«Private Equity ist zentral für die globale Dekarbonisierung»

Gezielte Investitionen in Private Equity können die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft beschleunigen. Gleichzeitig sind die Renditen für Investorinnen und Investoren attraktiv. «Die Kunst ist, Rohdiamanten im Dickicht der Private-Equity-Industrie zu finden und zu veredeln», sagt Charlotte Jacobs, Senior Investment Manager Private Equity, im Interview.

«Private Equity ist gegenüber steigenden Zinsen resilienter als börsengehandeltes Beteiligungskapital», sagt Charlotte Jacobs, Senior Investment Manager Private Equity.

Charlotte, die Zürcher Kantonalbank hat jüngst einen Private-Equity-Fonds für qualifizierte Anlegerinnen und Anleger lanciert, der sich auf Investments in Dekarbonisierungs-Lösungen spezialisiert. Weshalb dieser Fokus auf Dekarbonisierung?

Es steht ausser Frage, dass die Weltwirtschaft schnellstmöglich dekarbonisiert werden muss. Wir stehen daher am Anfang einer globalen Nachhaltigkeitsrevolution. Das heisst: Der aktuelle Ausstoss von rund 40 Gigatonnen CO2 pro Jahr muss bis 2050 auf Netto-Null reduziert werden. Das erfordert jährliche Investitionen im Umfang von schätzungsweise 2'500 Milliarden Dollar, was rund 2 bis 4 Prozent des weltweiten Bruttoinlandprodukts entspricht. Der potenzielle Markt ist somit riesig und bietet zahlreiche, attraktive Anlagechancen. Unternehmen, die Technologien und Dienstleistungen für Dekarbonisierungs-Lösungen entwickeln, bieten potenziell hohe Renditen, da sie einen nachhaltigen und langfristigen Wettbewerbsvorteil sowie steigende Nachfrage geniessen. Mit unserem neuen Anlagegefäss, dem Swisscanto Private Equity Carbon Solutions Fonds, bieten wir qualifizierten Anlegerinnen und Anlegern einen einfachen, kostenoptimierten und diversifizierten Zugang zu genau diesen Opportunitäten im Private-Equity-Bereich an.

Okay, aber inwiefern braucht es dazu Private Equity?

Private Equity ist zentral für die globale Dekarbonisierung. Innovative Firmen im Bereich Dekarbonisierung benötigen vor allem in Wachstumsphasen Kapital zur Skalierung von effizienten und neuen Technologien. In diesen Phasen ist Kapital aber knapp. In diese Lücke springen Private-Equity-Investoren. Sie finanzieren die Skalierung des Geschäftsmodells und schaffen damit die Basis für Wachstum. Zusätzlich stellen Private-Equity-Investoren ihr Know-how und Netzwerk zur Verfügung.

Diese erwarten eine attraktive Rendite. Womit darf in etwa gerechnet werden?

Gemessen an der Internal Rate of Return zwischen 12 bis 14 Prozent pro Jahr netto. Dies ist eine dem Risiko entsprechende Renditeerwartung.

Inwiefern sind diese Renditen realistisch, angesichts steigender Zinsen und drohender Rezession?

Grundsätzlich gilt: Private Equity ist gegenüber steigenden Zinsen resilienter als börsengehandeltes Beteiligungskapital, da gerade in Wachstumsphasen weniger mit Fremdkapital finanziert wird. Somit sind die Firmen, in die wir investieren, weniger vom Fremdkapital abhängig. Ausserdem haben Fondsmanager die Möglichkeit, negative Inflationseffekte durch ein aktives Management ihrer Portfoliounternehmen schneller abzufedern oder auch den Exit-Zeitpunkt an günstigeren Marktumständen auszurichten.

Fakt ist aber, dass die drohende Rezession die Bewertungen nach unten drückt.

Ja, aber das hat den Vorteil, dass wir Beteiligungen günstiger als zuvor erwerben können. Ebenso ist, wie oben schon erwähnt, die Möglichkeit einer Anpassung des Exits-Zeitpunkts gegeben, da wir ja über Jahre investiert bleiben. Aktuell sind die IPO-Aktivitäten zwar eingebrochen, aber bis zu einem Exit, also nach einer voraussichtlichen Haltedauer von fünf bis sieben Jahren, sollte sich das Umfeld wieder deutlich aufhellen.

