1,8 Millionen Franken für eine 3-Zimmer-Wohnung in Wiedikon: Komplett überzogen, dem Marktniveau entsprechend oder sogar vergleichsweise günstig?
Den «angemessenen» Wert einer Immobilie zu bestimmen, ist gar nicht so einfach. Erst recht nicht bei den stark steigenden Preisen der letzten Jahre. Was gestern noch als Wucher durchging, könnte heute bereits dem Durchschnitt entsprechen, insbesondere an attraktiven, städtischen Lagen. Aber genau dieser Marktwert ist zentral bei der Hypothekenvergabe, ist er doch der Richtwert für die maximale Belehnung.
Bei der Zürcher Kantonalbank ist das Team rund um Julia Lareida, Leiterin Immobilienmodelle, für die Berechnung zuständig. Sie geschieht mit Hilfe eines komplexen, hedonischen Modells – dem HEDO. Es kommt sowohl bei der Bewertung von Stockwerkeigentum als auch Einfamilienhäusern zum Einsatz.
Alleinstellungsmerkmal HEDO
In dieses HEDO fliessen insgesamt über 35'000 Transaktionen der letzten Jahre ein. Als grösster Finanzierer im Kanton kann die Zürcher Kantonalbank dabei auf viele eigene Daten zurückgreifen. Durch Hinzunahme von Daten des Swiss Real Estate Datapool (SRED), welche Transaktionen aus der ganzen Schweiz beinhalten, ist das HEDO auch ausserhalb des Kanton Zürichs in der Lage, den Wert von Immobilien marktnah zu schätzen. Dass die Zürcher Kantonalbank über ein eigenes HEDO-Modell verfügt – und das schon seit über zwanzig Jahren –, ist im Übrigen ein Alleinstellungsmerkmal. Andere Banken nutzen üblicherweise die Dienste von externen Anbietern.
Jedes Quartal kalibriert die Bank das Modell. Das heisst: Alle verfügbaren Transaktionen inklusive des vergangenen Drei-Monats-Intervalls werden eingespeist. So stellt die Bank sicher, dass die neuesten Preisentwicklungen im Modell reflektiert sind. Daneben wird dieses jährlich noch einmal auf seine Aktualität überprüft.
«Diese quartalsweise Rekalibrierung ist immer wieder spannend. Wir erhalten einen ersten Eindruck, in welche Richtung sich der Eigenheimmarkt bewegt und welche regionalen Unterschiede es gibt», sagt die promovierte Volkswirtin Julia Lareida. So stiegen die Wohneigentumspreise im Kanton Zürich im vierten Quartal 2022 auf ein Rekordhoch, insbesondere auch in den Seeregionen; das Preiswachstum geht aber insgesamt deutlich zurück – das Ende der Negativzinspolitik zeigt Spuren.