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«Unsere KMU meistern auch diese Heraus­forderung»

Die Zürcher Kantonalbank bleibt auch in schwierigen Zeiten eine verlässliche Partnerin für ihre Kundinnen und Kunden, sagt Jürg Bühlmann, Leiter Firmenkunden. Im Interview spricht er über die Auswirkungen der US-Zölle, die Herausforderungen für KMU und die Rolle der Bank in dieser Situation.

Text: Andreas Dürrenberger / Bild: Simon Baumann

Jürg Bühlmann, die US-Zolltarife sorgen seit Anfang August für grosse Unruhe in der Schweiz. Auch bei Ihnen?

Ich glaube, diese Unruhe im Land ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass die Zölle mit 39 Prozent sehr hoch ausgefallen sind, gerade auch im Vergleich mit anderen Staaten. Mit Zöllen in dieser Höhe hatte kaum jemand gerechnet, mich eingeschlossen. Schliesslich sahen die Verhandlungen zwischen der Schweiz und den USA lange erfolgsversprechend aus. Eine Einigung mit deutlich milderen Zöllen schien in Reichweite. Ich war also vielmehr überrascht als beunruhigt.

Die Unruhe ist aber nachvollziehbar. Die Zölle sind schliesslich ein harter Schlag für die Schweizer Wirtschaft.

Wir müssen die Situation differenziert betrachten. Die Auswirkungen der Zölle werden je nach Branche und Unternehmen stark variieren. Grössere Unternehmen mit Produktionsstandorten im Ausland können den Zöllen zumindest teilweise ausweichen. Kleinere Firmen mit Produktionsstandort Schweiz und starkem US-Fokus, auch ihre Zulieferer, stehen hingegen sicherlich vor grossen Herausforderungen. Sie benötigen nun Zeit, um Lösungen zu finden. Ich bin überzeugt, dass dies vielen gelingen wird und sie diese Herausforderung – wie schon andere zuvor – meistern werden. Unsere KMU sind einfallsreich und resilient.
Die Verhandlungen zwischen der Schweizer und der US-Regierung laufen weiter. Früher oder später wird es eine Einigung geben. Zudem: Es gibt zahlreiche Güter, die von den Zöllen noch immer ausgenommen sind. Analysen zeigen, dass etwa die Hälfte aller Exporte in die Vereinigten Staaten betroffen ist. Das ist schmerzhaft, rund 20 Prozent der Schweizer Warenexporte gehen in die USA. Umgekehrt heisst das aber auch: 80 Prozent unserer Exporte gehen nicht in die USA. Die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen werden sich deshalb nach unserer Einschätzung in Grenzen halten.

Welche Auswirkungen haben die Zölle auf das Firmenkundengeschäft der ZKB?

Wir spüren momentan noch wenig Auswirkungen, dafür ist es noch zu früh. Und auch künftig rechnen wir nicht damit, dass sich dies drastisch ändern wird. Wir zählen 60'000 Unternehmen zu unseren Kunden, die meisten davon sind KMU. Nur ein geringer Teil ist von den neuen Zöllen direkt betroffen. Für jene, die es sind, ist die Situation natürlich eine zusätzliche Belastung in einer ohnehin schon herausfordernden Zeit. Der starke Franken ist beispielsweise seit Jahren ein Dauerthema. Einzelne Unternehmen spüren zudem schon länger eine abnehmende Nachfrage aus den USA und anderen Ländern. Auch güterspezifische Zölle gab es schon früher.
Was aber seit Trumps Amtsantritt nochmals deutlich zugenommen hat, ist die Unsicherheit. Die erratische Handelspolitik der USA macht Prognosen schwierig, die Verlässlichkeit fehlt. Das führt dazu, dass betroffene Unternehmen bei Investitionen zurückhaltend sind. Sie warten nun erst einmal ab, wie sich die Situation entwickelt.

Wie geht's den Zürcher KMU?

Dieser zentralen Frage geht die Studie «KMU ZH Monitor 2025» der ZKB auf den Grund. Zu den grössten Herausforderungen zählt zwar noch immer der Fachkräftemangel, aber er verliert deutlich an Relevanz. Immer wichtiger werden stattdessen die Themen Digitalisierung und künstliche Intelligenz.

Lesen Sie hier mehr dazu.

Hat die ZKB spezielle Massnahmen getroffen mit Blick auf die Zollsituation?

Gewisse Kreditbücher überwachen wir natürlich sehr genau und stehen mit den Kunden im engen Dialog. Das tun wir aber immer, wenn wir sehen, dass ein Unternehmen mit Herausforderungen zu kämpfen hat. Kommt hinzu, dass viele KMU gut gewappnet sind. Sie haben ausreichend Liquiditätsreserven, um eine Durststrecke zu überstehen. Zudem ist für uns klar, dass wir gesunden, nicht überschuldeten Unternehmen weiterhin Finanzierungen ermöglichen – falls nötig auch eine Liquiditätsüberbrückung gewähren. Wir sind für unsere Kunden eine verlässliche Partnerin, auch in unsicheren Zeiten. Wir machen nicht einfach den Schirm zu, wenn es mal regnet. Das haben wir auch in der Corona-Krise bewiesen, deren Ausmass um ein Vielfaches grösser war als die aktuelle Zollsituation.