Das Wichtigste ist jedoch: Mit unserem Fokus auf Dekarbonisierung nutzen wir nachhaltige Investitionsopportunitäten, die nicht nur seitens Regulatoren starke finanzielle und gesetzliche Unterstützung geniessen, sondern auch seitens der Gesellschaft von einer steigenden Nachfrage profitieren. Die allseits sehr präsente Notwendigkeit, unabhängig von fossilen Brennstoffen zu werden, kreiert Momentum für neue Wachstumschancen. So kann sich ein thematisches Investieren in Private Equity vom Abwärtstrend absetzen. Ich bin daher überzeugt, dass gerade innovative Unternehmen, die treibhausgasreduzierende Technologien und Dienstleistungen anbieten sowie skalierbare Geschäftsmodelle vorweisen, ausreichend Kapital erhalten werden, sich durch stark wachsende Konsumentennachfrage auszeichnen und dadurch Überrenditemöglichkeiten bieten können.

Dekarbonisierung & Private Equity

Mehr Informationen zum Dekarbonisierungs-Fonds und zu Private-Equity-Aktivitäten der Zürcher Kantonalbank. 

Und weshalb ist gerade die Zürcher Kantonalbank der richtige Partner für Private-Equity-Investitionen?

Private Equity ist in der Zürcher Kantonalbank etabliert. Mit dem Wachstumsfonds Swisscanto Private Equity Growth verfügen wir über langjährige Erfahrung mit Direktanlagen in technologisch hochstehenden Wachstumsunternehmen. Beim Wachstumsfonds haben wir seit 2018 14 Investments getätigt und drei erfolgreiche Exits durchgeführt. Die Kunst ist, Rohdiamanten im Dickicht der Private-Equity-Industrie zu finden und zu veredeln. Unser zehnköpfiges Investmentteam durchkämmt daher laufend den Markt nach passenden Investitionen. Zusätzliche Fachexpertise fliesst über unser hochqualifiziertes Advisory Board aus Wissenschaft und Unternehmertum ein.

Wie geht ihr da vor auf der Suche nach den Rohdiamanten?

Hochwertige Investmentopportunitäten zu identifizieren, erfordert Expertise und langjährige und umfassende Beziehungspflege. Unser Private-Equity-Team arbeitete bereits vor dem Eintritt in die Zürcher Kantonalbank zusammen, speziell im Nachhaltigkeits-Bereich. Wir verfügen daher über einen direkten Draht zu Schlüsselpersonen weltweit, die Fonds und Unternehmen im Dekarbonisierungs-Bereich erfolgreich managen. Bei Direktinvestitionen in Europa können wir zusätzlich vom breiten und etablierten Netzwerk des Wachstumfsfonds-Teams und seiner Expertise profitieren.

Auch werden uns vor dem Hintergrund, dass die Zürcher Kantonalbank im Bereich nachhaltige Anlagen zu den Pionieren zählt, immer wieder Investitionsopportunitäten zugetragen. Weiter sind wir stetig auf der Suche nach Möglichkeiten, Deal Flow zu generieren, wie bspw. durch eine aktive Teilnahme an Branchentreffen, Fachseminaren und Konferenzen. Wir stehen daher in ständigem Kontakt mit potenziellen Kollektivanlagen und Unternehmen.

Nach welchen Kriterien gelangen potenzielle Fonds und Unternehmen in die engere Auswahl?

Wir wenden einen mehrstufigen Selektionsprozess an, dessen Basis das kontinuierliche Benchmarking der Fonds und Direktinvestitionen darstellt. Erfüllt eine Investmentopportunität unsere strikten Dekarbonisierungs- und Rendite-Anforderungen, analysieren wir den Fond oder das Unternehmen in einer mehrwöchigen Due Diligence Phase, natürlich auch vor Ort. Zur Verdeutlichung: Aus dem globalen Universum von Unternehmen und Fonds, die wir uns im Dekarbonisierungs-Bereich anschauen, kommt es in nur ca. 2-3% aller Opportunitäten zu einer Investition. Ziel ist es, in 10-12 Kollektivanlagen und 10-12 Direktinvestitionen investiert zu sein.

Der Fonds investiert also zu gleichen Teilen in ausgewählte Private-Equity-Fonds und Direktanlagen. Weshalb diese hybride Strategie?

