familie oder Freunde verlassen und sich kurzfristig und unkompliziert Geld borgen. Falls diese Option nicht besteht, bietet sich für Privatpersonen ein Klein- oder Konsumkredit an. Hat der Kreditnehmer allerdings eine schlechte Bonität, kann die Überbrückung von Liquiditätsengpässen aufgrund hoher Zinsen eine kostspielige Angelegenheit werden.

Grosse Unternehmen und Institutionen können in so einem Fall deutlich flexibler agieren. Sie haben bei kurzfristigem Bedarf die Möglichkeit, sich über den Geldmarkt Liquidität zu attraktiven Konditionen zu beschaffen.

Ein Markt ist definitionsgemäss ein Ort, an dem Angebot und Nachfrage aufeinandertreffen. Auf dem Geldmarkt finden sich Marktteilnehmende, die ihre jeweiligen Liquiditätsüberschüsse optimieren beziehungsweise ihre Finanzierungsbedürfnisse zufriedenstellen möchten.

Im Gegensatz zu Obligationen, die oft eine Laufzeit von mehreren Jahren aufweisen, werden am Geldmarkt ausschliesslich kurzfristige Finanzierungen von unter einem Jahr Laufzeit gehandelt. Dank der hohen Standardisierung des Marktes und der transparenten Bonität der Marktteilnehmenden wird am Geldmarkt Kapital effizient zwischen Kreditgebern und -nehmern vermittelt.

Repogeschäfte als Steuerungsinstrument

Für die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist ein reibungslos funktionierender Geldmarkt von elementarer Bedeutung, denn mit ihm lassen sich das Zinsgefüge und die Marktliquidität sehr gut steuern. Mit sogenannten Repogeschäften steuert die Schweizerische Nationalbank die Liquidität im Finanzsystem und damit die Versorgung der Wirtschaft mit Liquidität. Konkret bedeutet dies, dass die Nationalbank je nach geldpolitischer Ausrichtung und herrschenden Finanzierungsbedürfnissen liquiditätszuführende oder liquiditätsabschöpfende Repogeschäfte abschliesst.

Privatpersonen am Geldmarkt

Der Geldmarkt ist also ein wichtiger Handelsplatz für Unternehmen, Institutionen, Banken und die SNB. Inwiefern können aber auch Privatpersonen am Handel mit kurzfristigen Finanzierungsmitteln partizipieren? Privatanleger sowie kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) können nicht benötigte Liquidität in Form von Festgeldern oder Callgeldern kurzfristig am Geldmarkt anlegen. Beim Festgeld werden Sparer zu Kreditgebern und leihen Kapital zu einem vereinbarten Zinssatz und fester Laufzeit einem Kapitalsuchenden. Die Laufzeit des Festgelds kann dabei von ein paar wenigen Tagen bis maximal einem Jahr reichen.

Unterschied von Festgeld und Callgeld

Im Unterschied zum Festgeld gibt es beim Callgeld keine festen Laufzeiten. Es ist kurzfristig kündbar – oft sogar innerhalb von nur 48 Stunden. Ein weiteres Merkmal von Callgeld ist, dass der Zinssatz während der Laufzeit variiert und laufend dem Marktumfeld angepasst wird. Für Privatanleger stellen allerdings die veranschlagten Mindestvolumen pro Geschäft, die schnell einmal 100'000 Franken und mehr betragen können, eine beträchtliche Hürde dar. Für Kleinanleger mit kurzem Anlagehorizont und kleinerem Budget bieten sich Geldmarktfonds an. Diese sind zu einer weitaus kleineren Stückelung erhältlich und ermöglichen eine Diversifikation des Kreditnehmerrisikos. Aufgrund der recht flexiblen Laufzeiten, der hohen Bonität der Marktteilnehmenden und des naturgemäss kurzfristigen Anlagehorizonts liegen die Renditen am Geldmarkt im Vergleich zum Obligationenmarkt in der Regel tiefer.

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