Was ist eine Risikoprämie?

Täglich werden wir in allen möglichen Lebenslagen mit Risiken konfrontiert. Dabei müssen wir wichtige Entscheidungen treffen. Auch bei Finanzanlagen sind Risiken abzuwägen. Erfahren Sie mehr darüber, um was es bei der Risikoprämie, insbesondere im Zusammenhang mit Finanzanlagen, genau geht.

Text: Rolando Seger

Symbolbild Risikoprämie: Mann beim Bungee-Jumping
Für unser eingegangenes Risiko wollen wir adäquat entschädigt werden. (Bild: Getty / Justa Jeskova)

Das Leben ist ein einziges Risiko. Was auch immer der Mensch unternimmt und plant, ist stets mit Unwägbarkeiten, Gefahren und Risiken behaftet. Eine Garantie auf Erfolg oder Zielerreichung gibt es nie. In der Fachliteratur findet sich eine allgemeine Formel für Risiko. Sie lautet:

Risikowert = Eintrittswahrscheinlichkeit * Tragweite

 

In den meisten Fällen wird der Risikowert mit dem finanziellen Schaden bei Eintritt eines bestimmten Ereignisses beschrieben. Daneben gibt es selbstverständlich viele weitere Arten des Risikos: Natur- und umweltbezogene, soziale, persönliche, politische, wirtschaftliche, technische Risiken und so weiter. Ein daraus erlittener Schaden kann sehr unterschiedliche Konsequenzen nach sich ziehen. Zum Beispiel einen Reputationsschaden, einen zeitlichen Rückschlag bei einem Projekt, einen Elementarschaden oder eine Produkthaftungsklage. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.

Abwägung des Risikos

Prämien kennen wir in erster Linie im Zusammenhang mit Versicherungen, die bei potenziellen Schadensereignissen einspringen. Hier entwickeln gewiefte Mathematiker komplexe Rechenmodelle, welche die Eintrittswahrscheinlichkeiten unterschiedlicher Schadensereignisse sowie deren geschätzte finanzielle Auswirkungen darstellen. Genauso wie es die eingangs gezeigte Formel beschreibt. Es erstaunt nicht, dass die Versicherungsprämien proportional zum geschätzten Risiko und der Schadenshäufigkeiten steigen. Versicherer sind dabei gewinnorientierte Unternehmen, die dafür sorgen, dass beim Prämienvolumen abzüglich eines Selbstbehalts sowie der erstatteten Leistungen am Ende ein Gewinn resultiert.

Risikoprämien einkalkuliert

Auch bei alltäglichen wirtschaftlichen Vorgängen wie dem Bau eines Mehrfamilienhauses lauern Risiken wie Baumängel, Planungsfehler oder nicht eingehaltene Zeitpläne. Sie können beispielsweise Einkommensausfälle und Entschädigungszahlungen zur Folge haben, wenn die neuen Mieter ihre Wohnungen nicht rechtzeitig beziehen können. Oft versuchen Anbieter, sich über Klauseln in ihren allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) schadlos zu halten. Allfällige Risikoprämien sind im Kauf- oder Mietpreis einkalkuliert.

Risikoprämie bei Finanzanlagen

Nicht anders gestaltet es sich bei Finanzanlagen aus Sicht der Investoren. Anleger erwarten für das Eingehen von Risiken eine angemessene Entschädigung in Form von Renditen. Risiko bedeutet hier die Abweichung der tatsächlichen gegenüber der erwarteten Rendite. Als Aktionär ist man Mitinhaber und partizipiert nicht nur an Gewinnen, sondern trägt auch Verluste sowie markt- und unternehmensbezogene Risiken mit. Daher liegt die geforderte Rendite einer Aktie stets über der Verzinsung einer risikolosen Anlage. Diese Differenz nennt man Risikoprämie.

Auch bei Obligationen existiert eine Risikoprämie bzw. ein sogenannter Risikoaufschlag. Denn je nach Bonität des Emittenten besteht das potenzielle Risiko eines Ausfalls der vereinbarten Zinszahlungen oder bei Insolvenz die Gefahr, dass die Rückzahlung bei Fälligkeit ausbleibt. Opportunitätskosten – auch Verzichtskosten genannt – sind oft in die Risikoprämie miteingerechnet. Sie bilden den entgangenen Nutzen oder Ertrag einer Anlagealternative ab, auf die zugunsten des getätigten Investments verzichtet wird.

Kategorien

Anlegen