Wir schaffen so mehrere Vorteile für unsere Investorinnen und Investoren. Wir stellen uns diversifiziert auf und beabsichtigen, global in 10-12 der besten Fonds im Dekarbonisierungs-Bereich zu investieren, da eine grössere Diversifikation im Anlageportfolio ein geringeres Risiko und eine kleinere Volatilität der Renditen bedeutet. Diversifikation hat jedoch seinen Preis, da bei Investitionen in Kollektiveinlagen zusätzliche Managementgebühren anfallen. Daher beabsichtigen wir, rund 50 Prozent des Fondsvolumens in Direktinvestitionen insbesondere in Europa zu investieren. Direktinvestitionen bieten mehr Einflussnahme und höhere Renditechancen, da keine zusätzliche Managementgebühr anfällt. Gleichzeitig sind sie jedoch auch mit höheren Risiken verbunden. Die Kombination aus Fonds- und Direktinvestments erlaubt es uns, gegebenenfalls in über 100 Portfoliounternehmen zu investieren. So können wir unseren Investoren ein breit diversifiziertes, risiko- und kostenoptimiertes Portfolio anbieten.

Wieviel Geld ist bislang in welche Fonds geflossen?

Die Zürcher Kantonalbank ist Ankerinvestor des Fonds und somit schon mit 30 Millionen Franken investiert. Dadurch haben wir in den vergangenen Monaten bereits zwei Private Equity Fondsinvestments in Höhe von je 10 Millionen Euro getätigt. Und dies bevor andere qualifizierte Investoren im First Close ihre Einlagen einbringen. Dank unserer persönlichen Beziehungen und des überzeugenden Nachhaltigkeitsfokus der Zürcher Kantonalbank konnten wir beispielsweise Zugang als strategischer Investor in einen im Private Equity seit 2007 richtungsweisenden Fonds im Sustainable Investing erhalten, obwohl dieser absolut überzeichnet war. Aktuell sind wir in der Fundraising Periode und beabsichtigen per Ende Oktober einen First Close durchzuführen. Danach bleibt der Fonds noch mindestens zwölf Monate für weitere Zeichnungen offen.

Was unternimmt eigentlich Frau Jacobs persönlich, um möglichst wenig CO2 auszustossen?

Seit mir bewusst ist, dass vor allen Dingen tierische Produkte einen großen Teil zum CO2-Ausstoss beitragen, habe ich den Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkte drastisch reduziert und bin weitestgehend auf pflanzliche Produkte umgestiegen. Zudem kaufe ich regionale Produkte ein, um Transportwege zu vermeiden. Ebenso kaufe ich vermehrt Second Hand Kleider und Accessoires ein, um die Circular Economy zu unterstützen und fahre natürlich mit dem Velo ins Büro.

Mehr zur Person

Charlotte Jacobs ist seit Anfang 2022 bei der Zürcher Kantonalbank hauptsächlich für die PE/VC Fund Investments verantwortlich. Zuvor war sie bei RobecoSAM im Private Equity Fund of Funds Bereich tätig und zuständig für das Deal Sourcing und die Due Diligence für Fonds im Ressource Efficiency-Bereich. Ebenso vertrat Charlotte Jacobs Investoren in diversen Advisory Committees und war für das Portfolio Management von über 50 internationalen Private Equity und Venture Capital Funds verantwortlich. Weitere Stationen waren GCA Altium und PwC. Den Master of Business Administration (MBA) absolvierte Charlotte Jacobs an der Freien Universität Berlin.

Disclaimer: Die vorliegenden Informationen richten sich ausschliesslich an qualifizierte Anlegerinnen und Anleger, dienen Informations- und Werbezwecken und stellen weder ein Angebot noch eine Empfehlung zum Erwerb, Halten oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder zum Bezug von Produkten oder Dienstleistungen dar. Alleinverbindliche Grundlage für die Zeichnung von Anteilen an der in diesem Interview beschriebenen Kommanditgesellschaft für kollektive Kapitalanlagen bilden deren Prospekt mit integriertem Gesellschaftsvertrag sowie deren Zeichnungsschein (auf Anfrage erhältlich bei der Swisscanto Private Equity CH II AG oder der Zürcher Kantonalbank, Bahnhofstrasse 9, 8001 Zürich).